Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) am Montag, 12. April 2021, während eines Pressestatements nach einer Videokonferenz mit Experten zur aktuellen Situation in den Wiener Spitälern. Dabei verkündete Ludwig die Verlängerung des Lockdowns in Wien bis 2. Mai.
APA/GEORG HOCHMUTH
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Coronavirus

Wien verlängert Lockdown bis 2. Mai

Wien wird den Lockdown nicht am Sonntag beenden, sondern ihn bis 2. Mai verlängern. Die Schulen werden hingegen früher wieder öffnen, sie bleiben bis 25. April im Distance-Learning, teilte Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) am Montagnachmittag mit.

Ludwig verwies auf die hohe Belegung der Intensivstationen und die höhere Verbreitung der Virusvariante B.1.1.7. Das Virus verbreite sich aggressiver und auch in anderen Personengruppen, immer öfter seien auch junge Menschen betroffen. Es sei notwendig, „die Kurve bei den Spitalspatienten zu reduzieren“, sagte Ludwig. Täglich kommen zwei bis fünf Patientinnen und Patienten mehr auf der Intensivstation in Wien dazu.

Deshalb sprach sich Ludwig für eine Verlängerung des Lockdowns bis 2. Mai aus. Handel und körpernahe Dienstleister werden so lange geschlossen bleiben. Mit 26. April soll es „wieder Präsenzunterricht in den Schulen geben“, sagte Ludwig. Der aktuelle Lockdown wäre am Sonntag ausgelaufen. Die neuen Maßnahmen seien verbunden mit der Hoffnung, dass dann schrittweise mit Testungen, Impfungen und Hygieneregeln alle Möglichkeiten der Wirtschaft wieder in Anspruch genommen werden könnten. Die Verlängerung sei eine „unpopuläre, aber notwendige Maßnahme“, so Ludwig.

Wien verlängert Lockdown bis 2. Mai

Wien wird den Lockdown nicht am Sonntag beenden, sondern ihn bis 2. Mai verlängern. Die Schulen bleiben bis 25. April im Distance-Learning, teilte Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) am Montagnachmittag mit.

Auch Niederösterreich verlängert Lockdown

Ab welcher Anzahl an belegten Intensivbetten eine Kertwende erreicht sei, wollte Ludwig nicht sagen. Es sei aber wichtig, dass die Tendenz nach oben „gebrochen“ werden müsse. Am Freitag gibt es den nächsten CoV-Gipfel der Bundesregierung mit Experten, Expertinnen und Landeshauptleuten. Ludwig hat laut eigenen Angaben auch bereits den Bund sowie die Länder – allen voran Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) und seine Amtskollegen aus dem Burgenland, Hans Peter Doskozil (SPÖ), informiert.

Niederösterreich schließt sich nun Wien bei der Verlängerung des Lockdowns an, hieß es am Montagabend in einer Stellungnahme von Landeshauptfrau Mikl-Leitner. Das Burgenland will die weitere Entwicklung der CoV-Zahlen noch beobachten. Entschieden werden soll dann am Mittwoch, hieß es aus dem Büro von Landeshauptmann Doskozil am Montagabend. Ende der Arbeitswoche steht die nächste Bund-Länder-Runde auf dem Programm, wobei das ursprüngliche Ende des Lockdowns in der Ostregion für Sonntag geplant war.

Ludwig hatte vor dem Pressestatement zu einer Videokonferenz geladen, an der neben Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) und Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr (NEOS) auch Medizinerinnen und Mediziner teilnahmen. Besprochen wurde dabei vor allem die Lage in den Spitälern. An den Beratungen nahmen am Montag auch Intensivmediziner teil.

Faßmann: „Jeder gewonnene Schultag zählt“

Wiener Maßnahmen wie Maskenpflicht an einigen öffentlichen Plätzen bleiben ebenfalls aufrecht. In welcher Form und unter welchen Voraussetzungen Handel und persönliche Dienstleistungen dann im Mai wieder öffnen werden, werde noch zwischen dem Bund und den Ländern besprochen, sagte der SPÖ-Politiker. Ludwig schloss auch nicht aus, dass die Gastronomie dann wieder aufsperren wird.

Wie es in den Schulen nun weitergeht, wird laut Ludwig noch fixiert. Es werde hier Gespräche des Wiener Bildungsstadtrats Christoph Wiederkehr (NEOS) mit – dem bereits ebenfalls informierten – Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) geben. Fraglich ist etwa noch, wie mit den derzeit geltenden Ausnahmen für Abschlussklassen umgegangen wird, hieß es. Für diese ist aktuell Präsenzunterricht vorgesehen.

Bildungsminister Faßmann betonte in einer Stellungnahme gegenüber der APA, dass er sich mit Bürgermeister Ludwig darauf geeinigt habe, dass die Schulen am 26. April und damit als erste wieder öffnen. „Jeder gewonnene Schultag zählt in dieser Pandemie doppelt“, so der Minister. Er sei mit Ludwig einig, dass die Bildungsschere nicht weiter aufgehen dürfe. Außerdem würden die Schulen auch einen Beitrag zur Pandemiebekämpfung leisten. An den Volksschulen werde dreimal in der Woche getestet, großteils würden nun auch qualitativ hochwertigere Tests eingesetzt. „So erreichen wir Gruppen, die sonst nie zu den Testungen gehen.“

Wiederkehr: „Schmerzhafter Kompromiss“

Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr sprach in einer der APA übermittelten Stellungnahme von einem „schmerzhaften Kompromiss“. Die Lage in den Wiener Spitälern sei nach wie vor sehr ernst. Es habe die klare Empfehlung von Expertinnen und Experten gegeben, weiter strikte Maßnahmen zu setzen. „Als Bildungsstadtrat habe ich in den vergangenen Tagen sehr darum gekämpft, ein klares Zeichen zu setzen. Denn jeder weitere Tag, an dem die Schulen geschlossen sind, geht auf Kosten der Zukunftschancen unserer Kinder“, betonte Wiederkehr. Die Schulen würden nun als erste wieder öffnen. Damit werde Klarheit und Perspektive für Eltern, Kinder und Pädagogen geschaffen.

Klare Ablehnung äußerte hingegen der Wiener FPÖ-Chef Dominik Nepp. Der von Ludwig verlängerte Endloslockdown habe „verheerende wirtschaftliche und gesellschaftliche Auswirkungen“, zeigte er sich in einer Aussendung überzeugt. Es sei verabsäumt worden, rechtzeitig Maßnahmen zu setzen, um die Spitalskapazitäten auszubauen: „Diese Lockdown-Verlängerung wird keine Menschenleben retten, aber viele weitere Handelsunternehmen in den Ruin treiben und damit zigtausende Menschen zusätzlich in die Arbeitslosigkeit führen.“ Nepp forderte sofortige kontrollierte Öffnungsschritte, insbesondere in den Außenbereichen.

Geringerer Anstieg bei Neuinfektionen

In Wien gab es laut den Daten von Innen- und Gesundheitsministerium am Montag einen neuen Höchststand von 245 mit Coronavirus-Patienten belegten Intensivbetten. Wie Gesundheitsstadtrat Hacker am Montagvormittag in einer Pressekonferenz erläuterte, ist aber auch in den Normalstationen die Lage schwierig. Hacker sprach von einer „super angespannten Situation“.

Die Zahlen deuteten zwar darauf hin, dass man ein stabiles Plateau erreicht habe, „es ist aber noch zu früh, das als Trend zu sehen“, sagte der Ressortchef. Der Anstieg bei den Infektionszahlen sei geringer geworden, die Entwicklung in den Spitälern hinke hier aber rund zwei Wochen hinterher, betonte er.

Viele Patienten nicht aus Wien

Hacker machte auch keinen Hehl daraus, dass er „nicht glücklich“ sei mit dem Anteil der nicht aus Wien stammenden Patientinnen und Patienten in den Spitälern der Bundeshauptstadt. Dieser betrage im Schnitt 20 Prozent, im Allgemeinen Krankenhaus sogar 40 Prozent. Man werde „niemand rausschmeißen“ aus den Spitälern, versicherte er, bei den Neuaufnahmen sei das aber schon Thema, deutete Hacker hier ein restriktiveres Vorgehen an.

Pflegekräfte am Limit

Die Patientinnen und Patienten in den Intensivstationen werden immer jünger. Barbara Lindner arbeitet auf der Intensivstation im Krankenhaus Göttlicher Heiland. Derzeit muss sie oft 60 Stunden pro Woche arbeiten, sagte sie im Ö1-Morgenjournal. Für die Betreuung von Covid-19-Patienten braucht es fast doppelt so viel Personal. „Uns geht jetzt echt nach einem Jahr die Luft aus, nicht nur mir, auch allen anderen Kolleginnen, und wir sind sehr viele Mütter gerade im Team.“

Besonders belastend sind die immer jüngeren Patienten. Erst vor Kurzem musste ein 37 Jahre alter Mann in künstlichen Tiefschlaf versetzt werden. „Der Patient hat natürlich Todesangst gehabt, hat zu weinen begonnen, und da ist es mir so gegangen nach 22 Jahren, dass ich da wirklich Gänsehaut hatte und dass ich da mitweinen musste.“ Darauf die richtigen Antworten zu finden sei unmöglich.

Es gebe Momente, in denen man nicht wisse, wie man den Dienst überstehen könne, sagte die 27-jährige Pflegerin Olivia Damerau. „Ich habe Angst davor, wie sich das ausgehen soll in Zukunft, wenn noch mehr Patienten kommen. Ich habe Angst davor, dass die Patienten immer jünger werden. Und ich habe Angst davor, dass es sich irgendwann nicht mehr ausgeht.“ Ans Aufhören denkt sie aber nicht.