Ein Postzusteller legt ein Paket in das Vorzimmer eines Kunden
Nuki Home Solutions
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Wirtschaft

Post will in Vorzimmer zustellen

Die Österreichische Post will künftig Pakete auch bei Abwesenheit direkt in die Wohnung zustellen. Die Zusteller sollen künftig über ein elektronisches Türschloss bis in die Vorzimmer der Empfängerinnen und Empfänger kommen.

Mit dem Projekt wolle man dem gelben Zettel den Kampf ansagen, sagte Post-Paketvorstand Peter Umundum am Montag bei einer Online-Pressekonferenz. Mit einem gelben Zettel werden Kundinnen und Kunden bei einem erfolglosen Zustellversuch benachrichtigt, wo sie ihr Packerl abholen können.

Die Paketflut wächst insbesondere im privaten Bereich, durch die Vorzimmerzustellung soll die Erstzustellungsquote von 94 Prozent angehoben werden. Im ländlichen Bereich gehe die Quote bereits gegen 100 Prozent, in den Städten gebe es „Verbesserungsbedarf“, räumte der Post-Vorstand für Paket und Logistik, Umundum, ein. Nun werden 100 Testerinnen und Tester gesucht, die das System bis Dezember erproben.

Kooperation mit Smart-Lock-Hersteller und A1

Die Post hat dazu heute eine Kooperation mit Nuki Home Solutions und A1 vorgestellt. Nuki Home Solutions ist nach eigenen Angaben Marktführer in Europa in dem Bereich und hat bereits 175.000 „smarte“ elektronische Schlösser installiert, die etwa bei der Kurzzeitvermietung von Wohnungen genützt werden.

Die elektronische Vorrichtung wird an der Innenseite der Wohnungstüre montiert, dann kann der Zusteller von außen mit einer Nuki-App an seinem Handheld die Türe öffnen. Sorgen um die Einbruchssicherheit brauche man sich keine machen, das System sei verschlüsselt und von außen nicht erkennbar, erklärte Nuki-CEO Martin Pansy. Gegenüber dem „Standard“ wurde zudem betont, dass die Österreichische Post haftet, falls es zu Problemen kommen sollte.

Post will in Vorzimmer zustellen

Die Österreichische Post will künftig Pakete auch bei Abwesenheit direkt in die Wohnung zustellen. Die Zusteller sollen künftig über ein elektronisches Türschloss bis in die Vorzimmer der Empfängerinnen und Empfänger kommen.

Zusteller werden gefilmt

Die Zustellung bzw. der Postbote kann bei seiner Arbeit auch mittels einer im Vorzimmer installierten Kamera live oder im Nachhinein beobachtet werden. „Sobald die Türe geöffnet wird, schaltet sich die Videokamera ein, und Sie können am Smartphone mitbeobachten, wie das Paket abgestellt wird und die Türe dann auch wieder geschlossen wird“, sagte der CEO von A1 Telekom Austria, Marcus Grausam.

Die Vorzimmerzustellung finde ausschließlich durch die Stammzusteller statt. Der Vorteil für die Kunden ist laut Post-Vorstand Umundum, dass das Paket auch bei Abwesenheit direkt in der Wohnung auf der „Paketmatte“ landet. Das Türschloss könne auch nach der Montage des elektronischen Türöffners nach wie vor ganz konventionell mit dem Schlüssel geöffnet werden, versicherte Nuki-CEO Pansy.

Bewerbungsfrist läuft bis zum 23. Mai

Vor der geplanten Einführung werden 100 Testerinnen und Tester gesucht, die die neue Zustellmethode bei sich zu Hause erproben. Bewerben können sich Personen ab 18 Jahren mit Zustelladresse in Wien, Niederösterreich oder Graz, die die technischen Voraussetzungen für die Installation des elektronischen Schlosses erfüllen.

Die Bewerbungsfrist dauert bis zum 23. Mai, Interessenten können sich im Internet auf der Post-Website melden. Der Testzeitraum läuft von Juli bis Dezember 2021. Das elektronische Schloss und optional A1-Smart-Home-Geräte werden für den Test zur Verfügung gestellt. Die Teilnehmer lernen vor Beginn ihren Zusteller kennen und erhalten auch ein Gratis-Jahresabo „AllesPost“.

Wie viel die Kundinnen und Kunden dann für das Angebot zahlen müssten, wenn sich die Post zur Einführung entschließt, steht derzeit noch nicht fest. „Man muss schauen, wie sich das entwickelt und das Interesse ist“, sagte ein Postsprecher auf Nachfrage.

Kofferraumzustellung nicht für private Kunden

Es ist nicht das erste Mal, dass die Post mit ungewöhnlichen Zustellmethoden auf sich aufmerksam macht. 2016 testete das Unternehmen die Zustellung in den Kofferraum von Fahrzeugen. Die Kunden gaben ein bestimmtes Auto für die Zustellung an. Der Postler konnte via App den Ort des geparkten Fahrzeugs orten. Dann entriegelte er mit einem Identifikations- und Berechtigungssystem den Kofferraum. Das Paket wurde direkt ins Fahrzeug gelegt. Anschließend erhielt der Empfänger oder die Empfängerin eine E-Mail, SMS oder App zur Information über die Zustellung.

Richtig durchgesetzt hat sich die Kofferraumzustellung aber nicht. „Es ist eine Sonderlösung, die hauptsächlich im Bereich von Baustellen zum Einsatz kommt“, sagte der Postsprecher. Für den Einsatz bei Privatkunden habe „es zu wenig Rückmeldung gegeben“. Und so hofft die Post nun auf die Vorzimmerzustellung, die zumindest laut dem Sprecher „wesentlich einfacher“ sei als jene in den Kofferraum.