Die beiden Gründe sind Honorierung und hochgradige Spezialisierung. Von der Versorgung von Frühgeburten bis hin zu der von übergewichtigen 18-Jährigen öffne sich eine Vielzahl an Spezialisierungsmöglichkeiten, die auch gerne genützt werden, sagte der Sprecher der Kinderärzte, Peter Foitl.
Der zweite Grund sei das seit langem nicht mehr angepasste Honorarsystem.
Die Honorare für den Mutter-Kind-Pass sind demnach seit 1994 nicht mehr an die Inflation angepasst worden. Das würden viele Ärztinnen und Ärzte sehen und es vorziehen, im Spital statt in einer Praxis zu arbeiten.
Rein rechnerisch fehlen etwa 14 Ärzte
Beides ist laut Foitl natürlich für die allgemein zugängliche, niederschwellige Versorgung von Kindern eine Katastrophe. Die Folge: Waren vor zehn Jahren noch 91 Kinderkassenärzte in Wien tätig, so sind es derzeit 76. Die Zahl ist also deutlich zurückgegangen. Er schätzt, dass man derzeit rund 90 Kinderkassenärzte und -ärztinnen benötigen würde, um eine niederschwellige Versorgung ohne Wartezeiten bieten zu können. Und die Stadt wächst ja weiter.
Um die Misere zu beseitigen, wären mehr Kassenstellen nötig. Derzeit aber sei pandemiebedingt alles zurückgeschraubt. Was man fördern sollte, seien Praxen, in denen jeder Arzt, jede Ärztin in einem Team seine speziellen Fähigkeiten einbringen könnte, also zum Beispiel Kardiologie, Pullmologie und andere in einem Team. Und zweitens wäre es „ein Zeichen der Wertschätzung“, die Honorare endlich an die Inflation anzupassen.
Wartelisten auf Ausbildungsstellen
Interessenten für den Beruf des Kinderkassenarztes gebe es genug, gab sich Foitl überzeugt: „Wir haben Wartelisten auf Ausbildungsstellen, die Kollegen möchten das machen, aber man muss den Stellenwert einer Kassenpraxis deutlich aufwerten.“ Außerdem sollten angehende Kinderärzte und -ärztinnen bereits zu Beginn ihrer Ausbildung eine Lehrpraxis in Kinderarztpraxen machen dürfen. Derzeit fände die Ausbildung ausschließlich im Krankenhaus statt.