Ein neues Dach für eine Pergola im Park, eine Wasserspielanlage im Lichtentalerpark bis hin zur Heizung mit erneuerbarer Energie: Die SPÖ sucht möglichst viele Wege aus der Klimakrise, zuletzt am Mittwoch bei einer virtuellen Klubklausur. So werden für Klimaprojekte der Wiener Bezirke in den nächsten fünf Jahren insgesamt 100 Millionen Euro an Förderungen bereitgestellt. Denn längst sind die steigenden Temperaturen in Wien spürbar. 2020 war das fünftwärmste Jahr in der Messgeschichte.
Auch die Hitzetage, das heißt Tage mit über 30 Grad, nehmen in Wien deutlich zu. Zwischen 1961 und 1990 gab es im Schnitt 9,6 Hitzetage pro Jahr, 2017 bis 2019 waren es bereits 37 bzw. 38 Tage. Eine Studie der ETH Zürich prognostizierte, dass die Temperatur im Sommer in Wien bis zum Jahr 2050 um 7,6 Grad steigen werde, sofern man nicht gegensteuert. Die Temperatur in Wien wäre dann mit der rund 1.000 Kilometer südöstlich gelegenen Stadt Skopje vergleichbar.
100 Millionen Klimaförderung für Bezirke
Wien rüstet sich mit großen und kleinen Projekten dafür, bis 2040 CO2-neutral zu sein. Die Wiener Bezirke sollen dafür rund 100 Millionen Euro an Förderungen bekommen.
Bis zu 80 Prozent der Kosten gefördert
Damit es nicht so weit kommt, rief die SPÖ das neue Förderprogramm „Lebenswerte Klimamusterstadt“ ins Leben. Stadt und Bezirke setzen dabei auf Maßnahmen wie Begrünung, Kühlung, Entsiegelung von Beton- und Asphaltflächen, Beschattung, mehr Wasser und den Ausbau von Parks. Die Rede ist vom „bisher größten Klima-Förderprogramm in der Geschichte Wiens“.
Konkret werden in dieser Legislaturperiode 100 Millionen Euro an Förderungen für nachhaltige Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel und für mehr Lebensqualität in den Bezirken ausgeschüttet. Bis 2025 stehen somit pro Jahr 20 Mio. Euro Förderung zur Verfügung. Je nach Projekt fördert die Stadt 40, 60 oder 80 Prozent aus dem neuen Klimatopf. Die Untergrenze für förderbare Maßnahmen liegt bei 15.000 Euro.
Viele Projekte sollen auch soziales Klima schützen
Cooling Spots etwa sollen das Leben in der Hitze der Stadt erträglicher machen. Das sind bepflanzte und beschattete Räume, in denen Nebelduschen für Abkühlung im Inneren um bis zu sechs Grad gegenüber den Außentemperaturen sorgen. Ergänzt werden Cooling Spots mit „Klimabäumen“. Diese rund drei Meter hohen Nebelduschen mit einem Durchmesser von bis zu 2,2 Metern kühlen auch die weitere Umgebung des Cooling Spots mit Sprühnebel. Dazu kommen noch Pflanzen und Sitzgelegenheiten, so wie es etwa bereits am Schlingermarkt in Floridsdorf schon realisiert ist.
Coole Parks, eine Baumoffensive mit 25.000 Bäumen bis 2025, neue Begrünungsmodule, um Asphaltflächen im Straßenbereich aufzubrechen und andere Maßnahmen mehr sind Instrumente der Klimaprojekte Wiens. Alle diese Maßnahmen vereint bieten auch sozialen Klimaschutz, denn der Großteil der Wienerinnen und Wiener kann sich nicht selbst vor den Folgen des Klimawandels schützen. Mit all den Maßnahmen würden aber bessere Lebensbedingungen für alle Menschen in der Stadt geschaffen, betonten Planungsstadträtin Ulli Sima und Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky (beide SPÖ).
Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb
Zu den aktuellen Klimavorhaben der Stadt ist Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb zu Gast bei „Wien heute“.
Kromp-Kolb: „Springbrunnen ersetzen keine CO2-Reduktion“
Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb sieht derartige Maßnahmen nur als – durchaus bedeutenden – Teil eines umfassenden Klimapakets an: „Das eine ist eine Anpassungsmaßnahme, die Stadt kühl zu halten. Das ist wichtig, aber nur ein Teil. Das andere sind Emissionsreduktionen. (…) Aber ich kann Co2-Reduktion nicht durch Springbrunnen und kühle Plätze ersetzen. Die kühlen Plätze sind wichtig, gesundheitlich und psychisch, aber es ist nicht dasselbe wie dass ich die Emissionen reduziere“, sagte Kromp-Kolb in „Wien heute“.
Sie betonte die unterschiedlichen Dimensionen der beiden Maßnahmen. Man müsse sich anpassen an die veränderten Bedingungen, es werde deutlich wärmer und ungemütlicher werden an vielen Tagen in Wien, „aber gleichzeitig muss man die Emissionen reduzieren. Das wirkt sich nicht unmittelbar auf Wien aus, sondern das wirkt sich nur über das globale Klima auf Wien aus – aber es muss halt jeder sein Schärflein beitragen“. Und neben Wien müsse auch der Bund mitziehen und auf Bundesebene entsprechende Gesetze und Vorgaben machen.