Mietvertrag mit Wohnungsschlüssel
APA/Barbara Gindl
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Coronavirus

Mieten fällig: Tausende Delogierungen drohen

In ganz Österreich könnten etwa 17.000 Mieterinnen und Mieter von Delogierungen betroffen sein, davon etwa ein Drittel in Wien. Der Grund sind laut Volkshilfe auch Zahlungen von Mietrückständen, die jetzt fällig werden.

Mieten aus dem zweiten Quartal des Vorjahrs konnten laut Gesetz gestundet werden, mit Ende März ist diese Frist ausgelaufen. Jetzt sind also diese Mieten fällig, zusätzlich zu den laufenden Kosten, und das bei weiterhin andauernder Pandemie mit vielen Arbeitslosen.

„Wir dürfen keine Verschuldensfrage suchen, weder bei Vermietern noch Mietern, sondern nur fragen: Wo ist die Lösung? Und die Lösung ist ein bundesweiter Soforthilfefonds mit hundert Millionen Euro“, schloss sich Tanja Wehsely, Geschäftsführerin der Volkshilfe Wien, einer Forderung der Arbeiterkammer an. Auch weil das Ende der Pandemie nicht absehbar sei, seien außerordentliche Hilfsmaßnahmen notwendig, so Wehsely gegenüber Radio Wien.

Betroffene auch in der Mittelschicht

Mietzinsrückstände sind allein in Wien im Vorjahr um 20 Prozent gestiegen, auch deshalb könnte sich die Zahl der Delogierungen bis Jahresende im Vergleich zum Vorjahr verdoppeln. Die Pandemie erfordert für Wehsely „eine Kraftanstrengung, um Menschen ihren Wohnraum zu sichern. Meistens ist der Schlüssel zur Wohnraumsicherung, einen besser dotierten Job oder eine günstigere Wohnung finden. Selbst gute Angebote aus dem sozialen Wien können in der Pandemie nicht greifen.“

Auch in der Wohnungskrise sind teilweise Menschen betroffen, die sich bis zum Beginn der Pandemie nicht vorstellen konnten, Hilfsorganisationen um Unterstützung bitten zu müssen. „Das reicht schon bis in die Mittelschicht, bedingt durch die hohe Arbeitslosigkeit und die hohe Kurzarbeitsrate“, so Wehsely.

Dazu kommt weiterhin die Unsicherheit über die Zukunft, weil noch nicht absehbar ist, wie lange die Pandemie und deren Auswirkungen dauern werden, so Wehsely: „Die Mischung aus der Länge der Pandemie, dem Lockdown, mit wirklich geringeren Einkommen – das kann sich jeder ausrechnen, dass sich das auch für Menschen, die man sich nicht als arm vorstellt, einfach nicht mehr ausgeht.“

Volkshilfe unterstützt mit FAWOS

Auch der Österreichische Verband der Immobilienwirtschaft (ÖVI) unterstützte zuletzt den Ruf nach einem Hilfsfonds. Die Volkshilfe Wien unterstützt Betroffene in allen Fragen rund ums Wohnen mit der Fachstelle für Wohnungssicherung (FAWOS). Beratungen erfolgen freiwillig und kostenlos. Themen sind unter anderem Probleme bei Mietzahlungen, gerichtlichen Kündigungen oder Räumungsklagen, aber auch Fragen zu Befristungen und Verlängerungen von Mietverträgen.