Ex-Grünen-Chefin Eva Glawischnig
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Glawischnig: „Man braucht Batterien auf“

Ihre „Lebensqualität ist sicher um 90 Prozent“ gestiegen, seit sie die Politik verlassen hat, sagt Ex-Grünen-Chefin Eva Glawischnig „Bei Budgen“ in „Wien heute“. Denn in der Spitzenpolitik brauche „man seine Batterien auf“. Ihren Folgejob bei Novomatic verteidigte sie indes.

Am 18. Mai 2017 hat Glawischnig ihren Rücktritt aus der Spitzenpolitik bekanntgegeben. Seither habe sich ihre Lebensqualität „um 90 Prozent“ verbessert. Denn „sehr anstrengend ist die ständige Erreichbarkeit und Verfügbarkeit. Die Kinder waren schon immer genervt, weil ich am Wochenende ununterbrochen telefoniert habe. Man weiß dann Montagfrüh gar nicht, was man das Wochenende über gemacht hat. Es ist alles in einer Wurst, 24 Stunden, sieben Tage die Woche“, sagte Glawischnig.

Hinzugekommen sei, dass sie die Grünen ja damals in der Opposition geführt habe. „Das ist noch einmal das Bohren von dicken Brettern“. Gleichzeit könne man, „wenn es gut geht, auch was durchsetzen und auch was Neues schaffen. Aber man kann es nur für bestimmte Zeit machen, glaube ich“, sagte die gebürtige Kärntnerin. Wenn man sage, Beruf und Kinder sei „alles vereinbar, das stimmt so eigentlich nicht. Man braucht schon die Batterien auf. Nachhaltig ist das sicher nicht“.

Langfassung: „Wien heute“-Interview mit Eva Glawischnig

Beziehung zu Peter Pilz „war schwierig“

Zu ihrem Rücktritt hätten sie auch Warnzeichen ihres Körpers bewogen. „Es kam einfach ansatzlos ein allergischer Schub, das Gesicht war aufgequollen. Ich musste mit der Rettung ins AKH gebracht werden, weil ich nichts mehr gesehen habe. Da habe ich gewusst, ich muss etwas tun und raus aus dem Stress. Es ist bis heute ungeklärt, warum das so explodiert ist“.

Man könne es außerdem „nur eine gewisse Zeit aushalten, dass du bewertet wirst. Von der Öffentlichkeit bewertet, von den eigenen Leuten bewertet“. Geärgert hätten sie auch Medienberichte mit anonymen Quellen. „Wenn Kritik offen geäußert wird kannst Du dagegen was machen. Aber das ist auch ein beliebtes Spiel der Medien. Wer weiß, ob das auch immer so gesagt wurde“.

Angesprochen darauf, ob es jemanden gab, der ihr das Leben nicht leicht gemacht hat, sagte Glawischnig: „Meine Beziehung zu Peter Pilz, das war schwierig. Er hat mich über viele Jahre immer wieder heftig kritisiert. Und das ist schon schwer, wenn Du immer wieder den ganzen Laden ziehst“. Heute habe sie keinen Kontakt mehr zu ihm.

Tätigkeit für Novomatic „extrem spannend“

Nach ihrem Ausstieg aus der Politik heuerte sie beim Glücksspielkonzern Novomatic an. Das brachte ihr auch viel Kritik ein. Zu ihren Aufgaben habe „Nachhaltigkeit und Spielerschutz in mehreren Ländern“ gezählt. Und „wer Jugendliche mit Smartphones gesehen hat, weiß, was es für eine wichtige Frage ist, Suchtpotenziale gerade in dem Bereich zu erkennen und Gegenmaßnahmen zu setzen“.

Ihre Tätigkeit für Novomatic sei „extrem spannend“ gewesen und sie habe auch „tolle Leute“ kennengelernt. „Es gibt nicht nur Schwarz oder Weiß, es gibt nicht Gute und Böse. Man muss alle verstehen lernen. Ein Perspektivenwechsel ist immer sehr, sehr wichtig. Ohne Brüche wäre mein Leben auch langweilig“, sagte Glawischnig. Der berufliche Wechsel in den Glücksspiel-Bereich ist aber zu Ende. Glawischnig verlässt Novomatic endgültig und will sich nach ihrer Bildungskarenz selbstständig machen, um als Nachhaltigkeitsberaterin zu arbeiten.