Chronik

Leiner-Haus wird abgerissen und zum KaDeWe

Nächste Woche startet eines der größten Bauprojekte der Innenstadt. Der Immobilien- und Handelskonzern Signa wird bis Herbst 2024 im ehemaligen Leiner-Flaggschiff auf der Mariahilfer Straße ein Kaufhaus nach Vorbild des Berliner KaDeWe samt Hotel und Park am Dach errichten.

Ab 26. April ist keine Durchfahrt mehr durch die Karl-Schweighofer-Gasse möglich, ab Mitte Mai beginnen die Abrissarbeiten. Erste Innenabrissarbeiten haben aber schon begonnen. „Die Abbrucharbeiten dauern vier bis fünf Monate. Ende September bzw. Anfang Oktober steht dort nur noch die historische Fassade entlang der Mariahilfer Straße“, sagte Signa-Geschäftsführer Christoph Stadlhuber am Dienstag.

Über die Mariahilfer Straße selbst sollen nur in Ausnahmefällen Schwertransporte geführt werden. Über die gesamte Bauzeit – also rund dreieinhalb Jahre – erfolgen Baustellenzufahrt und -abfahrt sonst über die Karl-Schweighofer-Gasse. Gebaut wird unter der Woche zwischen 7.00 und 18.00 Uhr, an Samstagen ist zwischen 7.00 und 15.00 Uhr Betrieb.

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Rendering „KaDeWe Wien“
APA/Signa/K18
Auf dem Dach ist ein für die Öffentlichkeit zugänglicher Garten geplant
Rendering „KaDeWe Wien“
APA/Signa/K18
Gastronomie unter freiem Himmel darf nicht fehlen
Rendering „KaDeWe Wien“
APA/Signa/K18
So soll das neue Kaufhaus laut aktuellen Visualisierungen aussehen
Leiner-Gebäude auf Mariahilferstraße im Jänner 2021
APA/Roland Schlager
Das Leiner-Haus vor dem Abriss, der im Mai gestartet ist (Bild von Jänner 2021)

„Intensive Gespräche“ mit Nachbarn

Mit den umliegenden Nachbarn seien „intensive Gespräche“ geführt worden, sagte Stadlhuber. Die Gegend wird in den nächsten Jahren zur Dauergroßbaustelle, zudem in der Nähe auch die U5 gebaut wird. Kein grünes Licht gibt es derzeit noch für den direkten Zugang zum angrenzenden Museumsquartier.

„Da sind wir in Gesprächen und Verhandlungen“, so Stadlhuber. Es spieße sich noch an einem Denkmalschutzthema sowie Gärten mit vier großen Bäumen, durch die man hindurchgraben müsste.

Kein Ersatzstandort für Leiner

Der Möbelhändler Leiner, der im Eigentum von Signa von Rene Benko steht, musste sein Stammhaus für das Megaprojekt hingegen schon vor einigen Monaten räumen. Einen Ersatzstandort dafür gibt es nicht, die verlorenen Umsätze auf der „Mahü“ würden durch andere Standorte aufgefangen, zudem seien kleinere Filialkonzepte geplant, sagte Stadlhuber. 100 der 130 Leiner-Beschäftigten seien in anderen Filialen untergekommen.

Neuer Name noch nicht bekannt

Warenhaus, Gastronomie und Hotel würden aber in Summe rund 800 neue Jobs schaffen, sagte der Signa-Manager. Das Wiener „KaDeWe“ – der offizielle Name wurde noch nicht verraten – soll in acht Stockwerken und auf 20.000 Quadratmetern Verkaufsfläche einen „Erlebnisfaktor“ bieten, wo die Menschen neben shoppen und essen auch Beautybehandlungen, Friseurtermine und sogar medizinische Behandlungen machen können.

Die Betreiber wollen im Kaufhaus auch Pop-up-Stores junger Labels einrichten sowie Shoppingevents und Modeschauen veranstalten. Mit dem Mix an unterschiedlichen Angeboten sowie verschiedenen Gastronomiekonzepten sieht Stadlhuber das Kaufhaus auch in diesen Zeiten zukunftsträchtig. „Der stationäre Handel wird immer einen Faktor in den Städten spielen.“

Hotel mit 150 Zimmern im höherpreisigen Segment

Handel und Tourismus leiden derzeit besonders unter den Folgen der CoV-Krise, die Stadthotellerie dürfte erst in zwei bis drei Jahren wieder das Niveau von vor der Krise erreicht haben. „Bis dorthin sind wir mit dem Bau fertig“, schöpft Stadlhuber Hoffnung. Teil des Projekts ist auch ein Hotel mit 150 Zimmern im höherpreisigen Segment. Der Betreiber steht seit Sommer 2020 fest und soll demnächst bekanntgegeben werden.

Baustart für das Wiener KaDeWe

Im Mai fahren die Bagger auf und machen den Leiner auf der Mahü zur Geschichte. Mehrere Monate werden die Abrissarbeiten dauern. Das fertige KaDeWe mit Dachterasse soll im Hebst 2024 in Betrieb gehen.

„Diese Brand glaubt an den Standort Wien und an die Marke Wien. Der Tourismus wird demnächst wieder anspringen“, so Stadlhuber. Neben Wien soll auch in Düsseldorf ein neues Warenhaus entwickelt werden. KaDeWe in Berlin gehörte früher zu Karstadt und ist mittlerweile im Besitz der Signa-Gruppe sowie der thailändischen Central Group – genauso wie das Alsterhaus in Hamburg und das Warenhaus Oberpollinger in München.

Nachfrage nach hybriden Wohn-Büro-Modellen

Abgesehen von dem Wiener Warenhaus hat Signa in Österreich aktuell zahlreiche Wohn- und Büroimmobilienprojekte am Laufen. Seit Ausbruch der CoV-Pandemie bemerkt Stadlhuber Veränderungen in den Nutzungen. „Wohnungen brauchen nun unbedingt Freiflächen. Vor Corona gab es auch eine starke Tendenz, dass die Wohnungen kleiner wurden. Mit dem Homeoffice hat sich das geändert.“

Bei einem Projekt im Wiener Stadtteil „Quartier Belvedere“ würden bereits hybride Modelle umgesetzt. „Da wohnt jemand zum Beispiel im 14. Stock und hat im gleichen Haus eine Bürofläche“, erzählte Stadlhuber.