Ein Taxischein und ein Taxameter
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Verkehr

Nur ein Fünftel schafft Taxischeinprüfung

Der Streit zwischen den Taxiunternehmen und Uber beruhigt sich nicht. Neben dem Streit über den Preis kommen jetzt neue Fronten dazu – etwa über die Prüfung zum Taxischein. Eine Auswertung zeigt: Momentan besteht nur knapp ein Fünftel die Prüfung.

„Wie verläuft die Zweierlinie?“ oder „Wo sind die Wiener Taxistandplätze?“ Fragen wie diese sind Teil der Taxilenkerprüfung an der Wiener Wirtschaftskammer, an deren Ende die Teilnehmerinnen und Teilnehmer den Taxischein erhalten. Jedoch nur, wenn sie die Prüfung bestehen, und das tun momentan nicht viele.

Dabei treten so viele wie noch nie an. 2019 waren über das gesamte Jahr 388 Personen zur Taxilenkerprüfung angetreten. Heuer versuchten in den ersten drei Monaten bereits 450 Personen ihr Glück. Die wenigsten bestanden aber – laut Zahlen der Wiener Wirtschaftskammer nur rund jeder Fünfte.

Neues Taxigesetz seit 1. Jänner

Um die Ursachen zu erklären, muss man etwas ausholen. Seit dem 1. Jänner gilt das neue Gelegenheitsverkehrsgesetz – darin sind das Mietwagen- und Taxigewerbe neu geregelt. Damit sollte der Streit zwischen den Taxiunternehmen und Konzernen wie Uber, Bolt und Co. geschlichtet werden, indem für alle dieselben Regeln gelten – von den Preisen bis eben zum Taxischein.

Ein Handy mit der Uber-App vor einem Taxischild
APA/Hans Punz
Der Streit zwischen Uber und Taxi schwelt schon seit Jahren – eine Entspannung mit dem neuen Gesetz gab es nicht

Nicht Pflicht sei der Besuch einer Taxischule, erklärt Taxischulenbetreiber Leopold Kautzner. Seine Taxischule ist an den Taxivermittler 40100 angeschlossen. Derzeit dürfen zwölf Personen gleichzeitig an den Unterrichtseinheiten teilnehmen, wegen der Coronavirus-Sicherheitsmaßnahmen. Überrannt werde man aber ohnedies nicht: „Was alle geglaubt haben, dass wir den großen Ansturm haben – den haben wir nicht. Wenn ich vorher Mietwagen gefahren bin, kann ich direkt zur Prüfung gehen.“

Taxi gegen Uber

Uber-Fahrer müssen zwar einen Taxischein vorweisen, dafür aber keine Ausbildung absolvieren. Diese Kritik kommt von den Taxischulen. Uber sieht im Auswendiglernen von Stadtplänen allerdings wenig Sinn. Ein Gewerbe und doch unterschiedliche Ansichten.

Schleichwege durch die Stadt – braucht Uber nicht

In seiner Schule wird mit einem 100-seitigen Skriptum gearbeitet, zusätzlich stellt die Wirtschaftskammer einen 65-seitigen Lernbogen zur Verfügung. Eine Woche lang – täglich von 9.00 bis 17.00 Uhr – werden in der Taxischule etwa Tarifbestimmungen und Schleichwege durch die Stadt gelernt. Das sei notwendig, findet Kautzner. Immerhin kennen Smartphone-Apps zum Beispiel keine Taxispuren.

Gegenteiliger Meinung ist Martin Essl. Er ist Geschäftsführer von Uber Österreich. „Eine Zertifizierung der Fahrer aus Qualitäts- und Sicherheitsgründen ist notwendig. Aber das Auswendiglernen von Straßen, wie es beim Taxischein notwendig ist, ist zu viel Aufwand in Zeiten moderner Technologien“, sagt er im Interview. Mit GPS sei man genauso schnell unterwegs.

Anfang des Jahres mussten rund 1.000 Uber-Fahrerinnen und -Fahrer aufhören, weil sie keinen Taxischein haben. Laut Essl wurde ein Großteil davon mit Taxiunternehmen abgefangen, die ihre Dienste auch über Uber anbieten. In der Stadt fahren seitdem auch Taxis mit Uber-Schriftzug durch die Gegend.

Streit um das Taxischild

Diese haben dann auch ein Taxilicht montiert, doch gerade bei diesem Thema gibt es offenbar weiteres Konfliktpotenzial. Wie der „Kurier“ berichtet, verzichten Uber-Fahrerinnen und -Fahrer größtenteils auf das gelb leuchtende Taxischild und den Taxameter. Das dürfen sie auch, wenn sie lediglich bestellte Fahrten annehmen.

„Die Taxistandplätze können gute Pick-up- und Drop-off-Orte sein in frequentierten Bereichen, aber es ist nicht unbedingt notwendig, ein Taxischild oder einen Taxameter zu haben“, meint Essl. Resul Ekrem Gönultas, Obmann der Wiener Taxiinnung, sah das im „Kurier“ kritisch. Das Taxischild sorge für Sichtbarkeit auf der Straße. Nur dann sei es möglich, auch Fahrgäste von der Straße mitzunehmen.

Taxis stehen hintereinander bei einer Demo
APA/Herbert Pfarrhofer
Mehrfach wurde schon gegen Uber & Co. demonstriert – nächste Woche ist es wieder so weit

Es gebe genügend andere Möglichkeiten, Fahrgäste zu bekommen, meint der Uber-Chef, etwa über die App. „Es sollte die Entscheidung der Unternehmerin, des Unternehmers sein, ob sie auch zusätzlich noch Spontanfahrten auf der Straße aufschnappen wollen.“ Ob die Wahlfreiheit bleibt, darüber wird wohl auch bei einem Treffen der Interessenvertreter gehen, das Anfang Mai stattfindet.

Neuerlich Demo geplant

Davor wollen die Taxiunternehmerinnen und -unternehmer aber noch einmal Stimmung machen und laden zu einer Demo am 29. April ein. Für einen der Organisatoren, Christoph Schallaböck, betreiben Uber & Co. Preisdumping. „Wir wollen den Fahrgästen gut ausgebildete Lenker und Fahrzeuge, die technisch und optisch in Ordnung sind, bieten. Das lässt sich mit dieser Tarifpolitik nicht umsetzen.“

Taxischulbesitzer Klautzer geht noch weiter: „Es kann nicht sein, dass sich nur die Österreicher an die Gesetze halten und die Konzerne machen, was sie wollen.“ Die Tarifverordnung der Stadt Wien für Taxis und Mietwagen sieht einen Spielraum für Pauschalpreise vor – die würde Uber laufend unterschreiten, sagt Klautzer. Uber-Chef Essl betont hingegen, dass die Preise seines Unternehmens für alle transparent seien.