Braut bei der Anprobe
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Lifestyle

Auch heuer kein Hochzeitsjahr

Aufgrund des Datums hätte 2020 ein starkes Hochzeitsjahr werden sollen. Doch pandemiebedingt gab es statt rund 7.000 Hochzeiten in der Stadt nur 4.500. Auch heuer ist die Branche mit Absagen und Verschiebungen beschäftigt – trotz Sicherheitskonzepten.

Im Vorjahr wurden laut dem Magistrat für Standesamt-Angelegenheiten (MA 63) circa 4.500 Ehen und ca. 330 Eingetragene Partnerschaften in Wien beurkundet. Nur rund 460 davon fanden im Rahmen einer „großen Traumhochzeit“ statt. Vor der Coronakrise im Jahr 2019 waren es 7.000 Ehen, darunter 700 Traumhochzeiten.

„Unter Hochzeitsverschiebungen leiden viele“

Hochzeitsplanerin Luise Wagner bestätigt, dass sich die Pandemie vor allem auf große „Traumhochzeiten“ auswirkt. Doch nicht nur die Brautpaare selbst hängen momentan in der Luft, sondern auch alle Dienstleistungsunternehmen, die eine Hochzeit ausstatten, betonte die Hochzeitsplanerin.

Sie ist eine von 50 Weddingplannern in Wien, deren Arbeit momentan nicht unbedingt rosig aussieht. Viele Paare seien verunsichert und verschieben den „schönsten Tag im Leben“ oder sagen diesen ab. Wagner: „Viele schmeißen leider das Handtuch und haben abgesagt, weil sie nicht mehr wollen. Sie haben einfach die Lust verloren. Sie heiraten jetzt einfach nur zu zweit standesamtlich.“

Luise Wagner, Hochzeitsplanerin
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Hochzeitsplanerin Luise Wagner: „Viele Paare muss ich bei Laune halten und ihnen gut zureden“

Statt geplanten 15 Hochzeiten organisiert sie momentan nur sieben für den kommenden Sommer. Berücksichtigt in der Planung werden natürlich auch Teststraßen, die am Hochzeitstag für die Gäste bereitgestellt werden sollen. „Das wäre eigentlich ganz einfach, dass man eine fixe Gästeliste hat und bestätigen kann, wer die Gäste sind. Der Zutritt zur Hochzeit ist nur mit negativem Testergebnis möglich. Und sollte doch etwas sein, wäre das Contact Tracing einfach, weil man die Namen und Adressen von allen hat.“

Covid vertreibt Heiratswillige

Heiratsgefühle kommen offenbar auch im heurigen Frühling und Sommer nicht so recht auf. Viele Paare verschieben die Hochzeit überhaupt auf 2023. Laut Hochzeitsplanern ist der Terminkalender da wieder voll.

Branche präsentiert Sicherheitskonzept

Ein Sicherheitskonzept, das auch von anderen Branchenunternehmerinnen und -unternehmern aus den Bundesländern vorgeschlagen wird, um Hochzeiten auch 2021 zu ermöglichen. Andi Hufnagl, Geschäftsführer des Hochzeitslocation Matrimonium in Kollnbrunn, stellte am Mittwoch ebenfalls ein Sicherheitskonzept für Hochzeitsgesellschaften vor. „Für die Branche ist eine rasche Entscheidung notwendig“, meint Hufnagl, der auf die langen Planungszeiten von Hochzeiten hinweist. „Wenn der Kanzler am 5. Mai sagt, Hochzeiten sind erlaubt, werden die Paare nicht sagen: Gut, am 8. Mai steigt die Feier.“

Bei der Pressekonferenz hieß es, dass rund 50.000 Hochzeiten heuer in ganz Österreich anstehen würden. Das Konzept von Hufnagl gleicht dem Vorschlag der Hochzeitsplanerin: Personen können nur mit einem anerkannten aktuellen Test Zutritt zur Hochzeitsgesellschaft erlangen. Oder Personal, Brautpaar und Gäste werden vor Ort getestet. Zudem werden drei Sicherheitsbeauftragte festgelegt – je einer von der Location sowie aus der Familie der Braut und des Bräutigams. Zudem müssen sämtliche Hygienebestimmungen eingehalten werden.

Rund 80 Prozent der Hochzeiten des Vorjahres seien verschoben oder storniert worden. Dabei wären 70 Prozent der Hochzeitslocations bereits zu Beginn der Corona-Pandemie für die Saison 2020 ausgebucht, berichtete Constantin Witt-Dörring von der Internetplattform hochzeit.click.

Brautmodegeschäfte drängen auf Öffnung

Die Verschiebungen und Absagen spüren auch die Brautmode-Geschäfte in der Stadt. Zum Beispiel der kleine Store „Yvory Isle“ im 9. Bezirk. Hier ist – wie überall in der Modebranche – geschlossen. Erlaubt sind nur Änderungen von bereits gekauften Kleidern. Geschäftsführerin Jessica Lopez fordert mehr Verständnis von Seiten der Politik. „Ich verstehe nicht ganz, dass wir alle über den gleichen Kamm gescherrt werden. Bei uns ist es möglich mit Termin – und ich würde mir echt wünschen, dass die Regierung das versteht.“

Brautmodegeschäft
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In das Brautmodegeschäft „Ivery Isle“ dürfen nur Kundinnen hinein, die ihre Kleider umnähen lassen wollen.

Lediglich zwei Kundinnen kommen derzeit in ihr Geschäft, um die Kleider für den großen Tag anzupassen. Um diese Zeit wären es normalerweise rund 20. Viele würden die Änderungen jetzt nicht mehr machen wollen, da sie nicht wissen, wann ihre Hochzeit tatsächlich stattfinden wird.

Die Braut, die sich traut

Pandemie hin oder her, eine Braut, die sich trotzdem traut, ist die 24-jährige Tamar Morali. Sie möchte die Hochzeit heuer durchziehen. Ursprünglich geplant wäre eine große Feier mit knapp 400 Gästen in Israel gewesen – die Alternative sind jetzt die eigenen vier Wände in der Donaustadt. „Wir haben beschlossen im ganz kleinen Rahmen nur mit der Family zu heiraten. Weil im Endeffekt wollen wir einfach heiraten und das ist das Wichtigste. Und ich freue mich dann auch, wenn wir endlich verheiratet sind.“

Braut
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Die 24-jährige Tamar heiratet Ende Mai im Kreis der Familie und in der eigenen Wohnung

Ihr Brautkleid kam nicht aus dem Geschäft, sondern aus dem Onlinehandel. „Ja, ich habe mir das auch ganz anders vorgestellt. Ich habe mir das Kleid online bestellt, meine Schwester hat meine Maße abgenommen und der Postler hat dann das Kleid im Paket geliefert.“
Bei der Hochzeit Ende Mai sollen die wenigen Gäste, die kommen dürfen, nur mit einem negativen Test Zutritt zur Wohnung bekommen: „Aber das wird kein Problem sein und ich werde auch selbst welche bereit stellen.“

Hochzeitsboom wird für 2022 und 2023 erwartet

Ob ab Mai große Hochzeiten stattfinden können ist momentan noch unklar und hängt mit den Öffnungsschritten der Regierung zusammen. Ein Boom an Hochzeiten wird allerdings ab dem nächsten Jahr erwartet: „Ich habe schon jetzt Aufträge für das Jahr 2023 bekommen“, sagt die Hochzeitsplanerin Luise Wagner. In ihrer Arbeit bemerke sie, dass sogar Locations für 2022 zum Großteil schon ausgebucht seien.