Spritzen mit Corona-Impfstoff
APA/Georg Hochmuth
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Coronavirus

Ärztekammer für schnelle Impfung Jüngerer

Die Wiener Ärztekammer fordert, jüngere Menschen „raschest“ gegen das Coronavirus zu impfen. Der Altersschnitt der Menschen auf den Intensivstationen sinke stetig. Der Lockdown für Wien ist wie erwartet bis 2. Mai verlängert worden.

ÖVP, Grüne und SPÖ stimmten im Nationalrat für die Verlängerung. Der neue Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein begründete die Verlängerung damit, dass die Sieben-Tage-Inzidenz weiterhin zu hoch sei. Die Situation habe sich gegenüber der Lage vor einer Woche nicht maßgeblich verändert. Zudem gebe es immer noch zu wenig Geimpfte.

Hier hakt auch die Forderung der Wiener Ärztekammer ein, den nationalen Impfplan nachzubessern und jüngere Menschen so rasch wie möglich zu impfen. Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) ist dafür: „Das ist ein sehr ernsthafter Vorschlag, der vieles für sich hat. Wir sollten rasch und gründlich darüber diskutieren“, hieß es in einer schriftlichen Stellungnahme.

Mehr Kontakte, weniger Homeoffice

Die Patientinnen und Patienten „werden immer jünger und ihre Krankheitsverläufe auch immer schwerer“, warnte der neue Obmann der Kurie angestellte Ärzte und Vizepräsident der Ärztekammer für Wien, Gerald Gingold, am Donnerstag. Er forderte – laut Aussendung eindringlich – „eine rasche Adaption des nationalen Impfplans“. Die Ärztekammer ortet als Hintergrund für diese Entwicklung innerhalb der jüngeren Bevölkerung die großteils beruflich bedingte erhöhte Anzahl von Kontakten und fehlende Möglichkeiten für Home Office.

„Schnell und entschlossen“

„Nachdem uns versprochen wurde, dass mit Mai sehr viele Impfdosen kommen, haben wir uns gedacht, eine Adaption des Impfplans sei einfach sinnvoll, weil wir reden von Öffnungen und bevor diese Öffnungen begleitet werden von stark steigenden Zahlen, wäre uns lieber, dass auch Jüngere geimpft werden“, sagte Gingold gegenüber Radio Wien.

Das CoV-Virus und seine Mutationen würden immer stärker bei der jüngeren Bevölkerung um sich greifen, dem müsse man nun „schnell und entschlossen entgegentreten“. Zusätzlich sei das auch ein „wichtiger Bestandteil für den Erfolg des Comeback-Plans der Bundesregierung“, ist der Kurienobmann weiters überzeugt. „Die jüngere, arbeitende Bevölkerung mit vielen Kontakten im Berufsleben muss geschützt werden, ansonsten werden die Öffnungen eher mehr als weniger Fallzahlen bringen.“

Bessere Kommunikation erwünscht

Wichtig sei außerdem eine Verbesserung der Impfkommunikation – vor allem in Richtung der Migrationsgruppen innerhalb der Bevölkerung. In der Aussendung lobte Gingold die Arbeit der Wiener Spitäler. Ärztinnen und Ärzte würden gemeinsam mit dem weiteren Gesundheitspersonal „alles geben“, um die Situation zu entschärfen. Trotzdem würden aktuell von zehn Personen, die auf einer Covid-19-Intensivstation landen, drei sterben.

„Erste vorsichtige Erleichterung“ auf Intensivstationen

Die Zahl der Patientinnen und Patienten auf einer Intensivstation ging unterdessen in den vergangenen 24 Stunden so deutlich wie schon länger nicht mehr zurück: Laut Daten des Gesundheits- und Innenministeriums vom Donnerstag sind dies aktuell 194 Personen, um 15 weniger als am Mittwoch. Der Gesundheitsverbund verspürt eine „erste vorsichtige Erleichterung“. Aber: „Von einer Entlastung möchten wir aber noch nicht sprechen. Dafür sind die Zahlen noch viel zu hoch.“

Insgesamt müssen mit Stand Donnerstag 643 Personen aufgrund einer Coronavirus-Infektion in einem Wiener Spital behandelt werden. Das sind um neun weniger als noch am Mittwoch. Blickt man auf einen längeren Zeitraum, so ergeben sich ebenfalls rückläufige Zahlen: So müssen mit heutigen Stand um 75 Covid-Patientinnen und -Patienten behandelt werden als noch vor einer Woche (minus 10,4 Prozent). Auf den Intensivstationen sind es um 27 Personen weniger (minus 12,2 Prozent).

660 neue Fälle

Was generell das Infektionsgeschehen in der Stadt anbelangt, so wurden für den Mittwoch 764 positive Testbefunde eingemeldet, hieß es in einer Aussendung des medizinischen Krisenstabes am Donnerstag. Abzüglich von Datenbereinigungen aus den vergangenen Tagen gibt es 660 neue Fälle. Der Anteil der britischen Variante (B.1.1.7) am Wiener Infektionsgeschehen liegt bei 95 Prozent. Zudem gebe es derzeit „25 aktive Verdachtsfälle“ der südafrikanischen Mutation (B.1.351).