Laptop in Klassenzimmer
APA/HANS PUNZ
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Bildung

Videodolmetsch an Schulen in ganz Wien

Die Elternarbeit zu forcieren hat Christoph Wiederkehr (NEOS) als eines seiner Ziele als Bildungsstadtrat genannt. Das Projekt „Wir verstehen uns“ soll die Kommunikation zwischen Eltern und Lehrern verbessern. Es läuft nun an Schulen in ganz Wien.

Albanisch und Türkisch, aber auch Bengalisch und Urdu: Mehr als 60 Sprachen umfasst das Videodolmetschangebot in Wien. Dolmetscherinnen und Dolmetscher für 14 Sprachen können binnen zwei Minuten via Computer oder Smartphone aktiviert werden. Für die restlichen 50 Sprachen und Dialekte müssten Termine mit den Übersetzern vereinbart werden, hieß es aus dem Büro des Bildungsstadtrats gegenüber wien.ORF.at. Das Angebot stehe nach erfolgreichem Probebetrieb seit 1. April an elementaren Bildungseinrichtungen, Volks- und Mittelschulen in ganz Wien zur Verfügung.

Missverständnisse vermeiden und Vertrauen stärken

Mithilfe des Videodolmetsch sollen sprachliche aber auch kulturelle Missverständnisse in der Kommunikation zwischen Lehrern und Eltern mit nicht-deutscher Muttersprache vermieden werden. Im Bildungsalltag fänden täglich Gespräche über komplexe oder emotional behaftete Themen wie frühe Förderung, Entwicklung und Leistung eines Kindes oder über die weitere schulische Laufbahn statt.

Missverständnisse könnten sich dabei negativ auf die Entwicklung der Schülerin oder des Schülers auswirken, so das Bildungsministerium zur Sinnhaftigkeit des Videodolmetsch. Rechten, Pflichten, Anliegen und Wünsche könnten mithilfe eines Dolmetschers klar vermittelt werden, ebenso wie Missverständnisse vermieden und Vertrauen gestärkt werden. Das entlaste nicht nur das Lehrpersonal, sondern auch Kinder und Jugendliche, die sonst oft die Rolle des Übersetzers übernehmen würden.

Eltern besser in Schulalltag integriert

Das Pilotprojekt für den Videodolmetsch startete Mitte März an elf Bildungseinrichtungen im Bildungsgrätzel Wallenstein 2.0 im 20. Bezirk. Dabei habe sich bestätigt, dass davon Lehrpersonal und vor allem auch Eltern mit nicht deutscher Erstsprache profitieren, sagte Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr: „Innerhalb von Minuten kann in Gesprächen bei Bedarf mittels Video eine Dolmetscherin oder ein Dolmetscher hinzugezogen werden. Nur so können wir die Eltern besser in den Schulalltag integrieren und das stellt eine wesentliche Voraussetzung für die Bildungschancen der Kinder dar.“

Die Stadt verwendet das eingesetzte Videodolmetschprogramm schon seit 2016 bei der Kinder- und Jugendhilfe, beispielsweise für Beratungs- oder Aufklärungsgespräche. Mithilfe des EU-geförderten Projekts „Wir verstehen uns“ ist die Finanzierung des Projekts aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds bis längstens August 2022 gedeckt.

FPÖ ortet „Totalversagen“

Die Wiener Freiheitlichen sehen in dem Angebot unterdessen ein Sinnbild für „integrationspolitisches Totalversagen“. Es fördere weder die Integrationsbereitschaft noch helfe es beim Erlernen der deutschen Sprache, kritisiert Klubobmann und Bildungssprecher Maximilian Krauss in einer Aussendung am Samstag.