ÖBB Züge
APA/Hans Punz
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Wirtschaft

ÖBB mit starkem Minus bei Fahrgästen

Die ÖBB haben im CoV-Jahr einen drastischen Fahrgasteinbruch erlitten. Nach 477 Mio. Passagieren im Jahr 2019 nutzten 2020 nur mehr 287 Mio. Passagiere die ÖBB-Dienste – ein Rückgang von rund 40 Prozent. Das entspricht den Fahrgastzahlen Ende der 1980er Jahre.

Der Umsatz brach um 322 Mio. Euro auf 4,083 Milliarden ein. Das operative Ergebnis (EBT) war mit 59 Mio. Euro positiv, 2019 wurden noch 169 Mio. erwirtschaftet. Die schwarzen Zahlen verdanken die ÖBB eigenen Einsparungen und der Hilfe vom Staat mit rund 200 Mio. Euro.

Aufgegliedert kamen von der staatlichen Unterstützung 90,6 Mio. Euro aus Nachverhandlungen im Personenverkehr und der Notvergabe für die Weststrecke, 60 Mio. Euro aus der Schienenmautsenkung (IBE), rund 25,6 Mio. Euro aus der Kurzarbeit und 13,9 Mio. aus der Einzelwagen- und der Förderung für die Rollende Landstraße (ROLA) sowie 7,2 Mio. Ansprüche aus dem Epidemiegesetz.

Erholung im vierten Quartal

Die ÖBB haben aber auch aus eigener Kraft mit einem Sparpaket und übrigen Effekten 378 Mio. Euro zum Ergebnis beigetragen. Auch damit konnte der pandemiebedingte Einbruch von 696 Mio. Euro wieder ausgeglichen werden.

Menschen an Ticketschaltern der ÖBB
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Im letzten April waren um 82 Prozent weniger Menschen im ÖBB-Netz unterwegs

Im Personenverkehr gingen ab März 2020 die Passagierzahlen stark zurück, im April waren um 82 Prozent weniger Menschen im ÖBB-Netz unterwegs. Hingegen hat sich der Güterverkehr nach einem starken Einbruch im ersten Lockdown im vierten Quartal wieder erholt. Im April 2020 sanken die transportierten Mengen um 22 Prozent, dann ging es schrittweise aufwärts, und im November war wieder ein Plus zum Vorjahr von acht Prozent zu verzeichnen.

„Mussten auf Sicht fahren“

„2020 war alles andere als ein einfaches Jahr, auch wir mussten auf Sicht fahren“, sagte ÖBB-Chef Andreas Matthä am Freitag bei der Bilanzpressekonferenz. Angesichts der Bedeutung der Bahn für die notwendige Mobilität und für die Versorgung der Güter habe man alles versucht, eine weitere Krise, nämlich eine Eisenbahnkrise, zu verhindern.

Der ÖBB-Konzern habe 2020 „ausgeglichen, mit einem leichten Plus“ bilanziert. Das Eisenbahnpaket sei für den gesamten Sektor geschnürt worden und „war enorm hilfreich für alle Verkehrsunternehmen im Land“, bedankte er sich bei der Bundesregierung. Die Belegschaft habe auch in schwierigen Zeiten sehr viel geleistet, richtete der Vorstandsvorsitzende auch den rund 42.000 Beschäftigten (inklusive Lehrlinge) seinen Dank aus.

Größtes Investitionspaket aller Zeiten

ÖBB-Finanzvorstand Paul Schiefer verwies auf das große Infrastrukturprogramm: 2020 wurden 2,6 Mrd. Euro in Erneuerung und Ausbau der Bahninfrastruktur investiert. Die rund 200 Baustellen der ÖBB-Infrastruktur seien bis auf wenige Tage im vollen Betrieb gewesen, was auch viele Arbeitsplätze sicherte.

Eine Grafik zeigt die ÖBB-Bilanz der letzten Jahre
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: ÖBB

Mit dem im Vorjahr von der Bundesregierung beschlossenen Rahmenplan 2021–2026 von 17,5 Mrd. Euro habe man das größte Investitionspaket aller Zeiten auf Schiene gebracht. Das bringe dem Wirtschaftsstandort Österreich jährlich fünf Mrd. Euro Wertschöpfung und sichere bzw. schaffe pro investierter Milliarde 15.000 Arbeitsplätze.

Geologische Probleme beim Semmeringbasistunnel

Während der Bau des Koralmtunnels gut voranschreite, gebe es beim Semmeringbasistunnel immer wieder Probleme. „Der Berg bestimmt, wie schnell wir da bauen“, sagte Matthä. „Wir bohren hier von Wasserloch zu Wasserloch, das ist ein tunneltechnischer Lehrpfad“, räumte auch Schiefer die geologischen Schwierigkeiten ein. Insgesamt zeigten sich beide aber zuversichtlich, dass der Basistunnel auch dort fertig werde.

Im Jahr 2025 will die Bundesbahn die Koralmbahn eröffnen, dann wird die Bahnfahrt von Graz nach Klagenfurt auf 45 Minuten verkürzt. Für die Attraktivierung der gesamten Südbahnstrecke sei der Semmeringbasistunnel erforderlich.

„Glauben, dass Budget halten wird“

Der finanzielle Ausblick für das laufende Jahr sieht wesentlich besser aus, steht aber unter dem Schatten der Pandemieentwicklung: Soweit vorhersehbar, peile man ein Jahresergebnis von rund 100 Mio. Euro an, sagte Finanzvorstand Schiefer: „Wir glauben im Moment, dass unser Budget halten wird. Irgendwann werden auch die Impfungen einen Effekt haben, wenn nicht wieder eine neue Mutante zuschlägt.“

Daher gehe man davon aus, mit einem „dreistelligen Plus“ über die Krise zu kommen. Ein positives Ergebnis sei – sowohl 2020 als auch 2021 – ja für die Finanzierungen der Verbindlichkeiten notwendig.

Nachtzüge sollen ab 24. Mai rollen

Dabei rechnet die Bundesbahn fest mit einer Rückkehr der Reiselust. Bahnreisen sei sicher, die Hygienemaßnahmen und die Luftventilation würden das gewährleisten. Die coronavirusbedingt derzeit gestoppten Nachtzüge sollen ab 24. Mai wieder rollen – soweit die Pandemie das zulasse.

Das Angebot der Nightjets wird heuer ausgeweitet: Ein Nachtzug nach Amsterdam kommt schon ab Ende Mai dazu, in die französische Metropole Paris kann man dann ab Dezember über Nacht reisen. Ein weiterer „Sehnsuchtsort“ laut Matthä wird mit einem ab Juni täglich fahrenden Tagzug von Wien aus direkt erreichbar sein: Die Hafenstadt Triest wird von der Bundeshauptstadt aus über Ljubljana fahrend angesteuert.