Heinz Ferlesch und die Wiener Singakademie
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Kultur

Chorsingen mit FFP2-Maske

Während gemeinsames Singen in Kindergärten, Schulen und Kirchen derzeit ausfällt, dürfen Chöre mit Profistatus auch in der Pandemie mit Sicherheitskonzept proben. Die Wiener Singakademie etwa singt mit FFP2-Maske – und ist davon „positiv überrascht.“

Musik und Sport haben viele Gemeinsamkeiten. „Wenn ein Spitzensportler nicht trainiert, wird er kein Spitzensportler mehr sein“, sagt Heinz Ferlesch, der künstlerische Leiter der Wiener Singakademie. Der Chor des Wiener Konzerthauses genießt Profistatus und probt daher weiterhin bis zu dreimal pro Woche, auch in großen Formationen mit rund 80 Sängerinnen und Sängern, für Streamingauftritte und Konzerte in der Zukunft.

CoV-Test eine Stunde vor Probenbeginn

Allerdings mit strengstem Sicherheitskonzept: Die Sängerinnen und Sänger dürfen nur zur Probe kommen, wenn sie absolut gesund sind. Noch vor dem Einsingen müssen alle die Hände desinfizieren und einen Antigen-Schnelltest machen – durchgeführt von einer Apotheke in der „Teststraße“ des Konzerthauses.

Für das Contact-Tracing werden Listen geführt und Fotos von der Probenaufstellung gemacht. Die Lüftung im Konzerthaus sorgt mehrmals pro Stunde für Frischluft. Es gilt auch während der Probe der Zwei-Meter-Abstand. Zu keinem Zeitpunkt gibt es ein geselliges Zusammenkommen. Und gesungen wird trotz der negativen Tests ausschließlich mit FFP2-Maske.

Coronatest vor Chorprobe
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Ein negativer Antigen-Test als Eintrittskarte für die Chorprobe, gesungen wird trotzdem mit FFP2-Maske

„Lieber mit Maske singen als gar nicht“

Ein riesiger Aufwand, den die Sängerinnen und Sänger aber gerne mittragen. Sie schätzen das Privileg, auch in Pandemiezeiten singen zu dürfen, und wissen um ihre Verantwortung.

„Wie mir vor ein paar Monaten bewusst geworden ist, dass wir beim Singen in der Zukunft Maske tragen müssen, hat es mir davor geschaudert. Ich dachte, das hat doch mit Singen nichts mehr zu tun“, erinnert sich Ferlesch. Aber das Motto lautete: „Lieber mit Maske singen als gar nicht singen.“

Die Sängerinnen und Sänger probierten verschiedene Masken in verschiedenen Preisklassen zum Singen aus. In einem Experiment zeigten sie außerdem den Aerosolausstoß der Modelle mit Kameras auf. Inzwischen haben sie sich an das Singen mit Maske gewöhnt: „Es funktioniert besser als gedacht.“

Chorsängerinnen mit FFP2-Maske
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Hohes C trotz Coronavirus: Die Wiener Singakademie freut sich, trotz hoher Sicherheitsauflagen proben zu dürfen

Große Chance der Chöre

Außerdem fanden sie heraus, dass die Masken nicht nur vor Viren schützen, sondern auch den Chorklang verbessern kann. „Die Maske filtert möglicherweise auftretende Spitzenfrequenzen“, so Ferlesch und kündigt augenzwinkernd an: „Natürlich wollen wir jetzt nicht sagen, dass wir in der Zukunft alle mit Maske singen, aber wenn die Singakademie nicht homogen singt, werde ich auch in Zukunft die Maske verwenden.“

Chor singt mit FFP2-Maske

Profichöre dürfen auch während der Pandemie proben. Die Sänger der Wiener Singakademie zeigen, dass ihre Lieder mit FFP2-Maske anders, aber nicht unbedingt schlechter klingen.

Seit einem Jahr gab es keinen einzigen CoV-Fall in der Wiener Singakademie. Vielleicht ist das Konzept „Testen und Singen mit Maske in einem gut gelüfteten, großen Raum“ die neue große Chance der Chöre, schon bald wieder singen zu dürfen.