Lehrlinge bei der Ausbildung in  der Hauptwerkstätte Simmering
Wiener Linien / Thomas Jantzen
Wiener Linien / Thomas Jantzen
Wirtschaft

Unternehmen suchen 2.300 Lehrlinge

Die Wiener Ausbildungsbetriebe suchen Nachwuchskräfte. Mehr als 2.300 Lehrstellen sind ausgeschrieben. Die Pandemie erschwert die Suche – etwa, weil Jugendliche in der Schule bleiben, obwohl sie für eine praktische Berufsausbildung besser geeignet wären, heißt es.

„In der Lehre ist Kontinuität wichtig – heute ausbilden, um morgen Fachkräfte zu haben, darum geht es. Die Folgen der Krise werden uns noch länger beschäftigen. Um sie zu bewältigen, braucht es bestens qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“, so Walter Ruck, Präsident der Wirtschaftskammer Wien, in einer Aussendung.

Gesucht wird in allen Branchen: Vom Gewerbe und Handwerk über Handel, Banken und Industriebetriebe bis zum Bausektor und dem Verkehr. Auch im Tourismus- und Freizeitsektor wird – trotz der seit gut einem Jahr überaus schwierigen Situation der Betriebe – Nachwuchs gesucht. So sind in Wien derzeit 70 Lehrstellen allein für Köche ausgeschrieben. Lehrbeginn ist meist im Sommer mit Start des neuen Ausbildungsjahres.

Weniger Bewerbungen

Trotz eines Überhangs an Lehrstellensuchenden (4.000 Jugendliche sind beim AMS als lehrstellensuchend registriert, weitere 3.000 machen eine Überbetriebliche Lehrausbildung) klagen viele Unternehmen heuer über weniger Bewerbungen als sonst. Grund sind die Pandemie-bedingten Einschränkungen: Berufsorientierung trat in den Schulen aufgrund von Distance Learning in den Hintergrund, Berufsinfo-Messen fanden nicht oder nur online statt, Berufsschnuppern ist nur unter Sicherheitsauflagen möglich.

Zudem fehlen den Betrieben heuer die Umsteiger aus berufsbildenden höheren und mittleren Schulen. Sie stellen sonst etwa ein Viertel aller Lehranfänger in Wien. Weil die Regeln für das Aufsteigen mit „Nicht genügend“ gelockert wurden, verbleiben viele im Schulsystem, obwohl sie besser für eine praktische Berufsausbildung geeignet wären. „Wir wollen daher auch an diese Zielgruppe appellieren und sie motivieren, sich genau zu überlegen, ob eine Lehre nicht der passendere Weg ist, um den eigenen Berufstraum zu verwirklichen“, so Ruck.

Maßnahmen für Jugendliche

„Die Wiener Wirtschaft braucht für eine nachhaltige Erholung nach der Coronakrise in erster Linie gut ausgebildete Fachkräfte", so Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke (SPÖ). „Angesichts der Coronakrise haben wir daher sehr rasch gerade auch für Jugendliche neue Maßnahmen gestartet." Beispiele dafür sind das 17 Millionen Euro schwere Wiener Ausbildungspaket für junge, arbeitslose Wienerinnen und Wiener oder auch der „Corona Ausbildungsverbund“ für Betriebe der schwer betroffenen Wiener Hotellerie und Gastronomie, wo Lehrlinge ihre Ausbildung fortsetzen können – kostenlos für die Betriebe.

Fertige Ausbildung entscheidend

„Es gibt viele interessante Lehrberufe, von der Hoch- und Tiefbautechnik über Einzelhandel etwa im Sport- oder auch Einrichtungsbereich bis hin zur Binnenschifffahrt, die jedes Jahr wieder Lehrlinge sucht“, sagt AMS-Wien-Chefin Petra Draxl. Entscheidend sei, eine Berufsausbildung fertig zu machen und eventuell sogar mit Matura abzuschließen. „Wir wünschen uns natürlich, dass sich noch mehr Wiener Betriebe bereit erklären, junge Leute auszubilden.“

Das AMS gewährt Betrieben, die Lehrlinge ausbilden, einen finanziellen Zuschuss in Form der Lehrstellenförderung. Mit Ende März gab es in den Wiener Unternehmen fast exakt genauso viele Lehrlinge wie ein Jahr zuvor (13.067 Lehrlinge in allen Lehrjahren).