Jakob Alt
Blick auf Wien von der Spinnerin am Kreuz, 1817
Aquarell, Deckfarben
Albertina, Wien
Albertina, Wien
Kultur

„Stadt und Land“: Albertina improvisiert

Nach einigen lockdownbedingten Verschiebungen steht die Ausstellung „Stadt und Land“ in der Albertina nun für Besucher bereit. Ab kommender Woche kann die Schau besucht werden. Sie sei eine „grandiose Improvisationsleistung“, hieß es bei der Präsentation.

Albertina-Generaldirektor Klaus Albrecht Schröder bezeichnete die von Eva Michel kuratierte Schau als „grandiose Improvisationsleistung, die aus dem Nichts entstand“. Zu sehen sind 170 Werke aus fünf Jahrhunderten. „Stadt und Land. Zwischen Traum und Wirklichkeit“ entstand kurzfristig, nachdem klar geworden war, dass die geplante Edvard-Munch-Schau im Frühjahr aufgrund der Pandemie verschoben werden muss.

Nun, da alles fertig sei, frage er sich: „Hat es wirklich einer Pandemie bedurft, diese Ausstellung zu machen?“ Ein umfassender Überblick über die Landschaftsbilder der eigenen Sammlung sei eigentlich „schon längst überfällig“ gewesen. Auch Parallelen zur neuen Normalität findet Schröder in der Schau, die „zwischen Wirklichkeitswahrnehmung, Wirklichkeitskritik und Wirklichkeitsverdrängung oszilliert“.

Fotostrecke mit 8 Bildern

August Macke
Frau mit Krug unter Bäumen, 1912
Aquarell
Albertina, Wien
Egon Schiele
Alte Häuser in Krumau, 1914
Bleistift, Pinsel, Deckfarben auf Japanpapier
Albertina, Wien
Paul Klee
Landgut bei Fryburg, 1915
Aquarell und Goldfarbe auf Papier auf Karton
Albertina, Wien
David Vinckboons
Landschaft mit Hasenjagd, 1601/02
Feder in Braun, blau, grau und braun laviert
Albertina, Wien
Adrian Zingg
Blick durch ein Felsentor auf Schloss Hohnstein in der Sächsischen Schweiz, 2. Hälfte 18., Beginn 19. Jahrhundert
Feder in Schwarz, Pinsel in Grau und Hellbraun, laviert
Albertina, Wien
Alfred Kubin
Schlachthausruine, 1900
Farbige Tusche laviert und gespritzt, schwarze Tusche, Feder
Albertina, Wien
Canaletto
Die Porta Portello mit dem Brentakanal in Padua, 1740-1743
Federzeichnung
Albertina, Wien
Jakob Alt
Blick auf Wien von der Spinnerin am Kreuz, 1817
Aquarell, Deckfarben
Albertina, Wien

Realität vs. Idealismus

Und die Polarität zwischen Realismus und Idealismus ist im Verlauf der sowohl chronologisch als auch geografisch angeordneten Ausstellung immer wieder sichtbar. Sie beginnt mit Dürer, Bruegel und Tizian im 16. Jahrhundert, als das autonome Landschaftsbild – und damit ein neuer Realismus – im Entstehen war. Bereits im ersten Raum wechseln Ansichten von Städten wie etwa Dürers Aquarelle von Innsbruck (um 1495) und Landschaften wie Albrecht Altdorfers „Die große Fichte“ (1517–1520).

Ausstellungshinweis

„Stadt und Land. Zwischen Traum und Wirklichkeit“, bis 22. August in der Albertina.

Bereits mit Beginn des 17. Jahrhunderts beginnt schließlich „das goldene Zeitalter der Landschaft“: Hier rückt die Albertina die Niederlande ins Zentrum und zeigt etwa die 1643 entstandene Radierung „Die Landschaft mit den drei Bäumen“ von Rembrandt oder eindrucksvolle Hafenansichten von Ludolf Bakhuizen. Ebenfalls im 17. Jahrhundert zog das „Licht des Südens“ zahlreiche Landschaftsmaler nach Italien, was Waldansichten von Nicolas Poussin oder Claude Lorrain zeigen.

Veränderter Blick auf die Wirklichkeit

„Architekturfantasien“ dominierten unterdessen im 18. Jahrhundert, hier sind eindrucksvolle Ansichten Venedigs von Francesco Tironi und Canaletto dominant. Die „Natur im Wandel“ thematisierten schließlich Heinrich Theodor Wehle, Jacob Wilhelm Mechau oder Karl Postl im frühen 19. Jahrhundert, als vermehrt auch der Einfluss des Menschen auf die Natur sichtbar wurde. Aus dem Jahr 1817 stammt Jakob Alts „Blick auf Wien von der Spinnerin am Kreuz“, das Wien als Metropole am Horizont inmitten einer üppigen Grünlandschaft zeigt.

Abgeschlossen wird die Schau schließlich mit einem veränderten Blick auf die Wirklichkeit, wenn zwischen den Werken von Rudolf von Alt und Renoir Ende des 19. Jahrhunderts scheinbar Welten liegen. Hier finden sich auch Grafiken von van Gogh, Aquarelle von Cezanne oder – schließlich in der Moderne angekommen – Egon Schieles „Alte Häuser in Krumau“ oder Alfred Kubins „Schlachthausruine“.

Instagram-Challenge soll Junge ansprechen

Die Abstraktion wird schließlich noch mit Paul Klee, Emil Nolde und August Macke gestreift, bevor der Besucher schließlich wieder in die Wirklichkeit von heute entlassen wird. Dort kann er dann an der „Instagram Challenge“ der Albertina teilnehmen: Unter dem Hashtag #StadtLandAlbertina sind Besucher eingeladen, Landschafts- oder Stadtfotos zu teilen.

Die Bilder werden während der Ausstellung auf der Challenge-Wall im Museum zu sehen sein. „Die Albertina wendet sich mit der Fotochallenge auch an ein junges Publikum, da die Freiflächen rund um das Hauptgebäude gerade in den letzten Wochen wieder ein beliebter Treffpunkt für Jugendliche geworden sind. Im Sinne der Diversität sind selbstverständlich nicht nur Fotos aus Österreich, sondern Fotos aus aller Welt zugelassen und erwünscht“, heißt es dazu seitens des Museums.