26 Meter hoch und 120 Tonnen schwer ist der Bohrer, mit dem derzeit sogenannte Bohrpfähle errichtet werden. „Das sind runde Pfähle, die 40 Meter in den Boden gebohrt werden“, erklärt Gerhard Ullmann, Projektleiter der „Wiener Linien“ gegenüber „Wien heute“. Die Pfähle würden dann als seitliche Baugrubenwände dienen.
Momentan werden in diesem Abschnitt des U-Bahn-Ausbaus sechs Bohrpfähle „abgeteuft“, wie es im Fachjargon heißt. Die Löcher werden im nächsten Schritt mit Beton gefüllt und dienen letztlich als Umrandung des U-Bahn-Schachtes. Bis zum Jahresende sollen hier 140 Löcher gebohrt und mit Beton gefüllt werden, um im Anschluss Hauskanal-Anschlüsse legen zu können.
Vorfreude von Geschäftsleuten hält sich in Grenzen
Eine Baustelle in diesem Ausmaß und mitten in dicht bebautem Gebiet bringt große Herausforderungen mit sich. Der Platz ist sehr eng – sowohl auf der Baustelle selbst als auch für die Passantinnen und Passanten auf den umliegenden Gehsteigen. Auch die Vorfreude auf die fertige U-Bahn hält sich bei den Geschäftstreibenden im „Grätzl“ noch in Grenzen. „Ich bin eigentlich schon für die U-Bahn, aber es wird wahrscheinlich alles viel mehr werden wie die Mariahhilfer Straße – es werden mehr Leute kommen. Es wird alles teurer und wir werden wahrscheinlich umsiedeln müssen früher oder später“, meint Alexandra Stadler, die direkt daneben ein kleines Modegeschäft betreibt.
Vor allem der Lärm und die Schmutzbelastung machen den Händlerinnen und Händlern in der Lindengasse und in der Kirchengasse zu schaffen. „Wir haben von morgens um 7.00 Uhr bis abends um 21.00 Uhr Lärm, wo man fast nicht mehr arbeiten kann. Ich bin gespannt, wie unsere Kundinnen und Kunden reagieren, wenn sie wieder kommen dürfen“, sagte Stephan Klein vom Kindergeschäft „Herr und Frau Klein“. Michaela Art, Schmuckdesignerin von „Michaela Arl de Lima“ meint: „Wie es sich tatsächlich anfühlt und wie sich das entwickeln wird, wie hoch zum Beispiel die Schmutzbelastung ist, werden wir erst sehen. Wir sind ja erst am Anfang.“
Finanzielle Förderungen für Unternehmen
Bereits seit 2018 ist es für Wiener Unternehmen, die vom Ausbau des U-Bahn-Netzes betroffen sind, möglich eine Förderung zu beantragen. Geschäfte, die in Erdgeschosslage sind, hätten Anspruch und könnten pro Jahr bis zu 17.000 Euro von der Stadt Wien erhalten, erklärt die Sprecherin Uschi Kainz von der „Wirtschaftsagentur Wien“.
„Gerade in Zeiten von Covid-19 müssen wir noch mehr darauf schauen, dass die Wiener Wirtschaft bestmöglich arbeiten kann und nicht unnötig doppelten Belastungen ausgesetzt wird", so Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke. "Mit der U-Bahn-Bau-Soforthilfe stellen wir sicher, dass die Herausforderungen, die das Mammutprojekt U2/U5 an die Unternehmen stellt, auch in Zeiten einer globalen Pandemie gemeistert werden können.“
U-Bahnbau im siebenten Bezirk
Der Öffi-Ausbau ist an vielen Orten in der Stadt in vollem Gange. Im Zuge des Ausbaus wird auch die U3-Station Neubaugasse zu einem neuen Umsteigeknoten. Hier fährt dann ab 2028 auch die U2. Dort wo künftig Aufzüge und Lifte entstehen sollen, treibt momentan ein riesiger Bohrer in der Lindengasse im siebenten Bezirk Löcher in den Boden.
Unternehmer sieht es als „kleines Schmerzpflaster“
Den Unternehmen stehen zwei Möglichkeiten zur Förderung offen. Zum einen können sie eine jährliche Unterstützung für die laufenden Mietzahlungen erhalten. Die Unternehmen erhalten dabei bis zu maximal 10.000 Euro pro Kalenderjahr. Weitere 7.000 Euro wären möglich, wenn die Geschäftigen individuelle Maßnahmen setzen, um Einbußen durch die Bauarbeiten auszugleichen – etwa Marketingmaßnahmen oder Onlineprojekte.
Für die Geschäftstreibenden ist das trotzdem nicht genug. „Es gibt eine kleine Mietreduktion, und die Hausbesitzer haben sich generell noch gar nicht gemeldet – die sind desinteressiert uns zu unterstützen. Es gibt auch die Möglichkeit ein Ausweich-Geschäft zu mieten, aber wir hängen ja alle in Mietverträgen drinnen“, sagte Alexandra Stadler. Auch Stephan Klein, Betreiber des Kindergeschäftes, sieht die Förderungen eher als „kleines Schmerzpflaster“. „Dieses Geld ist nicht existenzsichernd. Unser Geschäft ist zweistöckig und sehr groß. Bei uns reicht diese Förderung gerade mal – übertrieben gesagt – für die Reinigungskosten.“
Wiener Linien stellen „Grätzl-Beauftragte" zur Verfügung“
Die Wiener Linien informieren zu den Baumaßnahmen auch durch „Grätzl-Beauftragte“. „Die sind in ihrem Bezirk unterwegs und treten in den Dialog mit den Anrainern und mit den Geschäftstreibenden“, erklärte Pressesprecherin Ingrid Monsberger-Köchler.