Zimmerschlüssel in Hotel
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Wirtschaft

Wiener Hotels noch kaum gefragt

In Wien dürfte der Neustart im Tourismus wohl deutlich schleppender verlaufen als im Rest des Landes. Bisher gibt es nur wenige Reservierungen in den Hotels. Zudem ist unklar, wie Wien in Sachen Öffnungen weiter vorgehen wird – nächste Woche wird erneut beraten.

Theoretisch könnten in Wien die meisten Hotels demnächst aufgesucht werden. „Die Kanäle sind offen, wir sind jetzt schon buchbar“, sagte der Branchenobmann in der Wiener Wirtschaftskammer, Dominic Schmid. Tatsächlich haben sich vorerst nur wenige Freizeitgäste für eine baldige Visite in Wien entschieden. Für den Juni, so berichtete Schmid, seien die Buchungen noch sehr zögerlich. Relevanten Andrang für frühere Termine, wie etwa das Pfingstwochenende Ende Mai, gibt es laut dem Hoteliersvertreter ohnehin nicht.

Positiver stimmt ihn der Juli. Hier könne man – wenn das Infektionsgeschehen die Situation nicht wieder verschlechtert – angesichts der aktuellen Buchungslage auf eine Auslastung an die 30 Prozent hoffen. Das sei mehr als im Vorjahr. Für August seien sogar bis zu 45 Prozent Auslastung möglich: „Ich denke, das werden wir heuer erreichen.“

Zwei Touristen  fotografieren den Stephansdom
APA/Georg Hochmuth
Im Juli könnte sich die Buchungslage für Wien verbessern

Buchungen in anderen Bundesländern „sofort explodiert“

Schmid managt selbst zwei größere Beherbergungsbetriebe. Er versicherte, dass man innerhalb kurzer Zeit startbereit sei. Man verfüge auch über ein umfassendes Hygienekonzept, wie er betonte. „Wir haben in Wien tolle Konzepte erarbeitet.“

Als äußerst problematisch sieht er jedoch den Umstand, dass das weitere Vorgehen in der Hauptstadt noch unklar ist. Hier könnten Öffnungsschritte langsamer erfolgen. Das hat Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) zuletzt angedeutet. „Wien präsentiert sich wie ein gallisches Dorf. Man kann sich aber nicht abkapseln vom Rest des Landes.“

In den restlichen Bundesländern seien die Buchungen „sofort explodiert“, als die für den 19. Mai geplanten Öffnungsschritte präsentiert worden seien. „Denn die Leute lechzen danach, wieder auf Urlaub fahren zu können.“ Sollte Wien später öffnen, würde dies bedeuten, dass die öffentliche Hand auch länger Unterstützung etwa für Kurzarbeit oder Fixkosten leisten müsse.

Tourismus mit geringen Hoffnungen

Der Wiener Tourismus hofft nun auf baldige Öffnungsschritte. Aber der Ausblick für die nächsten Monate ist trotzdem schlecht, denn vor allem die internationalen Gäste werden nicht so schnell wieder zurückkommen.

„Gewinne frühestens 2023“

Unter diesen Voraussetzungen sei auch ein Ausblick auf den Herbst noch schwierig, betonte Schmid. Vieles werde davon abhängen, ob der Kongresstourismus wieder anlaufe, gab er zu bedenken. Gehofft wird auch auf den – üblicherweise in Wien sehr starken – Advent, auch wenn mehr als 50 Prozent Auslastung nicht möglich sein würden, wie er prophezeite. An den Wochenenden vor Weihnachten sind die Wiener Hotels ansonsten oft nahezu ausgebucht.

Von derartigen Zahlen sei man aber in der Bundeshauptstadt demnächst noch weit entfernt, befürchtet Schmid. 2022 werde ein Jahr, in dem man versuchen werde, Verluste halbwegs aufzuholen. „Gewinne wird es frühestens 2023 geben“, vermutete er.

Entscheidung über Öffnungen kommende Woche

Bürgermeister Ludwig bekräftigte am Freitag, dass er sich kommende Woche erneut mit Fachleuten beraten wird, um über das weitere Vorgehen in Wien zu entscheiden. Vor allem die gleichzeitige Öffnung in verschiedenen Bereichen erachte er als problematisch, ließ Ludwig wissen. Im Raum steht etwa, dass in Wien die Gastronomie indoor noch länger geschlossen bleibt. Die Entscheidung soll in der zweiten Wochenhälfte fallen.

Branche will rasches Ja zu Lockerungen

Eine rasche Entscheidung für Lockerungen fordert auch Markus Grießler, Obmann der Sparte Tourismus und Freizeitwirtschaft in der Wirtschaftskammer Wien: „Wiener Unternehmer müssen dieselben Chancen haben, wie die im übrigen Österreich. Und darüber muss schnellstmöglich auch Klarheit herrschen“, forderte Grießler in einer Aussendung. Die Betriebe bräuchten eine Vorlaufzeit: „Deshalb muss jetzt grünes Licht gegeben werden, damit wir nicht noch weiter ins Hintertreffen geraten.“

Flugverkehr als wichtiger Faktor

Aufsperren allein sei in der Wiener Stadthotellerie nur die halbe Miete, betont unterdessen der Wiener Tourismusdirektor Norbert Kettner gegenüber Radio Wien. Um auch wieder ertragreich zu wirtschaften, brauche es internationale Gäste, denn über 80 Prozent der Gäste würden aus dem Ausland kommen. Der internationale Flugverkehr müsse wiederhergestellt werden, so Kettner.

Laut WIFO-Schätzung hat die CoV-Krise in der Wiener Tourismus-Branche zumindest 35.000 Jobs gekostet. Dass die Kurzarbeit bis Ende März nächsten Jahres verlängert wird, begrüßt man bei Wien Tourismus.