Mitarbeiter der Spurensicherung am Tatort
APA/Georg Hochmuth
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Chronik

Frau erschossen: Verdächtiger ist „Bierwirt“

Zur Bluttat in Wien-Brigittenau sind weitere Einzelheiten bekannt. Es gibt offenbar einen Zeugen der Tat. Ein 42-jähriger Mann soll seine 35-jährige Ex-Partnerin erschossen haben. Der Verdächtige ist der „Bierwirt“, wie sein Anwalt bestätigte.

Bei dem Zeugen handelt es sich laut Informationen der APA um einen Nachbarn. Er war demnach bei der 35-jährigen Frau auf Besuch, als der Verdächtige am Donnerstagabend deren Wohnung im Winarskyhof betrat. Der 42-Jährige soll in Gegenwart dieses Mannes auf die 35-Jährige geschossen haben.

Die Getötete ist zweifache Mutter. Ihre 13 Jahre alte Tochter wäre um ein Haar ebenfalls Zeugin der Bluttat geworden. Sie hatte kurz davor die Wohnung verlassen. Beim Verdächtigen wurde die Tatwaffe gefunden und sichergestellt. Wem die Waffe gehört, ist Gegenstand von Ermittlungen, sagte Polizeisprecher Markus Dittrich.

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Spurensicherung am Tatort
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Tatwaffe
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Spurensicherung nimmt Tatwaffe in die Hand
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Einvernahme erfolgt: Keine Informationen

Die 35-jährige Frau war zunächst am Donnerstagabend mit Schussverletzungen an Kopf und Fuß schwer verletzt in ein Spital gebracht worden, verstarb dort aber. Der 42-jährige Tatverdächtige war bei der Festnahme stark alkoholisiert und wurde ebenfalls in ein Krankenhaus gebracht, weil er im Zuge der Festnahme zusammenbrach. Er soll sich eine Alkoholvergiftung zugezogen haben.

Wie der Rechtsvertreter des Tatverdächtigen mitteilte, war der 42-Jährige am Freitagnachmittag wieder ansprechbar und wurde zur polizeilichen Einvernahme als Beschuldigter vorgeführt. Dabei machte der 42-Jährige von seinem Aussageverweigerungsrecht Gebrauch und war zu keinen Angaben zum Tatgeschehen bereit, teilte die Landespolizeidirektion mit.

Der Mordverdächtige wird die Nacht auf Samstag in Polizeigewahrsam verbringen, danach wird er in die Justizanstalt Josefstadt überstellt. Die Staatsanwaltschaft wird dann die U-Haft beantragen, das Landesgericht dürfte darüber frühestens am Sonntag entscheiden.

Durch Prozess gegen Sigrid Maurer bekannt

Bei dem Verdächtigen handelt es sich um den „Bierwirt“, der durch einen Prozess gegen die grüne Klubchefin Sigrid Maurer bekannt geworden war. Das bestätigte sein Anwalt. Keine Bestätigung kam jedoch von Polizei oder Staatsanwaltschaft Wien.

Maurer war von dem Bierlokalbetreiber geklagt worden, nachdem sie diesen via Twitter beschuldigt hatte, ihr obszöne Facebook-Privatnachrichten geschickt zu haben. Nach mehreren Verhandlungen zog der Mann die Klage zurück. Zuletzt hätte sich der 42-Jährige wegen Nötigung vor dem Gericht verantworten müssen – er soll einen Passanten mit einem Elektroschocker bedroht haben.

WEGA nahm Mann fest

Die Bluttat ereignete sich in einer Wohnung im Winarskyhof, einem Gemeindebau in der Winarskystraße im 20. Wiener Gemeindebezirk. Eine Hausbewohnerin hörte Schüsse und verständigte die Polizei. Der erste Notruf erreichte die Einsatzkräfte am Donnerstag kurz vor 20.00 Uhr, eine erste Zeugin hatte ein Bedrohungsszenario mitbekommen und war aus dem Haus geflüchtet. Ein, zwei Minuten später kam der nächste Notruf, dass geschossen wurde, sagte Polizeisprecher Dittrich.

Frau erschossen: Verdächtiger ist „Bierwirt“

Zur Bluttat in Wien-Brigittenau sind weitere Einzelheiten bekannt. Es gibt offenbar einen Zeugen der Tat. Ein 42-jähriger Mann soll seine 35-jährige Ex-Partnerin erschossen haben. Der Verdächtige ist der „Bierwirt“, wie sein Anwalt bestätigte.

Als die Einsatzkräfte eintrafen, lag die 35-Jährige regungslos am Boden. Beamte der Sondereinheit WEGA nahmen den Tatverdächtigen im Innenhof fest. „Er hat sich widerstandslos ergeben“, so Dittrich. Beim Verdächtigen handelt es sich laut Polizei um einen österreichischen Staatsbürger. Die erschossene Frau war ebenfalls österreichische Staatsbürgerin. Sie dürfte nach Polizeiangaben die Ex-Frau oder Ex-Freundin des Verdächtigen sein. Zum Motiv der Tat war noch nichts bekannt.

Hilfe für Betroffene

Opferschutzeinrichtungen überlastet

Es ist die neunte Tötung einer Frau durch ihren Partner oder Ex-Partner in diesem Jahr in Österreich. Erst am Mittwoch vergangener Woche hatte ein 65-Jähriger in Neulengbach (Bezirk St. Pölten-Land) seine 64-jährige Lebensgefährtin getötet. Der Mann ist geständig und in Untersuchungshaft. Opposition und Frauenhilfsorganisationen hatten daraufhin mehr Prävention gegen Gewalt an Frauen gefordert.

Opferschutzeinrichtungen beklagen unterdessen erneut eine totale Überlastung – etwa die Wiener Interventionsstelle gegen Gewalt in der Familie. Im Jahr 2020 wurden von der Interventionsstelle 6.199 Fälle betreut. Eine langfristige und intensive Unterstützung Betroffener sei so nicht mehr möglich, sagt deren Leiterin Rosa Logar im Gespräch mit der APA: „Da ist keine Zeit, auf das Opfer einzugehen.“ Gäbe es mehr Mittel für die Opferbetreuung, könnte man Eskalationen vermeiden, so Logar – mehr dazu in Gewalt an Frauen: Opferschutz überlastet.

Zahlreiche politische Reaktionen

Die Bluttat in Wien-Brigittenau löste eine Welle der Entrüstung aus – zahlreiche Politikerinnen und Organisationen meldeten sich zu Wort. „Dass es sich beim Täter offenbar um den Bierwirt handelt, schockiert mich persönlich, ist in der Sache aber unerheblich“, meinte die Grüne Klubobfrau Sigrid Maurer auf Twitter. „Jede getötete Frau ist eine zu viel. Jede verletzte Frau ist eine zu viel.“

„Der Schutz von Frauen und Mädchen vor Gewalt ist der gesamten Bundesregierung ein wichtiges Anliegen“, sagte dazu Frauenministerin Susanne Raab (ÖVP). Selbstverständlich sei der Gewaltschutz aber auch ein ganz zentraler Schwerpunkt in der Frauenpolitik. Die SPÖ-Frauen drängten auf eine sofortige Umsetzung eines Gewaltschutzgipfels mit allen in diesem Bereich tätigen Organisationen. „Wir dürfen keine Zeit mehr verlieren und müssen den Schutz von Frauen rasch verbessern“, so Frauenvorsitzende Gabriele Heinisch-Hosek in einer Aussendung.

NEOS-Frauensprecherin Henrike Brandstötter meinte ebenfalls in einer Aussendung, es brauche dringend mehr Budget für Gewaltschutz und mehr Hilfseinrichtungen für Gewaltopfer: „Vor allem Frauen mit Behinderungen, Asylwerberinnen und auch Kinder, die Zeugen von häuslicher Gewalt werden, bekommen nicht die notwendige Unterstützung und Betreuung.“