Ballettschülerinnen machen am Donnerstag in einer Ballettschule Tanzübungen.
APA/DPA/Friso Gentsch
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Chronik

Ballettakademie: Ein Lehrer vor Gericht

Nach schweren Misshandlungsvorwürfen gegen Lehrpersonal der Ballettakademie der Wiener Staatsoper muss sich jetzt ein Lehrer vor Gericht verantworten. Ihm wird ein sexueller Übergriff vorgeworfen. Gegen zwei weitere Lehrerinnen wird noch ermittelt.

Der Lehrer soll einen 16 Jahre alten Schüler zu geschlechtlichen Handlungen aufgefordert haben. Die Staatsanwaltschaft Wien ermittelte gegen den 59-Jährigen. „Gegen den Beschuldigten liegt ein Strafantrag wegen Missbrauch eines Autoritätsverhältnisses vor“, bestätigte Nina Bussek, die Sprecherin der Staatsanwaltschaft gegenüber Radio Wien.

Der Mann stand deshalb bereits das erste Mal am 23. Februar 2021 in St. Pölten vor Gericht. Die Verhandlung wurde aber vertagt. Am 20. Mai soll nun der ehemalige Ballettschüler per Videoschaltung vom Gericht befragt werden, bestätigte eine Gerichtssprecherin auf Anfrage.

Verdacht auf fortgesetzte Gewaltausübung

Insgesamt hat die Staatsanwaltschaft Wien gegen drei Personen ermittelt, nachdem die Zustände an der Ballettakademie durch einen Bericht in der Wochenzeitung „Falter“ vor zwei Jahren ans Licht gekommen sind. Ballettschülerinnen und -schüler sollen etwa auch getreten, blutig gekratzt und an den Haaren gerissen worden sein.

Gegen die beiden Lehrerinnen sind die Ermittlungen noch nicht abgeschlossen. „Es wird noch wegen des Verdachts auf fortgesetzte Gewaltausübung und Quälen oder Vernachlässigen unmündiger, jüngerer oder wehrloser Personen ermittelt“, sagte Bussek.

Der Lehrer wurde von der Staatsoper gekündigt. Parallel zum Strafverfahren läuft „nach wie vor ein Kündigungsanfechtungsverfahren, das der betroffene Lehrer angestrengt hat, da er die Auflösung des Dienstverhältnisses durch die Wiener Staatsoper nicht akzeptiert hat“, hieß es aus der Pressestelle der Staatsoper. Und weiter: Auch die beiden Lehrerinnen befinden „sich nicht mehr im Personalstand der Wiener Staatsoper. Die Vertragsverhältnisse wurden aufgelöst“.

Neue Direktorin soll neues Gesamtkonzept umsetzen

Als Reaktion auf die Vorwürfe an der Ballettakademie wurde vom damaligen Kulturminister Gernot Blümel (ÖVP) eine Sonderkommission eingesetzt. Diese ortete Ende 2019 „Handlungsbedarf“ – mehr dazu in Kritischer Bericht der Ballettkommission. Im selben Jahr wurde die Chefin der Ballettakademie abberufen – mehr dazu in Chefin der Ballettakademie abberufen.

Im Vorjahr wurde dann ein neues Gesamtkonzept für die Einrichtung vorgestellt. Umsetzen soll es die neue Direktorin, Christiana Stefanou, die im vergangenen August das Amt übernommen hat – mehr dazu in Ballettakademie bekommt neue Direktorin.