Millimeter für Millimeter reinigt Papierrestauratorin Johanna Volke die Dächer des geschichtsträchtigen Stadtmodells. Genauigkeit und Geduld sind dabei entscheidend. „Viele Teile sind sehr spröde und springen bei ruckartigen Bewegungen leicht ab. Man muss schon eine gewisse Ruhe an den Tag legen“, sagt Volke. Es ist die erste große Restaurierung seit Jahrzehnten.
Zum 50. Thronjubiläum
Das Modell hat zwei Weltkriege und mehrere Übersiedlungen hinter sich. 60 Jahre lang ist es ohne Glasschutz ausgestellt worden. Das hat Spuren hinterlassen. Seit Maler Erwin Pendl das kleine Wien im Jahr 1898 zum 50. Thronjubiläum von Kaiser Franz Josef gebaut hat, ist es immer wieder oberflächlich geputzt und erneuert worden.
Nicht immer zum Vorteil der nachgebauten Stadt, weshalb manche der durchgeführten Erneuerungen rückgängig gemacht werden müssen. „Schlecht ergänzte Dächer müssen durch Neue ersetzt werden. Sehr viele Bäume werden auch ergänzt von uns, denn in den letzten Jahrzehnten wurde immer das als Baumersatz verwendet, was im Modellbau für Eisenbahnen auf dem Markt war. Wir versuchen das jetzt wieder mit Naturschwämmen und echten Ästen nachzubauen“, schildert Projektleiter Andreas Gruber.
Historische Details in der Stadt versteckt
Zu sehen sind auch Häuser, die es heute nicht mehr gibt. Zum Beispiel das Sühnhaus am Schottenring. Das Gebäude mit der Adresse Schottenring 7 hat ja auch in Realität eine bewegte Geschichte: Zunächst stand dort etwa das Ringtheater, das 1881 abbrannte. Anschließend wurde auf Auftrag des Kaisers das Sühnhaus errichtet. Aktuell befindet sich an der Stelle die Landespolizeidirektion Wien.
Finanzierung über Spenden
Das Team entdeckt bei der Arbeit aber auch immer wieder neue historische Details wie etwa Verewigungen ehemaliger Restauratoren und Künstler. Die Restaurierung findet im Institut für Papierrestaurierung bei Schloss Schönbrunn statt. Finanziert wird das Projekt des Wien-Museums über eine Crowdfunding-Aktion. Spenderinnen und Spender können dabei eine Adresse oder ein Haus auf dem Plan kaufen. Der Name der spendenden Person wird dann in der digitalen Online-Version des Plans angezeigt.
Wien-Modell von 1898 wird restauriert
Wie hat die Wiener City im Jahr 1898 ausgeschaut? Das zeigt ein Modell des Wien-Museums. Dieses Mini-Wien hat aber auch schon bessere Zeiten gesehen. Jetzt, wo das Wien Museum zu hat, wird das Modell restauriert.
Bis das physische Modell ins Museum zurückkehrt, müssen sich die Besucherinnen und Besucher noch gedulden. Die kleine Stadt wird erst im Herbst 2023 wieder in alter Frische im Wien-Museum zu sehen sein.