Um die Trassenführung der S1 im Osten der Stadt bzw. den Lobautunnel wird seit Jahren gestritten. Der Tunnel entpuppt sich bisher eher als Stolperstein des Projekts S1, der Wiener Außenring Schnellstraße. Die S1 soll einmal vom Knoten Vösendorf bis zum Knoten Korneuburg/West führen. Der Lobautunnel ist dabei Teil eines knapp 19 Kilometer langen Streckenteils zwischen Schwechat und Süßenbrunn. Um 1,9 Milliarden Euro soll dieser Teil in zwei Abschnitten errichtet werden: Abschnitt 1 liegt zwischen Süßenbrunn und Groß-Enzersdorf. Abschnitt 2 verbindet Groß-Enzersdorf mit Schwechat und führt als Tunnel durch die Lobau und unter der Donau hindurch.
Was den Abschnitt 1 betrifft, genehmigte die Stadt erst vor kurzem fast eine halbe Milliarde Euro für den Bau der Stadtstraße Aspern, die beim Knoten Raasdorf auf die S1 trifft. Von der Seestadt Aspern soll die hochrangige vierspurige Straße – einmal fertiggestellt – bis zum Knoten Vösendorf führen. Doch hier bremsen Gerichts- und Genehmigungsverfahren den Bau des Lobautunnels, ein Termin für einen Baubeginn ist nicht in Sicht. Ohne Lobautunnel macht aber die Stadtstraße nicht sehr viel Sinn.

Gemüsebauern befürchten Wassermangel
Ein Projekt des Wahnsinns oder ein absolutes Muss, um den Autobahnring rund um Wien fertigzustellen: Die Standpunkte liegen weit auseinander. Für den Tunnel unter der Lobau muss tief gegraben werden, das Grundwasser ist betroffen. Das bringt rund 150 Gärtner aus der Donaustadt, aus Simmering, Kaiserebersdorf und Schwechat auf die Barrikaden. Sie befürchten, dass ihnen der Tunnel das Wasser abgräbt, er komme den Glashäusern viel zu Nahe, sind sich die Betriebe einig. Sollte durch den Bau des Tunnels der Grundwasserspiegel sinken, wäre das der Todesstoß für die riesigen Gemüsekulturen.
„Wenn wir da kein Wasser mehr haben, können wir nicht mehr produzieren“, hieß es. Ein anderer Gärtner sieht die Rolle als Nahversorger in Gefahr: „Wir sprechen von einem Anbaugebiet, wo etwa 50 Prozent des Frischgemüses der LGV herkommt.“ Auf der anderen Seite versucht Alexander Walcher von der ASFINAG zu punkten: „Wir haben sehr viel Erfahrung mit dem Tunnelbau und wir lehnen uns hier auch an die Erfahrungen des U-Bahnbaus an. Wir haben eine Baumethode entwickelt, wo sicher gestellt wird, dass permanent der Grundwassserstrom funktioniert und es damit weder zu Absenkungen des Grundwasserhaushalts noch zu Aufstauungen im Oberstrombereich kommt.“
Gärtner gegen Lobautunnel
Die Gemüsegärtner in Simmering und Schwechat sind gegen den geplanten Lobautunnel, da sie befürchten, dass ihnen der Tunnel das Wasser abgräbt. Am Dienstag begann die Wasserrechtsverhandlung.
Auch politisch nicht alles klar
Die ASFINAG rechnet aber auch weiterhin mit Einsprüchen von Umweltorganisationen und Bürgerinitiativen. Zudem stößt das Projekt auch nicht nur bei Umweltorganisationen und Bürgerinitiativen auf Ablehnung. Auch politisch ist vor allem der Lobautunnel nach wie vor umstritten. In der vorigen Stadtregierung waren es die Grünen, die sich dagegen ausgesprochen haben. Jetzt sind es die NEOS, die durchaus auch Bedenken haben und einräumen, dass der Tunnel ökonomisch und ökologisch zu überdenken sei. Viele Steine also, die vor einem Baubeginn aus dem Weg geräumt werden müssen, weshalb aus heutiger Sicht auch noch kein Termin für einen Baubeginn genannt wird.