Hausärztin in ihrer Ordination
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Wien impft

Hausärztlicher Unmut über CoV-Impfaktion

Nach einem eher holprigen Start der Corona-Impfaktion bei niedergelassenen Ärzten vor nicht einmal zwei Wochen springen viele Ärzte schon wieder ab. Der Grund sind Unsicherheiten zum Impfstoff von AstraZeneca – sowohl bei Ärzten wie auch bei Patienten.

576 niedergelassene Ärztinnen und Ärzte beteiligten sich an der ersten Phase der Impfaktion. Mehr als 160 von ihnen sind aber schon wieder abgesprungen. Die Allgemeinmedizinerin Stephanie Fritz sprach gegenüber „Wien heute“ von logistischen Problemen, aber auch von Bedenken gegen AstraZeneca bei überwiegend älteren Menschen. Sie habe 60 Dosen AstraZeneca bekommen, die sie in zwei Tagen verimpft hatte. Dabei habe sie viele Absagen von älteren Patienten bekommen. Zum Zug gekommen seien stattdessen jüngere Patienten, die die Ärztin auf einer Ersatzliste hatte.

Diese jüngeren Patienten seien sehr dankbar für eine Impfung. Fritz berichtete von einer sehr hohen Impfbereitschaft, die Hemmschwelle einer Impfung beim Hausarzt sei offenbar sehr niedrig: „Ich bekomme am Tag 20 bis 30 E-Mails, nicht einmal von meinen Patienten, die sagen, es sei ihnen egal, mit welchem Impfstoff sie geimpft werden.“ Es sei dann natürlich schwierig zu sagen, dass es keinen Impfstoff gibt. Viele würden glauben, die Hausärzte wollten nicht impfen, dabei könnten sie nicht impfen: „Ohne Serum kann ich nicht impfen“, so Fritz.

Hausärzte verärgert über Impfablauf

Wer sich beim Hausarzt gegen Corona impfen lassen will, braucht Glück: Denn schon jede vierte der angemeldeten Ordinationen in Wien macht nicht mehr bei der Impf-Aktion der Stadt mit. Der Grund: Die Medzinerinnen bekommen laut Ärztekammer hauptsächlich AstraZeneca. Ein Wirkstoff mit dem sich viele offenbar nicht impfen lassen wollen.

Ärztekammer: „Könnten Impfstraßen ersetzen“

Jetzt aber gebe es auch das Problem, ob die zweite Impfung beim Hausarzt überhaupt möglich sei, so Fritz weiter. Somit steige die Unsicherheit einerseits bei Patienten wegen der Nebenwirkungen, andererseits aber auch bei Ärzten wegen der zu geringen Liefermengen der Stadt. Allein auf ihrer Warteliste stünden aktuell noch 132 Patientinnen und Patienten. Drei Viertel davon seien unter 40 Jahren, der Rest sehr hochbetagte Menschen, die in keine Impfstraße fahren können oder schon sehr lange warten würden, dass jemand vom Ärztefunkdienst zu ihnen nach Hause kommt, um sie zu impfen.

Die Ärztekammer fordert bei den Impfungen mehr Einfluss und die Möglichkeit zur Auswahl von Impfstoffen. „Die Patienten wollen im niedergelassenen Bereich geimpft werden, und da sollen alle Impfstoffe – auch Biontech/Pfizer – verimpft werden können. Die Kapazitäten haben wir und in Wahrheit haben wir die Kapazitäten, die Impfstraßen komplett zu ersetzen, wenn man uns den Impfstoff gibt“, sagte Naghme Khmaleyan-Schmied, Sektionsobfrau Allgemeinmedizin Wiener Ärztekammer.

Stadt empfiehlt Impfboxen

Das Büro von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker winkt aber ab. In einer schriftlichen Stellungnahme hieß es, dass „im niedergelassenen Bereich (…) vorwiegend AstraZeneca verimpft (wird). In absehbarer Zeit wird das auch so bleiben.“ Niedergelassene Ärztinnen und Ärzte könnten ihre Patienten auch in einer der fünf Impfboxen in Wien impfen lassen, wo als Impfstoff Biontech/Pfizer zum Einsatz kommt.