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RH-Kritik an Volkshochschul-Auslastung

Der Wiener Stadtrechnungshof hat den Volkshochschulen einen Besuch abgestattet und dabei umfangreichen Optimierungsbedarf entdeckt. In einem am Mittwoch veröffentlichten Prüfbericht werden etwa die hohen Absagequoten bei den Kursen bekrittelt.

Nicht alle VHS-Kurse dürften ein großer Renner sein. Bis 2015 wurden rund 40 Prozent davon erst gar nicht abgehalten. „In den überwiegenden Fällen war ein zu geringes Interesse am Kursangebot ausgewiesen“, wird im Bericht ausgeführt. Der Rest fand aufgrund des Ausfalls der Vortragenden oder aufgrund anderer Gründe nicht statt. Ab dem zweiten Halbjahr 2015 war laut Rechnungshof eine Verbesserung zu erkennen, dennoch lag die Absagequote weiterhin konstant bei rund 30 Prozent, hieß es.

Stadtrechnungshof kritisiert Volkshochschulen

Bei den Wiener Volkshochschulen gibt es einigen Verbesserungsbedarf – das ist jetzt amtlich durch den Stadtrechnungshof. Der kritisiert die finanzielle Lage und die vielen Kursabsagen. Denn nicht alle VHS-Kurse dürften ein großer Renner sein. Rund 40 Prozent sind bis 2015 wegen zu geringem Interesse gar nicht erst zustande gekommen.

Ursachen für Absagen analysieren

Der Stadtrechnungshof hob positiv hervor, dass zwar erhoben wird, wie viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer Kurse besuchen. Über die Hintergründe, warum das so ist, sei aber wenig bekannt und das, obwohl ausreichend Daten erhoben werden. Die mangelnde Analyse ist ein Kritikpunkt des Stadtrechnungshofes.

Er empfiehlt unter anderem, die vorhandenen Daten detaillierter und vernetzter zu analysieren, um Ursachen für das sinkende Interesse an Kursen herauszufinden. Die Volkshochschulen wollen der Empfehlung folgen, heißt es in der Stellungnahme im Bericht. Eine Stelle für qualitative und quantitative Prüfungen sei bereits eingerichtet.

Positive Strukturmaßnahmen

Verwiesen wurde vonseiten des Stadt-RH auch auf Strukturmaßnahmen, die in den vergangenen Jahre eingeleitet wurden. Diese seien nötig geworden, um zu verhindern, dass die Rücklagen aufgebraucht werden, hieß es. Der Deckungsbeitrag bei den Kursen lag bei einigen VHS demnach unter 50 Prozent. Insgesamt musste die Gesellschaft von 2013 bis 2019 alljährlich ein negatives Jahresergebnis verschmerzen.

„Die gesetzten Optimierungsmaßnahmen waren durchaus als positiv zu bewerten. Dennoch war zu bemängeln, dass diese Maßnahmen, trotz der über mehrere Jahre anhaltenden negativen Entwicklung, nicht schon früher in Angriff genommen wurden. Dem Stadtrechnungshof Wien war es durchaus bewusst, dass die Umsetzung von Strukturmaßnahmen bedingt durch die Vorgaben, die sich aus dem Bildungsauftrag ergaben, erschwert wurde. Dennoch hätte ein früheres Reagieren die angespannte finanzielle Situation abschwächen können“, erklärten die Prüfer.

Einsparpotenzial bei Niederlassungen

Anerkennend wurde vermerkt, dass hier bereits relativ konkrete Schritte gesetzt wurden: „Im Jahr 2018 wurde von der Geschäftsführung ein detailliertes Sanierungskonzept für die Jahre 2019 bis 2022 erarbeitet, welches kurz- bzw. mittelfristig zu einer Ergebnisverbesserung führen soll, sowie mit dem Ziel ohne Auflösung von Rücklagen ein ausgeglichenes Ergebnis zu erreichen.“

Potenzial sieht der Stadt-RH diesbezüglich auch im Bereich der Niederlassungen. Die Wiener Volkshochschulen GmbH verfügte mit Stand November 2020 laut Bericht über 17 Hauptstandorte, 18 Zweigstellen, zwölf spezialisierte weitere Einrichtungen und 17 Veranstaltungszentren als Teil der Hauptstandorte bzw. der Zweigstellen.

Schließungen nicht geplant

Komplette Schließungen von Standorten bzw. Zusammenlegungen waren nach Angaben der Gesellschaft nicht geplant. Dies argumentierte die GmbH laut Rechnungshof damit, dass einerseits eine Zusammenlegung von Standorten zumeist eine Vergrößerung des Standortes verlange. Dadurch würden weitere Anmietungen von Objekten notwendig werden, was zu einer deutlichen Verteuerung bei den Mieten führen würde. Andererseits liege das Alleinstellungsmerkmal der Wiener Volkshochschulen GmbH eindeutig auch in der Bildungsnahversorgung, wurde argumentiert.

Eine Reduktion der Standorte, so führte die GmbH ins Treffen, würde dies konterkarieren. Hier ersuchte der Stadt-RH jedoch um ein Umdenken: „Entgegen dieser Einschätzung erkannte der Stadtrechnungshof Wien mögliche Einsparungspotenziale in der Zusammenlegung von Standorten bzw. durch die Schaffung von größeren, gut ausgebauten und gut an die öffentlichen Verkehrsmittel angebundenen Standorten.“ Außerdem, so wurde hinzugefügt, sei davon auszugehen, dass Aus- und Weiterbildung verstärkt auch als Online-Schulung stattfinden würden, was ebenfalls die Auslastung der Standorte verringern werde.

Geschichte bis ins Jahr 1954

Beantragt hatte die Untersuchung die FPÖ. Gegenstand waren die Volkshochschulen in ihrer neuen Rechtsform, wobei die Geschichte der Einrichtung bis ins Jahr 1954 zurückgeht. Damals wurde der Verband Wiener Volksbildung gegründet. Er fungierte bis 2007 als Dachorganisation der Wiener Volkshochschulen.

Im Mai 2007 beschloss der Vorstand des Verbandes gemeinsam mit der Stadt Wien die Umwandlung der Volkshochschulen, die bis dahin als weitgehend selbstständige gemeinnützige Einrichtungen geführt wurden, in die Organisationsform einer gemeinnützigen GmbH. Der Verband ist Mehrheitsgesellschafter, die Stadt ist mit 25,1 Prozent an der Gesellschaft beteiligt. Im Bericht wurde auf das Finanzierungsübereinkommen mit der Stadt verwiesen. Die entsprechende jährliche Abgeltung wurde 2008 mit mehr als 20 Mio. Euro festgelegt.

SPÖ-Vertreter in Gremien

Dass in den Gremien des Verbands SPÖ-Vertreter zu finden waren und sind, ließ zumindest bei der FPÖ den Verdacht der Unvereinbarkeit aufkommen. Auch der nunmehrige Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) war einst ehrenamtlicher Vorsitzender des Verbandes. Zumindest dazu ließ sich der Stadt-RH aber keine Kritik entlocken: „Inwieweit die enge Verstrickung der Organisationen zur Sozialdemokratischen Partei zu Interessenskonflikten geführt haben könnte, kann seitens des Stadtrechnungshofes Wien nicht beurteilt werden“, heißt es im Bericht.

Der Wiener FPÖ-Obmann Dominik Nepp hat aufgrund des Berichts eine Neuorganisation der Volkshochschulen gefordert. Nepp forderte in einer Aussendung ein "unabhängiges Gremium, das ein echtes und sinnvolles Bildungsangebot für die Wienerinnen und Wiener sicherstellt“. Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) sei für „Misswirtschaft und Steuergeldverschwendung persönlich verantwortlich“, so Nepp.

ÖVP: Kritik bestätigt

Die Wiener ÖVP fühlt sich durch den Bericht in Forderungen nach inhaltlicher Neuausrichtung der Volkshochschulen bestätigt. Das „finanzielle Desaster“ sei seit Jahren bekannt, es sei aber nicht reagiert worden, hieß es in einer Aussendung der Gemeinderäte Caroline Hungerländer und Harald Zierfuß.