Schon früh entdeckte die 1941 geborene und im Wiener Stadtteil Lainz aufgewachsene Tochter des Wienerlied-Komponisten und Beamten Josef Berger ihr schauspielerisches Talent. Nach dem Ballettunterricht an der Akademie für Musik und darstellende Kunst wurde die „Sophia Loren vom Gemeindebau“ bereits mit 16 Jahren am renommierten Max-Reinhardt-Seminar aufgenommen. Für ihre ersten nicht genehmigten Dreharbeiten musste sie die Ausbildung vorzeitig abbrechen, was ihrer Karriere jedoch keineswegs schadete. Ganz im Gegenteil: Prompt wurde Senta Berger für drei Jahre an das Theater in der Josefstadt engagiert.
Achtzehnjährig ging sie allerdings auch schon nach Berlin, wo Berger auch ihren heutigen Ehemann Michael Verhoeven kennenlernte. Der Durchbruch beim Film gelang ihr dann 1961 in der Verfilmung von Johannes Mario Simmels „Es muss nicht immer Kaviar sein“ an der Seite von O.W. Fischer, der die Jungschauspielerin damals auf das Ärgste bedrängte, wie sie später publik machte.
Hollywood-Filme mit Frank Sinatra und John Wayne
Angesichts der Situation des deutschsprachigen Films in den 60ern zog es die junge Schauspielerin jedoch bald nach Hollywood. Hier drehte sie mit Stars wie Charlton Heston, Frank Sinatra, John Wayne oder Yul Brynner. Und doch war auch diese Episode in der langen Karriere Senta Bergers nicht von allzu langer Dauer. Gegen Ende der 1960er Jahre, mit dem Aufkommen des New Hollywood Cinema, folgte alsbald die Rückkehr nach Europa.
Hier knüpfte die bildhübsche Aktrice mit Talent zur Rollengestaltung und einer Staraura in Deutschland, vornehmlich aber im wichtigen Filmmarkt Italien über Jahre an ihre US-Erfolge an. In diesen Jahren arbeitete sie mit den aufstrebenden Künstlern des neuen Kinos wie Sam Peckinpah, Wim Wenders, Volker Schlöndorff und nicht zuletzt mit dem Arzt und Regisseur Michael Verhoeven, den sie 1966 heiratete.
Dabei ist Berger seit dieser Zeit nicht nur vor, sondern auch hinter der Kamera aktiv. So hatte sie 1965 gemeinsam mit Verhoeven die „Sentana-Filmproduktion“ gegründet und nach der Wende das Berliner „Toni“-Kino übernommen, das die beiden mittlerweile weitergegeben haben. Auf der Erfolgsliste der Sentana finden sich Produktionen wie „Die weiße Rose“ oder „Das schreckliche Mädchen“. Ihr Sohn Simon Verhoeven führt mit seinem Vater die Geschäfte der Sentan und arbeitet als Regisseur, der jüngere Sohn Luca ist Schauspieler.
Mit Senta Berger durch ihr Hietzing
Wer Wiener Nobelbezirk sagt, meint oft Hietzing. Hier, am Rande des damals noch sehr ländlich geprägten 13. Bezirks wuchs die Schauspielerin Senta Berger unter eher ärmlichen Verhältnissen auf. Von Wien aus hat sie einst Weltkarriere gemacht, und obwohl sie schon viele Jahre nicht mehr in Österreich lebt, kommt sie immer wieder gerne an den Ort ihrer Kindheit zurück.
„Buhlschaft“ bei den Salzburger Festspielen
Senta Berger stand in ihrer glanzvollen Karriere jedenfalls in mehr als 100 Filmen vor der Kamera, wobei das Kino in den vergangenen Jahrzehnten deutlich in den Hintergrund trat. Und doch erscheint Berger immer wieder auch auf der großen Leinwand, so etwa 2016 in der Erfolgskomödie ihres Sohnes Simon, „Willkommen bei den Hartmanns“.
Auch der Bühne stattete die vielseitige Charakterdarstellerin immer wieder einmal einen Besuch ab, auch wenn das Laufbild seit Jahrzehnten die erste Geige in der Karriere spielt. Am Wiener Burgtheater war Berger unter anderem mit Klaus Maria Brandauer in Molieres „Tartuffe“ (1979) zu sehen oder am Schiller-Theater in Berlin in Schnitzlers „Reigen“. Und zwischen 1974 und 1982 berührte sie an der Seite von Curd Jürgens und Maximilian Schell als Buhlschaft im „Jedermann“ bei den Salzburger Festspielen.
Und dann gab es einen heute fast vergessenen Seitensprung von der Karrierebahn im Leben von Senta Berger: Den Ausflug ins Schlagerfach mit Singles wie „Für Romantik keine Zeit“ und „Single Girl“. Dennoch ist mittlerweile das ureigene Habitat der Schauspielerin das TV-Format. So erlangte sie mit Produktionen wie „Unter Verdacht“ oder als Mona in der legendären „Kir Royal“-Serie ein breites Publikum, teils auch abseits der eleganten Dame, wie etwa als Taxifahrerin in „Die schnelle Gerdi“.
Neues Porträt im „Kulturmontag“
Unter ihren zahlreichen Auszeichnungen finden sich etwa der Lebenswerk-Preis der Diagonale (2011), zahlreiche Bambis, Grimme-Preise oder Deutsche Fernsehpreise sowie die Platin-„Romy“ für ihr Lebenswerk.
Der ORF gratuliert Senta Berger mit zahlreichen Filmen und einem neuen Porträt – „Fliegen lernen“ ist am Montag, 17. Mai, im ORF-„Kulturmontag“ zu sehen. ORF III zeigt zum 80. Geburtstag von Senta Berger unter anderem die Serie „Die schnelle Gerdi“ sowie die Filme „Die Nacht der Nächte“, „Mama kommt“, "Einmal so wie ich will und „Zimmer mit Frühstück“.