Bildungsminister Heinz Faßmann, Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr und Gesundheitsstadtrat Peter Hacker  bei Pressekonferenz
APA/Herbert Neubauer
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Schule

Schnelltests: Stickerpass für Schüler

Die Schulen gehen nächste Woche in den Vollbetrieb, mit einem Stickerpass werden die Tests bei Kindern und Jugendlichen nachgewiesen. In Wien soll das PCR-Test-Pilotprojekt auch in Volksschulen geprobt werden.

Wer ab Montag am Unterricht teilnehmen will, muss grundsätzlich alle zwei Tage einen Antigenschnelltest durchführen. Künftig sollen diese Tests per Pickerl in einem Pass dokumentiert werden, der 48 Stunden zum Zutritt in Vereine, Schwimmbad oder Gasthaus berechtigt. Für Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) ist das „fast spielerisch“, das Konzept sei an Sammelstickeralben angelehnt, so Faßmann am Mittwoch in einer Pressekonferenz.

Zwar wäre eine digitale Lösung aller befugten Stellen das Ideal, das sei allerdings in der kurzen Zeit nicht umsetzbar gewesen. Die Ausstellung eines Zertifikats wiederum sei bei bis zu 2,4 Mio. zu dokumentierenden Tests pro Woche nicht administrierbar. Nur die Lehrer sollen ein solches bekommen und ersparen sich so künftig den Weg in die Teststraßen. „Wir wollten hier keine Zettelwirtschaft erzeugen“, so Faßmann.

Testpass für Schüler
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Der Testpass für Schüler soll an ein Stickeralbum erinnern

„Nasenbohrer“-Tests in Schulen im Einsatz

Bei den Schülern kommt ein mit einem Ninja verzierter Papierbogen zum Einsatz, in dem pro Woche drei Sticker Platz haben und der zusammengefaltet in der Geldbörse Platz haben soll. Nach erfolgtem Test wird das Pickerl entweder vom Schüler selbst oder dem Lehrer aufgeklebt. Ersetzt werden kann der Schultest künftig durch einen PCR-Test oder Antigentest einer befugten Abnahmestelle, die am betreffenden Schultag 72 bzw. 48 Stunden alt sein dürfen. Auch geimpfte Schüler müssen nicht mehr testen, wobei deren Zahl gering ist.

An den Schulen kommen weiterhin vor allem anterionasale Antigenschnelltests („Nasenbohrer“-Tests) zum Einsatz, zumindest solange ein flächendeckender Einsatz der aussagekräftigeren PRC-Tests nicht gewährleistet ist. Allerdings soll hier das System weiter auf etwas komplizierter handhabbare, aber verlässlichere Produkte umgestellt werden. Ab Juni sollen nach den Schulformen für die Über-14-Jährigen auch die 3. und 4. Klassen Volksschulen auf jene Tests, bei denen ein Pipettieren notwendig ist, umgestellt werden.

Pickerlheft soll CoV-Test von Schülern dokumentieren

Wiens Schulen gehen nächste Woche in den Vollbetrieb, mit einem Stickerpass werden die CoV-Tests bei Kindern und Jugendlichen nachgewiesen. In Wien soll das PCR-Test-Pilotprojekt auch in Volksschulen geprobt werden.

Zeitlicher Mehraufwand für Lehrer

Von einem „großen administrativen Aufwand für die Lehrerinnen und Lehrer“ sprach Hubert Kopeszki, Direktor des Goethe-Gymnasiums in der Astgasse in Penzing, gegenüber „Wien heute“. In den nächsten Tagen werde geplant und organisiert und dann per E-Mail kommuniziert, wie Lehrerinnen und Lehrer mit den Tests umgehen, so Kopeszki: „Die Tests werden erst Anfang nächster Woche geschickt. Tatsache ist: Es ist ein zeitlicher Mehraufwand.“

Die Tests seien grundsätzlich positiv, „die Dokumentation in dieser Art ist aufwendig. Wir müssen drei Mal in der Woche schauen, dass die Schüler kleben und quasi einen Bescheid ausstellen, dass das Kind gesund ist. Das halte ich juristisch für problematisch“, so Kopeszki.

Schuldirektor Kopeszki zum Neustart der Schulen

Der Direktor des Goethe-Gymnasiums in der Astgasse in Penzing, Hubert Kopeszki, beschreibt die Herausforderungen der Wiederöffnung seiner Schule.

Pilotprojekt auch in Volksschulen

In Wien wird bei einem Pilotprojekt der Einsatz von PCR-Tests weiter erprobt. Erste Versuche an zehn Gymnasien seien vielversprechend verlaufen, berichteten der Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (NEOS) und Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) bei dem gemeinsamen Pressetermin mit Bildungsminister Faßmann. Nun soll die Logistik auch an anderen Schulformen wie Volksschulen getestet werden. Funktioniert das, ist ab Herbst ein flächendeckender Einsatz geplant. Immerhin werde die Pandemie auch dann nicht einfach vorbei sein, so Hacker.

Beim derzeitigen Pilotprojekt registrieren sich die Schüler auf der Testplattform von „Alles gurgelt“ und führen dann an fix vereinbarten Tagen daheim unter Anleitung der Web-App den Tests durch, das Ergebnis liegt spätestens nach 24 Stunden vor und ist für 72 Stunden gültig. Die Tests bekommen die Schüler und Lehrer entweder in den BIPA-Filialen oder direkt am Schulstandort, die Abgabe erfolgt in der Schule oder bei einer der 620 Abgabestellen. Der Lehrer muss dann nur noch das Ergebnis kontrollieren, Antigenschnelltest müssen die Schüler keinen mehr machen.

Bisher wurden bei dem für alle Wiener kostenlosen Angebot 1,526 Mio. Proben ausgewertet und dabei 8.100 Infektionen entdeckt. Für die Schulen gibt Hacker das Ziel aus, dass sich alle 240.000 Wiener Schüler, deren Lehrer sowie das Kindergartenpersonal regelmäßig per PCR testen können. Zusätzliche Hoffnung setzt er auf künftige Impfangebote auch für Schüler. Er glaube angesichts der aktuellen Studien zum Einsatz von Covid-Impfstoffen auch bei Kindern, dass bis zum Herbst auch Unter-16-Jährige eine Impfung erhalten können.

Geringe Infektionszahlen an Schulen

An den Schulen selbst sei das Infektionsgeschehen gering, so Bildungsminister Faßmann am Mittwoch. Bei den regelmäßigen Antigentests sinke die Positivrate bei den Lehrern stetig, bei den Schülern liege sie konstant um die 0,08 Prozent. Beim letzten Durchgang der PCR-Schulgurgelstudie habe es unter 7.800 Getesteten lediglich eine Dunkelziffer von 18 Positiven gegeben. In Wien werden laut Wiederkehr in Kindergärten und Schulen auch nach der Rückkehr aus dem Fernunterricht konstant rund 250 Infektionen pro Woche registriert. „Das gibt Hoffnung, dass die Vollöffnung keine zu großen Auswirkungen haben wird.“

„Wir gehen gut gerüstet in die letzten Wochen der Schule“, verwies Faßmann auch auf pädagogische Maßnahmen wie den Ergänzungsunterricht, die Sommerschule oder mehr psychologische Betreuung. Nach der Rückkehr in den Vollbetrieb sollen die Schulen sich neben dem Unterrichtsstoff Zeit für Aufarbeitung und Verarbeitung der vergangenen Monate nehmen. Das Wesentliche sei es, wieder zusammenzukommen und Sozialkontakte zu pflegen – freilich weiterhin unter Einhaltung der Hygienevorschriften, Abstandhalten, der Verpflichtung zum Tragen von Mund-Nasen-Schutz bzw. in den Oberstufen FFP2-Masken und eben der regelmäßigen Selbsttests.

An die Eltern jener rund 10.000 Schüler, die eine Testung ihrer Kinder verweigern, appellierte der Minister, „die Zukunft ihrer Kinder nicht zu gefährden“. Wer sich nicht testet, muss sich den Stoff daheim weiter in Eigenregie erarbeiten. In Wien werden die betreffenden Eltern auch von den Schulen bzw. über das Jugendamt kontaktiert.