Wieder Kriegsgräber der Napoleon-Schlacht in der Seestadt Aspern gefunden.
Stadtarchäologie Wien
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Chronik

Gräber der Napoleon-Schlacht entdeckt

Wo heute in der Seestadt Aspern Bagger fahren, ist früher auf Leben und Tod gekämpft worden: das beweisen auch Funde der Stadtarchäologie. Bei Bauarbeiten sind Knochen, Schmuck und Uniformreste aus der Napoleon-Schlacht von Aspern im Jahr 1809 gefunden worden.

Bei Erdbauarbeiten nahe der Bernhardinerallee sind die sterblichen Überreste von mindestens 14 männlichen Personen im Alter von Anfang bis Mitte 20 gefunden worden. Sie waren in Soldatengräbern bestattet, die nach der Schlacht von Aspern am 21. und 22. Mai 1809 angelegt wurden.

Die gefundenen Skelette haben gebrochene Knochen, Schusswunden und Schlagverletzungen. Aber auch sonst dürfte es den Männern nicht allzu gut gegangen sein: Ihre Knochen zeugen von Mangelerkrankungen und zeigen viel Verschleiß. Das hat die Stadtarchäologie zusammen mit Anthropologinnen herausgefunden.

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Wieder Kriegsgräber der Napoleon-Schlacht in der Seestadt Aspern gefunden.
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Wieder Kriegsgräber der Napoleon-Schlacht in der Seestadt Aspern gefunden.
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Wieder Kriegsgräber der Napoleon-Schlacht in der Seestadt Aspern gefunden.
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Wieder Kriegsgräber der Napoleon-Schlacht in der Seestadt Aspern gefunden. Im Bild:  Eines der wenigen Beispiele für einen individuell verzierten Messingknopf anstelle der sonst üblichen blanken Uniformknöpfe der österreichischen Soldaten.
Stadtarchäologie Wien/Novetus
Ein Fundstück: Individuell verzierter Messingknopf anstelle der sonst üblichen blanken Uniformknöpfe der österreichischen Soldaten.
Wieder Kriegsgräber der Napoleon-Schlacht in der Seestadt Aspern gefunden. Im Bild: gefundenGlasperlenkette. Ein Gefallener hatte sie in seiner Hosentasche. Eventuell ein Andenken oder ein Glücksbringer
Stadtarchäologie Wien/Novetus
Teile einer gefundenen Glasperlenkette. Ein Gefallener hatte sie in seiner Hosentasche. Laut Stadtarchäologie eventuell ein Andenken oder ein Glücksbringer.

„Zugehörigkeit zur österreichischen Armee wahrscheinlich“

Die wenigen Habseligkeiten, die die jungen Männer bei sich hatten und die Zeit bis heute überdauert haben, wertet Grabungsleiter Martin Penz als wahren Glücksfall. „Meist finden wir bei den eilig verscharrten Gefallenen nur Knöpfe der Unterwäsche bzw. Gamaschen, oder auch einzelne Bleigeschosse, die oftmals auch die jeweilige Todesursache waren. Bei den neu Aufgefundenen konnten diesmal aber auch etliche Uniformknöpfe entdeckt werden, die die Zugehörigkeit zur österreichischen Armee wahrscheinlich machen“, so Penz.

Auch einige Münzen oder persönlicher Schmuck, wie eine Glasperlenkette oder ein Fingerring, wurden aufgefunden. Dies ist sehr ungewöhnlich, da in den Tagen nach der Schlacht den offen daliegenden Opfern meist sämtliche Wertsachen oder irgendwie verwertbare Ausrüstungsgegenstände abgenommen wurden, erklärt Penz.

Bereits 27 „Schlachtfeldbefunde“ gesichert

Seit Baubeginn der „Seestadt Aspern“, am einstigen Schlacht- und ehemaligen Flugfeld Aspern, hat die Stadtarchäologie Wien bereits 27 „Schlachtfeldbefunde“ gesichert. Dabei handelt es sich um die sterblichen Überreste von Soldaten und deren Pferde, die unmittelbar hier gefallen sind und großteils nur notdürftig verscharrt wurden, um einer drohenden Seuchengefahr vorzubeugen.

„Nach einer sorgsamen Bergung und der wissenschaftlichen Dokumentation der Funde werden die sterblichen Überreste der Gefallenen einer würdigen Wiederbestattung zugeführt“, erklärt die Leiterin der Stadtarchäologie, Karin Fischer-Ausserer.

„Auch wenn bei der Errichtung der Seestadt die steinzeitlichen Siedlungsreste im Visier der Stadtarchäologie stehen, da das Gebiet nachweislich seit der Jungsteinzeit besiedelt wurde, freuen wir uns auf weitere aufschlussreiche Funde aus allen Geschichtsepochen“, betonte Fischer-Ausserer. Über Details zu den einzelnen Fundstücken wird demnächst ein vertiefender Blogbeitrag erscheinen.