U-Bahn-Abgang Reumannplatz
ORF
ORF
Chronik

Videoüberwachung in Favoriten gestartet

Der zentrale Reumannplatz in Favoriten wird seit Montag videoüberwacht. Hintergrund sind die Krawalle in der Silvesternacht, bei denen es zu erheblichen Sachschäden gekommen war.

Zwei Kameras – im Westen und Norden des Platzes – sollen nun das Geschehen am Reumannplatz überwachen. Die Polizei hofft auf eine präventive Wirkung, Straftaten sollen erst gar nicht passieren. Die Kameras sind an Lichtmasten befestigt und können geschwenkt werden. Zu sehen ist damit der gesamte Reumannplatz sowie ein Teil der umliegenden Gassen.

Die Überwachungsbereiche sind konkret der Reumannplatz, außer der Rückseite des Amalienbades, die Buchengasse ab der Kreuzung mit der Leibnizgasse sowie die Favoritenstraße an der Kreuzung mit dem Viktor-Adler-Platz und Pernerstorfergasse, die Wielandgasse ab der Quellenstraße – alles jeweils bis zum Reumannplatz.

Videoüberwachung am Reumannplatz

Der Reumannplatz im 10. Bezirk wird mit zwei Kameras permanent überwacht. Die Bilder werden in die Polizeiinspektion übertragen. Die Polizei will damit die Jugendkriminalität bekämpfen.

48 Stunden lang gespeichert

Die polizeiliche Videoüberwachung wird durch mehrere Hinweisschilder angekündigt und erkennbar gemacht. Die Polizei kann in Echtzeit auf die Videos zugreifen. Sie kommen direkt in die Notrufzentrale, wo die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Lage beobachten können. Außerdem soll es der Nachverfolgung dienen. Aufzeichnungen, die nicht zur weiteren Verfolgung wegen des Verdachts strafbarer Handlungen erforderlich sind, werden nach spätestens 48 Stunden gelöscht.

Es ist nicht die erste Videoüberwachung in Wien. Am Schwarzenbergplatz wird etwa das Russendenkmal überwacht, am Praterstern gibt es einen mobilen Überwachungswagen. Die Erfahrungen von dort seien laut Polizei durchwegs positiv.

Nehammer: „Kriminelle Strukturen“ als „Nährboden“

Vor allem die Ausschreitungen in Favoriten, als Sympathisanten der ultranationalistischen türkischen Grauen Wölfe eine kurdische Demo gegen Gewalt an Frauen angriffen, veranlasste das Innenministerium und die Polizei zu zahlreichen Schwerpunkten in dem Bezirk. Ressortchef Karl Nehammer (ÖVP) sagte in einer Pressekonferenz am Montag, es gehe darum zu verhindern, dass aus kleinkriminellen Strukturen Extremismus und Radikalisierung entstehe, entsprechende Netzwerke zu identifizieren und zu zerschlagen.

Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) im Rahmen des Pressegesprächs zum Thema „Schwerpunktaktionen gegen Extremismus und Kriminalität“
APA/BMI/Gerd Pachauer
Innenminister Nehammer hielt zu den Schwerpunktaktionen in Favoriten am Montag eine Pressekonferenz ab

„Kriminelle Strukturen sind oft Nährboden für Radikalisierung und Extremismus – das zeigen internationale Erfahrungen“, erläuterte der Minister. Es habe weitere Krawalle, etwa zu Silvester, gegeben. Daher habe er den Generaldirektor für die Öffentliche Sicherheit, Franz Ruf, beauftragt, ein Konzept für Schwerpunktaktionen in dem Bezirk zu entwickeln, um die Kontrolldichte in sinnvoller Weise zu erhöhen und in kleinkriminelle Strukturen hineinzukommen. Das wurde im März und April dieses Jahres umgesetzt.

3.254 Menschen kontrolliert

Bei Schwerpunkten wurden 102 Menschen festgenommen, oft Jugendliche und junge Erwachsene mit Migrationshintergrund, so Nehammer. Die Ermittler erstatteten dazu 164 Strafanzeigen, davon 58 wegen Suchtmitteldelikten. Der Rest betraf andere Kriminalitätsbereiche wie Einbrüche, Raufereien und Körperverletzungen, Sachbeschädigungen, gefährliche Drohungen, sexuelle Belästigungen und Waffengesetze. 3.254 Menschen wurden im Zuge dieser Schwerpunkte kontrolliert.

Daten aus der Kriminalstatistik und dem Sicherheitsmonitor wurden abgeglichen und für die Planung der Schwerpunkte und des dafür eingesetzten Personals in Zivil und Uniform herangezogen. An den Einsätzen waren zahlreiche Teilorganisationen der Polizei und des Innenministeriums beteiligt.

Einige Fälle geklärt

Die Beamten klärten dabei einige Fälle: So wurden Anfang März im Bereich des Hauptbahnhofs sechs mutmaßliche Dealer observiert und festgenommen. Die Polizei kontrollierte zunächst zwei Beteiligte und fand Portionssäckchen mit Crystal Meth. Im Zuge der Ermittlung ging den Beamten auch eine von der Slowakei mit internationalem Haftbefehl gesuchte Frau ins Netz. Dazu kamen knapp 2,8 Kilogramm Opium, mehr als 700 Gramm Crystal Meth, weiters in geringeren Mengen Kokain und Cannabisprodukte, ein paar Gramm Amphetamine und 4.625 Euro in bar.

Am 9. März wurde ein 21-jähriger ungarischer Staatsbürger gefasst, der eine Jugendliche am Hauptbahnhof sexuell belästigte. Er berührte die 17-Jährige mehrmals im Brustbereich und versuchte sie zu küssen. Sie riss sich los und erstattete Anzeige, der Verdächtige wurde wenig später festgenommen und angezeigt.

17-Jähriger verprügelte Securities

Mitte März wurden ebenfalls am Hauptbahnhof ein 17-Jähriger geschnappt, der von ÖBB-Mitarbeitern in einer Gruppe angehalten wurde, weil er wie seine Kompagnons im Bahnhofsbereich ohne Maske unterwegs gewesen war. Er verprügelte die beiden Securities und verschwand mit seinen Begleitern. Nach einer zweiten Auseinandersetzung mit Sicherheitsleuten der Bahn stoppte die Polizei die Gruppe und nahm den 17-Jährigen fest.

Bei der Vernehmung stellte sich heraus, dass er für eine weitere Körperverletzung im Jahr 2020 verantwortlich sein dürfte. Nehammer und Ruf planen, die Vorgangsweise mit dem vernetzten Agieren von Verfassungsschützern, Kriminalpolizei und operativen Einheiten auf weitere Brennpunkte in Österreich auszudehnen. In Favoriten sollen die Aktionen fortgesetzt werden. „Die Schwerpunkte zeigen, was sich abseits der gesellschaftlichen Wahrnehmung abspielt“, sagte der Innenminister.