Siebendornige Wollbiene
Sophie Kratschmer
Sophie Kratschmer
Umwelt

Wiener Linien siedeln Bienen auf Grünflächen an

Die Wiener Linien wollen bis zum Sommer 2022 rund 80 Bienenvölker mit zwei Millionen Bienen auf Grünflächen der Verkehrsbetriebe ansiedeln. Das soll die Artenvielfalt fördern. Auch das Bundesheer und die ÖBB setzen auf Bienen.

Die ersten „Öffi“-Bienenvölker ziehen gerade ein – auf einer Blumenwiese neben der U1-Station Leopoldau. „Die Öffis bieten einen idealen Platz als Bienenrevier“, so Wiener-Linien-Geschäftsführerin Alexandra Reinagl. „Entlang der Schienen gibt es oft ungenutzte Flächen, wo sich unzählige Blütenpflanzen ansiedeln. Das ist die ideale Bio-Nahrungsquelle für Bienen, ganz ohne Pflanzenschutzmittel.“

Die Wienerinnen und Wiener würden von der Aktion enorm profitieren, ist der für die Wiener Linien zuständige Stadtrat Peter Hanke (SPÖ) überzeugt: „Mehr Bienen in der Umgebung bedeutet mehr Ertrag im Gemüsegarten und auf blühenden Balkonen.“ Viele Blütenpflanzen sind auf die Bestäubung durch Insekten angewiesen – rund 80 Prozent davon übernehmen die Honigbienen.

Laut Studie 456 Wildbienen-Arten in Wien

Umweltstadtrat Jürgen Czernohorszky verwies in einer Aussendung zum bevorstehenden Welt-Bienen-Tag der UNO am 20. Mai darauf, dass in Wien 456 Wildbienenarten leben – laut einer Studie aus dem Jahr 2015 im Auftrag der Stadt. „Das ist sehr beachtlich für eine Großstadt“, befand Czernohorszky. Man setze gezielte Maßnahmen, um diese Vielfalt zu erhalten – etwa insektenfreundliche Wiesen mit Kräutern und Blühpflanzen in Parks oder Wohnanlagen.

Im eigenen Garten könne man Wildbienen etwa mit einer „wilden Ecke“ fördern, heißt es in der Aussendung weiter – dort sollten dann Pflanzen wie Klee oder Natternkopf wachsen. Auf Mähroboter und Pestizide sollte man verzichten.

Zu den bekanntesten Wildbienenarten in Wien zählen die Ackerhummel, die Rostrote und die Blaue Mauerbiene und die Schmal- und Wollbiene. Wildbienen werden meist nur acht bis zehn Wochen alt. Die meisten Arten leben alleine und nicht in Bienenvölkern, Honig produzieren sie nicht.

Auch Bundesheer und ÖBB setzen auf Bienen

Auch die ÖBB und das Bundesheer setzten nun auf Bienen. Die Bundesbahnen werden an acht Standorten entlang der Gleise 60 Bienenstöcke mit rund 3,8 Millionen Tiere ansiedeln. Das Bundesheer plant in Zusammenarbeit mit dem Tiergarten Schönbrunn Bienenstöcke in der Maria-Theresien-Kaserne in Wien-Hietzing, hieß es am Mittwoch in Aussendungen.

Die ÖBB starten das Projekt „Schienenbienen“ gemeinsam mit einem Imker. Acht Standorte wurden definiert und sollen mit den Völkern begesiedelt werden. Imker Markus Bleich kümmert sich um das Wohl der Tiere und die entsprechende Pflege der Landschaft. Die Flächen werden so nachhaltig genutzt und die Artenvielfalt gefördert – gleichzeitig wird unter dem Namen „ÖBB Schienenhonig“ Bio-Honig produziert. Ab Herbst soll er im Webshop und in Bahnbistros erhältlich sein.

Die acht Flächen in Niederösterreich, Oberösterreich, Burgenland, Salzburg und Tirol sollen ökologisch nachhaltig gepflegt und bewirtschaftet werden. „Mit den ÖBB Schienenbienen entsteht eine fruchtbare Kooperation zwischen Natur, Mensch und Eisenbahn. Die Flächen werden nachhaltig genutzt, die Artenvielfalt gefördert und die Natur kann wieder aufblühen“, betonte Silvia Angelo, Vorständin der ÖBB-Infrastruktur AG.

Bienen in der Kaserne Hietzing

Auch das Bundesheer setzt unter dem Motto „Geht’s den Bienen gut, geht’s uns allen gut“ auf die Insekten. Bereits jetzt werden in einigen Kasernen wie der Schwarzenberg-Kaserne in Salzburg oder auch Belgier-Kaserne in der Steiermark Honigbienen von Soldatinnen und Soldaten betreut. Nun folgt die Kaserne in Hietzing.

Diese bietet etwa 110.000 Quadratmeter nicht bewirtschaftete Fläche mit Wiesen, Sträuchern und Bäumen und ist die größte „Grünkaserne“ in Wien. Der Tiergarten unterstützt laut Direktor Stephan Hering-Hagenbeck gerne seine Nachbarn. „Bienen sind wichtige Bestäuber für Wild- und Kulturpflanzen und sichern dadurch die pflanzliche Vielfalt und das Überleben von Wildtieren und uns Menschen“, sagte Hering-Hagenbeck.

„Ich freue mich, dass das Bundesheer in einigen Kasernen bereits Bienenstöcke betreut, und so den lebensnotwendigen Insekten ein Zuhause gibt. Darüber hinaus wollen wir gemeinsam mit dem Tiergarten Schönbrunn auch in der Wiener Maria-Theresien-Kaserne Bienenstöcke aufbauen. Mit unserem Engagement und Initiativen können wir der Natur ein Stück zurückgeben und sie schützen“, meinte Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP).

„Maria Theresien-Honig“ vom Heer

Auch das Bundesheer produziert bereits Honig. Aus der Bienenzucht im Akademiepark der Theresianischen Militärakademie stammt der sogenannte „Maria Theresien-Honig“. Betrieben wird diese Zucht in enger Zusammenarbeit mit der Stadt und der Theresianischen Militärakademie. Zum Imker ausgebildete Angehörige der Militärakademie beschäftigen sich in ihrer Freizeit mit der Haltung und Vermehrung von Honigbienen im Park und tragen so wesentlich zum Schutz der Bestäuber bei.

Um Insektensterben vorzubeugen, hat das Bundesheer außerdem auch weitere Projekte geplant, wie das Ansetzen von Blühwiesen: In der Dabsch-Kaserne in Korneuburg gibt es beispielsweise bereits eine vier Hektar große Blumenwiese, um Insekten einen naturnahen Lebensraum zu bieten. Weitere Blühwiesen sind unter anderem in der Schwarzenberg-Kaserne in Salzburg oder auch in der Türk-Kaserne in Spittal geplant.