Mitarbeiter der neuen Corona-Teststraße beim Schloss Schönbrunn aufgenommen am Mittwoch, 3. Februar 2021
APA/HELMUT FOHRINGER
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Coronavirus

Ein Viertel war im April nie testen

Regelmäßige CoV-Tests machen nach wie vor bei Weitem nicht alle Menschen in Österreich. Das zeigen Daten aus dem „Austrian Corona Panel“ der Uni Wien. Die Gruppe der Nichttesterinnen und Nichttester wurde zwar kleiner, aber noch immer ging im April rund ein Viertel nie testen.

Möglichst flächendeckende und wiederkehrende CoV-Tests – diese Idee werde von der Regierung seit dem Jahreswechsel stark vorangetrieben, analysierte „Austrian Corona Panel“-Projektleiter Bernhard Kittel. Das vom Gesundheitsministerium ausgegebene Ziel sei hier, dass ein Großteil der Bevölkerung tatsächlich zweimal pro Woche einen Test mache, so Kittel. Dafür seien die Test-Gratisangebote vor allem im Februar und März extrem ausgeweitet worden – auch in ländlichen Regionen.

„Wir sind nicht annähernd in der Gegend“, wo der ambitionierte Plan auch aufgehe, konstatierte Kittel bei einer Onlinevortragsreihe des Wiener Wissenschafts-, Forschungs-und Technologiefonds (WWTF) mit dem Titel „Wien erforscht Corona“. Häufiger als viermal in vier Wochen hätten sich im April nur rund 24 Prozent testen lassen: „Ein gleich großer Anteil geht aber nie testen.“ Letztlich mache also nur rund ein Viertel der Bevölkerung wirklich bei der Strategie der Bundesregierung mit.

Jüngere lassen sich öfter testen

Keine Unterschiede sehe man hier punkto Geschlecht, so der Forscher. Auch Migrationshintergrund und Wohnort hätten keinen Einfluss. Tendenziell öfter testen gehen würden aber Menschen mit höherer Bildung, Jüngere und insgesamt Menschen, die das auch als effektive Maßnahme ansehen. Meine jemand, dass er mit negativem Test jemand anderen treffen kann, dann steige die Testwahrscheinlichkeit entsprechend.

„Richtig interessant“ werde es, wenn man die Einstellungen betrachte, erklärte Kittel: Menschen, die eher Verschwörungstheorien anhängen, und Menschen, die meinen, dass die Regierung die Gefahr übertreibt, würden das Angebot kaum wahrnehmen. Das gelte auch für Wähler mit Präferenz für die FPÖ oder Heinz-Christian Strache.

Viele Tests „schlichtweg Zwangsmaßnahmen“

Kittel ortete „beim Testen ein ganz massives Kollektivproblem“. Der unmittelbare individuelle Nutzen sei nämlich nicht gegeben. Man teste also in erster Linie zum Schutz anderer Menschen. Die potenziellen Kosten eines positiven Ergebnisses seien zudem hoch, denn kaum jemand gehe gerne in Quarantäne. Hieraus ergebe sich für viele eine Schieflage in der Kosten-Nutzen-Abwägung.

Nun gibt es laut dem Soziologen mit den Testverpflichtungen in vielen Berufsgruppen und Eintrittstests vielfach „schlichtweg Zwangsmaßnahmen“, die seitens der Politik „gepusht“ werden. Das mache aber auch Ausweichstrategien wie den Friseurbesuch zu Hause ohne vorherigen Test attraktiver. Mit Zwang sei man bisher speziell in Österreich in der Pandemiebekämpfung nicht gut gefahren.

Für Kittel besteht der Ausweg daher eher darin, „dass man Testen als einen Aspekt von wechselseitiger Wertschätzung und Respekt entwickelt“. Wenn vor allem Jüngere berichten würden, dass sie Covid-19-Tests gezielt machen, bevor sie Personen treffen, dann sei das eine Art „verantwortungsvoller Umgang“ mit der Situation – selbst wenn diese Praxis über weite Teile der Erhebungen eigentlich nicht erlaubt gewesen sei. Das Testen vor einem Treffen könnte sich in der hoffentlich ausklingenden Krise angesichts des Impffortschrittes zu einer „möglichen neuen sozialen Norm“ entwickeln, so Kittel.

„Austrian Corona Panel“ droht auszulaufen

Insgesamt seien die Massentests eine „kluge Strategie“, die auch einen gewissen saloppen Umgang damit erlaube. „Viel mehr Sorge“ bereitet dem Wissenschaftler aber jene Bevölkerungsgruppe, „die schlichtweg alles verweigert“, so der Studienleiter des „Austrian Corona Panel“.

Die zu einem wichtigen Informationslieferanten im Umgang mit der Krise gewordene, aktuell in monatlichen Wellen durchgeführte Untersuchung wird voraussichtlich nur noch zweimal stattfinden. Die Initiatoren des von mehreren Förderstellen – darunter auch dem WWTF – unterstützten Projekts seien aktuell auf der Suche nach weiterer Unterstützung, um nach einer voraussichtlichen Sommerpause mit der Arbeit fortzufahren, erklärte Kittel.