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Wirtschaft

Wiener Hotels wollen Inlandstouristen locken

Österreichische Gäste sollen den Ausfall von Ausländern im Wiener Tourismus abfedern. Eine neue Hoteliersinitiative will nun mit der Aktion „Erlebe Deine Hauptstadt.Wien“ mehr Inlandstouristen nach Wien locken.

Die privatwirtschaftlichen Initiatoren sind Spitzenhotels, Angebote gibt es vorerst bis 30. Juni. Der Städtetourismus leidet pandemiebedingt besonders. Experten erwarten eine schwierige Erholung. Gründe sind der hohe Anteil ausländischer Gäste und fehlende Kongresse.

Großes Potenzial langfristig nutzen

Vor der Pandemie hatte Wien einen Inlandstourismusanteil von 17 Prozent, hieß es am Freitag bei der Vorstellung der Initiative. Nun soll das enorme Potenzial von Gästen aus der Heimat langfristig genutzt werden. Bemüht wurde am Freitag ein internationaler Vergleich: In Paris stammten mehr als 70 Prozent der Gäste aus Frankreich, in München rund die Hälfte der Reisenden aus Deutschland.

Mit der Initiative und der „Erlebe Deine Hauptstadt.Wien“-Card soll nun ein neues touristisches Erlebnis für Einheimische geschaffen werden. Es stehe allen in Österreich lebenden Menschen offen und biete in der Wiedereröffnungsphase bis 30. Juni 2021 Pakete für einen außergewöhnlichen Wienaufenthalt.

Toni-Faber-Führung und „Genussfiaker“

Eine Verlängerung bis Ende August steht im Raum. Ab 110 Euro können zwei Personen zwei Nächte in 40 teilnehmenden Hotels unterschiedlicher Kategorien nächtigen. Locken sollen auch spezielle Angebote, die nur Gästen der Initiative offenstehen. So werden Führungen durch den Stephansdom mit dem Dompfarrer Toni Faber angeboten, man kann mit einem „Genussfiaker“ durch die City tingeln.

Die Karte bringt Ermäßigungen bei rund 200 teilnehmenden Partnern der Initiative bis zum Jahresende. Von der Stadt selbst gibt es schon länger die „Vienna City Card“, die als „das Plus für Ihren Wien-Besuch“ beworben wird. Sie bringt Vorteile beim Öffi-Fahren, in Museen, beim Sightseeing, im Theater und bei Konzerten, Essengehen und beim Einkauf.

Statt Wochenendtrip nach Barcelona

Die Ferienhotellerie sei gut gebucht, so Tourismusministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) beim Medientermin. „Es gibt aber auch Bereiche, wo Wiederhochfahren noch länger dauern wird – und da wollen wir ganz besonders hinschauen: unsere Stadthotellerie.“ Es gehe darum, die Ströme an innerösterreichischen Touristen auch einmal von den Seen und Bergen in die Städte zu bringen, innerösterreichische Städtetrips anzukurbeln.

„Was vor Corona der Kurztrip nach Barcelona, Amsterdam oder Rom war, könnte in der nächsten Zeit ein schönes Wochenende in Wien, Graz oder Salzburg werden.“ Köstinger freute sich auch über die Einigung zum Grünen Pass in der EU, der das internationale Reisen wieder maßgeblich erleichtern soll.

FPÖ-Kritik an Einschränkungen

Die FPÖ kritisierte indes am Freitag, dass nur „mit maximal angezogener Handbremse“ geöffnet werde. „So ist aufgrund der Abstandsregeln jeder zweite Tisch nicht aufgestellt und noch dazu sind diese nur zur Hälfte besetzt – nur 25 Prozent der möglichen Tische sind also belegt. ÖVP und Grüne sollen die Betriebe doch wirtschaftlich führen lassen“, forderte Tourismussprecher Gerald Hauser. Er kritisierte auch einschränkende Regeln rund um Hochzeiten.

Im Pandemiejahr 2020 gab es in Wien einen Nächtigungseinbruch von 74 Prozent auf 4,6 Millionen Buchungen. Der Beherbergungsumsatz brach um 76,6 Prozent auf 239,3 Millionen Euro ein.