Ampullen des Corona-Impfstoffs von Biontech und Pfizer
APA/dpa/Sebastian Gollnow
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Gesundheit

Ärztekammer will mehr Impfstoff für Praxen

Die Wiener Ärztekammer will, dass bei den CoV-Impfungen in Wien deutlich mehr über die Hausärztinnen und Hausärzte geimpft wird – und nicht mehr fast ausschließlich in den Impfstraßen. Die Kammer fordert 30 bis 40 Prozent des Impstoffkontingents für die Praxen.

Die Telefone in den Wiener Ordinationen würden derzeit heiß laufen, schilderte Johannes Steinhart, Vizepräsident der Wiener Ärztekammer, im Interview mit Radio Wien: „Weil die Patientinnen und Patienten jetzt davon ausgehen, nachdem die Bundesregierung ganz klar gesagt hat, dass jetzt ohne Priorisierung geimpft werden soll, dass den Kolleginnen und Kollegen natürlich ausreichend Impfstoff zur Verfügung steht.“ Das sei aber nicht der Fall, ärgerte sich Steinhart.

Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) und Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) hatten am Donnerstag erklärt, dass die CoV-Impfung bei den Hausärztinnen und für alle Altersgruppen freigegeben wird. Der Wiener Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) kündigte am selben Tag zudem an, dass die Praxen künftig mit dem Impfstoff von Biontech und Pfizer beliefert würden. In der Vergangenheit bekamen sie nur AstraZeneca-Impfstoff, was für Unmut sorgte – mehr dazu in Hausärztlicher Unmut über CoV-Impfaktion.

Sanitäter vor Impfkoje im Austria Center
APA/Robert Jäger
Wien impft derzeit großteils über große Impfstraßen

Praxen sollen rund 10.000 Impfdosen pro Woche erhalten

Rund 10.000 Biontech-Pfizer-Dosen pro Woche seien den Ordinationen von der Stadt nun zugesagt worden, so Steinhart – allerdings erst ab Mitte Juni. „Das stellt in einer Zwei-Millionen-Stadt keine besonders effiziente Menge dar. Wir können ganz andere Volumina wegimpfen“, kritisierte der Wiener Ärztekammer-Vizepräsident. Rund 1.000 Ärztinnen und Ärzte stünden für die Impfungen bereit.

Steinhart forderte so rasch wie möglich deutlich mehr Impfstoff für den niedergelassenen Bereich in Wien, er will 30 bis 40 Prozent des Gesamtkontingents. In anderen Bundesländern würden die Ordinationen bis zu 75 Prozent des Gesamtkontingents erhalten, argumentierte er.

Dass es in Wien eine Reihe von Impfstraßen und Impfboxen gibt, reicht aus Sicht von Steinhart nicht: Eine wohnortnahe Versorgung könne auch in Wien nur über die Arztpraxen sichergestellt werden, ist er überzeugt. Und: „Es gibt viele Menschen, die nicht so einen Zugang zu einer zentralistischen Organisation haben, zum Internet und all diesen Dingen – sondern die einfach sagen: Ich will bei meinem Hausarzt, bei meiner Ärztin, bei meinem Arzt des Vertrauens geimpft werden“, sagte Steinhart gegenüber Radio Wien.

Kritik an weiterer Impfpriorisierung in Wien

Mit mehr Impfstoff für den niedergelassenen Bereich könne auch die Durchimpfungsrate erhöht werden: „Derzeit liegen wir ja in Wien bundesweit gesehen nicht gut. Und ich glaube, dass das eine Boosterung wäre, um hier das Ergebnis gleich einmal drastisch zu verbessern“, meinte der Mediziner.

Auch dass die Stadt Wien weiter streng nach Priorisierung impft, kritisierte Steinhart. „Die jetzige Entscheidung und Aufforderung der Bundesregierung, ohne Priorisierung in die Breite und in die Tiefe zu impfen, vertreten wir schon lange.“ Das sei wichtig, um nun eine ausreichende Durchimpfung zu erreichen. Es sei „überhaupt nicht nachvollziehbar“, dass Wien hier bei einer anderen Strategie bleibe.

Stadt: „Alle impfen gleich schnell“

Gesundheitsstadtrat Hacker hatte die Ankündigung der Bundesregierung, dass die Ordinationen bald ohne Alterspriorisierung impfen dürfen, in den vergangenen Tagen mehrfach kritisiert – es fehle dafür noch Impfstoff. In Wien werden derzeit unter anderem Menschen mit Kundenkontakt und ohne baulichen Schutz geimpft, etwa im Einzelhandel und der Gastronomie.

„Alle Bundesländer impfen gleich schnell“, betonte man im Büro des Gesundheitsstadtrats nun zur Ärztekammer-Kritik an der Wiener Durchimpfungsrate. Wien würde einfach auch sehr viele Pendlerinnen und Pendler mitimpfen. Zum Ausgleich bekommt Wien nun unter anderem rund 30.000 CoV-Impfstoffdosen aus Niederösterreich.

Zur Forderung der Kammer nach deutlich mehr Impfstoff für die Ordinationen hieß es aus dem Hacker-Büro gegenüber Radio Wien vorerst nur: Nächste Woche werde festgelegt, wie viel Impfstoff die Ordinationen bekommen, wann genau und wie die Logistik im Detail funktionieren werde.