Grabsteine auf Jüdischem Friedhof in Währing
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Religion

Freiwillige sanieren Jüdischen Friedhof

Am jüdischen Friedhof Währing beginnt heute Sonntag wieder die Freiwilligenarbeit. Sie ist Teil der schon seit 2010 andauernden Bemühungen, den Friedhof zu sanieren. Die Kosten dafür werden auf insgesamt zehn bis 15 Millionen Euro geschätzt.

Bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts fanden jüdische Bürger auf dem Friedhof Währing ihre letzte Ruhestätte. Hier finden sich die Gräber so bedeutender Familien wie der Bankiers Eskeles und Arnstein. Der Friedhof steht unter Denkmalschutz, war aber jahrzehntelang dem Verfall preisgegeben. Seit 2010 wird auf dem Gelände gearbeitet, Dickicht beseitigt, Brombeeranken entfernt und Grabsteine gerade gerichtet. Das Bundesheer war ebenso schon da wie zahlreiche Freiwillige.

Geldmangel bremst Sanierung

Der Sonntag ist nun der erste von drei Terminen bis Juli, an denen Freiwillige mit Gartengeräten, Handschuhen, Rechen und Scheibtruhen wieder daran gehen, Pflanzenwuchs und Laub zu entfernen. Es ist ein mühsames und langwieriges Unterfangen. Der Wildwuchs ist mittlerweile großteils entfernt, und auch die Sanierung des Friedhofs schreitet voran. Rund zehn Prozent der Gräber sind saniert, so Jennifer Kickert, Gemeinderätin der Grünen und Sprecherin des Vereins Rettet den jüdischen Friedhof Währing.

Die Arbeit ist nicht nur anstrengend, die Sanierung kostet auch viel Geld. Schätzungen liegen zwischen zehn und 15 Millionen Euro. Das Geld kommt zum Teil von der Republik Österreich. Sie stellt eine Million Euro jährlich bereit, allerdings für alle jüdischen Friedhöfe Österreichs. 500.000 Euro sammelte Kickerts Verein im Vorjahr an Subventionen und Sponsoren ein.

Ruhestätte für rund 30.000 Menschen

Ein Ziel des Vereins und seiner Arbeit ist es, den Friedhof auch wieder der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Der Friedhof sei ein einzigartiges Zeugnis der Vergangenheit, einer Zeit, in der Juden und Nichtjuden erfolgreich in der Stadt zusammenlebten. In der Zeit zwischen 1784 und 1879 wurden insgesamt rund 30.000 Personen auf dem Jüdischen Friedhof Währing bestattet. Darunter sind viele Menschen, die die industrielle Revolution ankurbelten, die Kultur der Ringstraße und eine moderne Gesellschaft herausbildeten.