Obwohl immer mehr Menschen gegen das Coronavirus geimpft sind, wird es noch Zeit brauchen, bis der Tourismus das Niveau vor der Pandemie erreicht hat. Denn es gibt keine weltweit einheitlichen Regelungen, was den Impfschutz betrifft. So akzeptiert Österreich etwa den russischen Sputnik-Impfstoff nicht. Hier brauche es Lösungen, sagte Tourismusdirektor Norbert Kettner. Ob das In Form eines digitalen oder eines klassischen Impfpasses passiere, sei egal. Mittelfristig brauche es zudem eine Anerkennung aller von der WHO anerkannten Impfstoffe.
Neben Russland sind vor allem die USA, das Vereinigte Königreich und der mittlere Osten für Wien wichtig. Ohne diese Überseemärkte wird man das Vor-Corona-Niveau nicht erreichen. Zunächst soll jetzt mit dem Grünen Pass der EU eine Werbekampagne in europäischen Nachbarländern starten, um in den nächsten Wochen wieder Gäste zumindest aus Europa anzulocken. Die Nachfrage aus dem Inland wird als bereits gut bezeichnet. Vor allem bereits voll geimpfte Pensionisten aus den Bundesländern würden wieder nach Wien kommen.

Nachlässe vereinzelt zu finden
„Asien hat eine ‚Zero-Covid-Strategie‘ – die lassen niemanden hinaus und niemanden hinein“, erklärte die Chefin der Österreichischen Hoteliervereinigung (ÖHV), Michaela Reitterer. Die Chinesen würden heuer überhaupt auf Reisen verzichten. Gereist werde nur in Ausnahmefällen, zum Beispiel beruflich, und wer zurückkommt, muss ausnahmslos 14 Tage lang auf eigene Kosten in Quarantäne. Dafür seien umgerechnet rund 2.000 Euro zu veranschlagen.
Trotz einer insgesamt wohl eher schlechten Auslastung gebe es in den österreichischen Stadthotels aber grosso modo keine Schleuderangebote. „Im Grunde versuchen wir, hier normale Preise zu fahren, doch gerade jetzt im Mai und im Juni sehen wir schon Nachlässe von zehn bis 15 Prozent“, so Reitterer. Wohl auch in Erinnerung an den vergangenen Sommer, wo Hotels außerhalb der Städte „den Sommer ihres Lebens hatten“, während in der Stadthotellerie Millionenbuchungen gefehlt hätten.
Branche ist vorbereitet
Nach über einem Jahr Pandemie startet die Branche heuer weitaus erfahrener in den Sommer. Im Gegensatz zu 2020 gibt es nun Corona-Tests und Impfungen. Die Öffnung der Hotels erfolgt unter einer Reihe von behördlichen Auflagen. Sämtliche Besucher müssen entweder geimpft, getestet oder von der Krankheit genesen sein und das an der Rezeption auch entsprechend nachweisen.

„Natürlich nehmen wir alle Auflagen hin, in einem ersten Schritt – ich hoffe halt sehr, dass sich die Durchimpfungsrate in ein paar Wochen in einer Lockerung niederschlägt“, betonte Reitterer mit Blick auf „Mitte oder Ende Juni“, sofern es die Lage auf den Intensivstationen in den Krankenhäusern zulasse. „Wir hoffen, dass das Testen eine Übergangslösung ist für alle jene, die noch keine Impfung haben.“
Reiselust wächst
Allen Widrigkeiten zum Trotz scheint die Reiselust der Österreicher nun recht groß zu sein. Zwei Drittel planen laut einer Umfrage im Auftrag der Hoteliervereinigung heuer im Sommer auf jeden Fall einen Österreich-Urlaub. 37 Prozent wollen ausschließlich im eigenen Land buchen, 29 Prozent wollen sowohl ins EU-Ausland fahren als auch in Österreich urlauben. „Das ist etwas, was uns glücklich macht – da nimmt man Österreich als sicheres Urlaubsland an“, meinte Reitterer zu dem Ergebnis.
Knapp ein Viertel der Befragten (23 Prozent) will nur ins europäische Ausland, sieben Prozent machen keine Urlaubsreise und fünf Prozent sind noch unentschlossen. Das geht aus einer Mindtake-Erhebung hervor, die zwischen 27. April und 11. Mai unter 1.000 Personen durchgeführt wurde. Reitterer hofft auf die Vernunft aller Beteiligten, damit es nicht wieder zu Problemen komme und die Hotels etwa wieder zusperren müssten – „das wäre eine Katastrophe“. Auch setzt sie auf die Zeit und die steigende Zahl geimpfter Menschen, damit Umbauten und Renovierungen nicht umsonst gewesen sind.