Menschen in Verhandlungssaal
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Chronik

Passantin getötet: 52 Monate Haft für Lenker

Am Straflandesgericht ist heute ein 32-jähriger Mann wegen eines schweren Verkehrsunfalls zu insgesamt 52 Monaten Haft verurteilt worden. Bei dem Unfall starb im Jänner in der Donaustadt eine Frau, ihr Mann wurde schwer verletzt. Der Lenker beging Fahrerflucht.

Der Mann wurde wegen fahrlässiger Tötung unter besonders gefährlichen Verhältnissen zu 20 Monaten unbedingter Haft verurteilt. Zusätzlich bekam der sechsfach vorbestrafte 32-Jährige 32 Monate aus vorangegangenen Verurteilungen widerrufen. Damit muss der Mann insgesamt 52 Monate absitzen. Er nahm das Urteil an, auch der Staatsanwalt war damit einverstanden. Das Urteil ist damit rechtskräftig.

Unter Drogeneinfluss

Der 32-Jährige stand zum Unfallzeitpunkt unter dem Einfluss von Kokain und Benzodiazepinen. Er dürfte das Ehepaar in der Dämmerung übersehen haben, als die Pensionisten am 8. Jänner 2021 um 17.20 Uhr an der Ecke Panethgasse/Sebaldgasse vorschriftsmäßig die Straße überquerten. Der 32-Jährige erfasste die beiden mit seinem BMW 392 c ungebremst, wobei er statt der erlaubten 30 km/h mit 60 km/h unterwegs war.

Kein Führerschein

Führerschein besaß der Lenker zu diesem Zeitpunkt keinen, der Schein war dem unter anderem wegen Suchtgiftdelikten Vorbestraften abgenommen worden. Statt anzuhalten, beging der Lenker Fahrerflucht. Er fuhr seinen BMW in die Garage, setzte sich in sein zweites Fahrzeug und brachte seinen Beifahrer – seinen besten Freund – nach Hause. Dann legte er sich schlafen.

Die 70-Jährige erlag an der Unfallstelle ihren schweren Kopfverletzungen. Ihr 63-jähriger Ehemann überlebte mit multiplen lebensbedrohlichen Verletzungen, mehr als vier Wochen musste er in künstlichem Tiefschlaf intensivmedizinisch behandelt werden.

Unfallauto in Großfeldsiedlung gefunden

Passanten hatten aber den Unfallwagen gesehen und konnten ihn beschreiben. Die Polizei fahndete daraufhin nach einem schwarzen BMW-Cabrio-Coupe mit Metallfaltdach. Ein Passant meldete sich und gab an, er glaube, der Wagen stehe in einer Tiefgarage in der Großfeldsiedlung. Die Ermittler fanden den vom Unfall beschädigten BMW – mit gestohlenen Kennzeichen und eigentlich nicht für den Verkehr zugelassen – und legten sich auf die Lauer. Als der 32-jährige Lenker bei dem Fahrzeug auftauchte, nahm ihn die Polizei fest.

Der Mann war den Drogenfahndern bereits bekannt. Er wies einige Vorstrafen wegen Suchtmitteldelikten auf und befand sich auch aktuell im Visier des Landeskriminalamts. Gemeldet war er an einer Scheinadresse in der Großfeldsiedlung. In der Donaustadt besaß er jedoch ein Haus. In dessen Keller fanden die Drogenfahnder eine Marihuanaplantage mit 370 Stauden in voller Blüte.

„Wie ein Zombie, einfach neben mir“

Am Tag des Unfalls setzte der Angeklagte seinen BMW in Betrieb, obwohl er sich „wie ein Zombie, einfach neben mir“ fühlte, wie der Mann zu Protokoll gab. Auf die Frage von Richterin Petra Sattlberger, weshalb er viel zu schnell gefahren sei, erwiderte er: „Leichtsinnig und dumm.“ Zum Unfall selbst stellte er fest: „Ich weiß bis heute nicht, wie die auf ein Mal da waren. Ich hab’ noch nie in meinem Leben einen Unfall gehabt.“ Es sei einfach „passiert. Es ist sich nicht ausgegangen“. Nach der Kollision mit den beiden Passanten sei er „unter Schock“ weitergefahren: „Ich war am Ende. Und feig. Das kann man nicht gut machen.“ „Warum sind Sie nicht stehen geblieben?“, hakte die Richterin nach. „Feig. Angst. Feig“, bemerkte der Angeklagte abschließend.