Schnirchelschnecke am Schafberg
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Umwelt

Auf Tuchfühlung mit der Schnirkelschnecke

Um die Artenvielfalt Bescheid zu wissen, gibt es von der Stadt Wien eigene Wiesenmonitorings. Dabei wird aufgezeichnet, was auf der Wiese blüht und lebt – von der Wildbiene bis zur Schnirkelschnecke.

Beim Wiesenmonitoring am Schafberg bekommt jedes Blatt Aufmerksamkeit. In einem zuvor abgesteckten Bereich zeigt sich im Monitoring – in der wiederkehrenden und aufgezeichneten Betrachtung – welche Pflanze wie oft vorkommt und wie sich die Vegetation verändert.

„Wenn wir Gehölzer drinnen haben, wissen wir, die Wiese ist ein bisschen verbracht. Das heißt, wir müssen da mit der Pflege wieder ein bisschen genauer sein. Wenn andere Arten aufkommen, die gewünscht sind, dann wissen wir, das ist der Vegetationsbestand der hier auf dieser Fläche natürlich wäre“, sagte Maria Elisabeth Schnetz von der Umweltschutzabteilung der Stadt gegenüber „Wien heute“.

Wiesenmonitoring am Schafberg
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Elisabeth Schnetz beim Wiesenmonitoring

„Massentierhaltung wirkt bis hier her“

Wichtig ist, dass die Wiese von Büschen und Bäumen frei bleiben soll. Die Pflege der Wiese übernimmt die Stadt, denn dafür findet sich heute kein Bauer mehr. Der landwirtschaftliche Zugang hat sich verändert.

„Wir bekommen tierische Produkte aus der Massentierhaltung und das wirkt bis hier her. Denn die werden gefüttert mit Kraftfutter aus Übersee. Und das schadet auch indirekt unseren Wiesen, weil wir ganz einfach das Heu nicht mehr loskrigen oder weil wir keine Beweidung der Wiesen mehr haben“, sagte Karin Büchl-Krammerstätter, die Leiterin der Wiener Umweltschutzabteilung.

Josef Mikocki von der Umweltschutzabteilung der STadt Wien mit einer Schnirchelschnecke am Schafberg
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Josef Mikocki: Schnirkelschnecke braucht besonnte Waldränder

Wildbienen im unverwachsenen Wiesenboden

Statt Weidevieh, das die Wiesen als solche erhalten sollte, tummeln sich kleinere Lebewesen zwischen den Grashalmen, wie etwa die im Wiener Naturschutzgesetz geschützte Schnirkelschnecke. Auch sie bekommt beim Monitoring eine besondere Aufmerksamkeit.

„Bei der Schnirkelschnecke ist die Pflegemaßnahme, dass man Waldränder erhält, im Prinzip geht es auch um die Wiese, dass die nicht ganz zuwächst. Und dass es offene trockene, besonnte, naturnahe Waldränder gibt. Da leben die gerne", erklärt Josef Mikocki von der Umweltschutzabteilung.

Auf Tuchfühlung mit der Schnirchelschnecke

Um die Artenvielfalt Bescheid zu wissen, gibt es von der Stadt Wien eigene Wiesenmonitorings. Dabei wird aufgezeichnet, was auf der Wiese blüht und lebt – von der Wildbiene bis zur Schnirkelschnecke.

Ebenfalls zu finden sind Wildbienen, die sich im unverwachsenen Wiesenboden ihre Höhlen graben. „Die Krater sieht man dann überall in der Wiese. Fast alle unsere Bienen sind wärmeempfindlich, die brauchen Sonne, und wenn das alles beschattet wäre, dann können die hier einfach nicht vorkommen“, sagte Harald Gross von der Umweltschutzabteilung.

Wildbienen-Bau auf einer Wiese am Schafberg
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Wildbienen-Bau auf der Wiese am Schafberg

Wien hat 800 geschützte Arten

Deshalb sollen die Wiesen frei bleiben und in einigen Fällen sogar von Hand gemäht oder gesenst werden. „53 Prozent von Wien sind mit Grünraum bedeckt wir sind eine Stadt mit 800 geschützten Arten und das wollen wir behalten und ausbauen“, sagte Umweltstadtrat Jürgen Czernohorszky (SPÖ). Es soll die Biodiversität, also eine Arten-Vielfalt, in der Stadt erhalten werden. Und das bedeutet eben auch, mittels Wiesenmonitoring den Blick darauf zu schärfen, in welche Richtung sich die Natur etwa durch den Klimawandel verändert.