Chronik

„Polizist“ war Betrüger: Zwei Jahre Haft

Ein Trickbetrüger ist in Wien rechtskräftig zu zwei Jahren unbedingter Haft verurteilt worden. Der 22-jährige hatte sich als Polizist ausgegeben und unter anderem der Mutter eines bekannten Wiener Ex-Politikers Wertsachen für 100.000 Euro abgenommen.

Der 22-Jährige zeigte sich vor Gericht umfassend geständig. Er hatte sich der Polizei im November gestellt, nachdem sein Foto veröffentlicht worden war. Neben der Mutter des Ex-Politikers hatte er auch einem 87-Jährigen 400 Golddukaten im Wert von 76.000 Euro abgenommen. Der aus der Türkei stammende Mann erzählte, er sei im Urlaub in Izmir angesprochen worden, ob er leichtes Geld verdienen wolle.

Er müsse dafür in Wien als Polizist auftreten, möglichst wenig sprechen sowie Geld und Schmuck an einen bestimmten Ort bringen. Pro Einsatz habe er 2.000 Euro bekommen. Richterin Claudia Zöllner nannte das Vorgehen des 22-Jährigen „niederträchtig“. Der junge Mann führte Schulden in Höhe von 8.000 Euro ins Treffen, die auf seine Spielsucht zurückzuführen seien. Er habe sich daher auf das Ganze eingelassen: „Schnelles Geld, hab’ ich mir gedacht. Es ist mir leicht gefallen.“

„Polizei“ bringt Geld in Sicherheit

Im Hintergrund agiert eine Bande aus der Türkei, die betagte Menschen hinters Licht führt. Die Masche ist dabei immer dieselbe: Mittels computertechnisch veränderten Rufnummern werden gezielt Senioren angerufen. Ihnen wird am Telefon erzählt, ihre Adresse befände sich auf einer von der Polizei gefundenen Liste, die gerade von Einbrechern „abgearbeitet“ wird. Um ihr Geld und ihren Schmuck zu retten, komme in Kürze ein Kollege von der Polizei vorbei.

In Dutzenden Fällen haben Betroffene den falschen Polizisten, die kurz nach den Telefonaten bei ihnen anklopfen, Schmuck und finanzielle Reserven auf Nimmerwiedersehen übergeben. Damit erbeuteten die Kriminellen seit 2018 mehrere Millionen Euro. Der mutmaßliche Haupttäter, der lange Zeit in Vorarlberg gelebt hat, soll vom Raum Istanbul aus das Geschehen steuern. Er ist für die Justiz nicht greifbar, da er es tunlichst vermeidet, türkischen Boden zu verlassen. Mit der Türkei hat Österreich kein rechtsverbindliches Übereinkommen hinsichtlich der Strafverfolgung türkischer Staatsbürger abgeschlossen.

Polizei nimmt keine Wertgegenstände an sich

Die Wiener Polizei warnte in der Vergangenheit wiederholt und eindringlich vor solchen Situationen: Die Polizei verwahrt niemals Geld oder Wertgegenstände! Verdächtige Telefonate sollen sofort beendet und die Polizei über Notruf 133 verständigt werden. Oft gelingt es den Betrügern durch geschickte Gesprächsführung am Telefon, ihre Opfer so unter Druck zu setzen, dass diese den Aufforderungen im guten Glauben nachkommen.

Auf keinen Fall sollten Details zu familiären oder finanziellen Verhältnissen genannt werden. An Angehörige appellierte die Polizei, Eltern, Großeltern und Urgroßeltern zu schützen und sie immer wieder auf die unterschiedlichsten Betrugsmaschen unter dem Motto „falsche Polizisten“ zu warnen.