Mann ist angegurtet
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Verkehr

Wien bei Gurtdisziplin Schlusslicht

Der ÖAMTC hat in einer großangelegten Erhebung untersucht, wie diszipliniert die Menschen in Österreich beim Anschnallen im Auto sind. Das Ergebnis: Acht Prozent fahren noch immer ohne Gurt, die meisten davon in Wien.

Im Zuge der Erhebung wurden im Frühjahr 27.000 erwachsene Pkw-Insassen in allen Landeshauptstädten beobachtet. Anlass ist die aktuelle UN-Verkehrssicherheitswoche. 92 Prozent der Beobachteten waren laut ÖAMTC angeschnallt, acht Prozent jedoch nicht.

Zwischen den Bundesländern gibt es zum Teil deutliche Unterschiede: Am höchsten ist die Gurtdisziplin laut ÖAMTC in Salzburg (98 Prozent) und Kärnten (95 Prozent) – am niedrigsten in Wien: Hier waren nur 87 Prozent angeschnallt. In allen Bundesländern gleich war, dass sich Frauen öfter anschnallen als Männer. In Wien fuhren beispielsweise 91 Prozent der Frauen mit Gurt – aber nur 86 Prozent der Männer.

Viele Unfall-Tote nicht angeschnallt

Es sei „weitestgehend bekannt, dass das Risiko bei einem Unfall schwer oder gar tödlich verletzt zu werden, ohne Gurt wesentlich höher ist“, betont ÖAMTC-Verkehrstechniker David Nosé in einer Aussendung. In den vergangenen fünf Jahren wurde demnach bei Unfällen knapp ein Drittel der nicht angeschnallten Personen schwer oder tödlich verletzt – im Vergleich zu nur rund neun Prozent bei den angeschnallten Personen. Von 146 tödlich verunglückten Pkw-Insassen im Vorjahr waren laut ÖAMTC 27 Prozent nicht angeschnallt.

Nur mit Gurt, richtiger Sitzposition und korrekt eingestellter Kopfstütze könne etwa der Airbag seine volle Wirkung entfallen, so Nosé. Auffällig ist laut ÖAMTC zudem, dass sich die Menschen auf den vorderen Pkw-Sitzen öfter anschnallen als in den hinteren Reihen: „Wer jedoch hinten sitzt und sich nicht anschnallt, gefährdet nicht nur sich selbst sondern auch den davor Sitzenden“, wird Nosé zitiert.

Gurt auch bei Tempo 30 wichtig

Auch das Argument vieler, sie würden ohnehin nur im Ortsgebiet oder auf ihnen gut bekannten Strecken unterwegs sein, lässt der Verkehrstechniker nicht gelten. Knapp zwei Drittel aller Unfälle würden im Ortsgebiet passieren: „Und gerade auf bekannten Strecken neigt man eher dazu, unvorsichtiger zu fahren, weil man meint, jeden Zentimeter zu kennen“, meint Nosé. Zudem sind laut ÖAMTC schon bei einem Aufprall mit Tempo 30 die freiwerdenden Kräfte so groß, dass man sich nicht mehr mit Armen und Beinen abstützen kann.

Gurtpflicht in Österreich seit 1976

Die Gurtpflicht wurde in Österreich am 15. Juli 1976 eingeführt. Erst seit 1. Juli 1985 wird bei Verstößen auch gestraft. Die Strafhöhe betrug zu Beginn 100 Schilling, also umgerechnet rund sieben Euro. Heute zahlt man mindestens 35 Euro Strafe. Wird ein Kind nicht ordnungsgemäß gesichert transportiert drohen bis zu 5.000 Euro Strafe und eine Vormerkung im Führerscheinregister.

Vor Einführung der Gurtpflicht kamen laut ÖAMTC in Österreich jährlich rund 1.900 Menschen im Straßenverkehr ums Leben. 1985 – also mit Einführung der Strafen fürs Nicht-Anschnallen – sank die Zahl dann auf rund 1.500 Tote. Die Gurtdisziplin steigt unterdessen weiter, zumindest laut den ÖAMTC-Erhebungen: 2017 waren noch knapp elf Prozent der Pkw-Insassen nicht angeschnallt. Die meisten „Gurtmuffel“ gab es damals im Burgenland – nämlich 23,5 Prozent. Wien belegte mit 16,1 Prozent Nicht-Angeschnallten Platz zwei.