Reha Therme Wien nach Corona
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Coronavirus

„Long Covid“-Reha auf Krankenkasse gefordert

Viele Covid-19-Erkrankte leiden auch nach überstandener Krankheit an Spätfolgen, genannt „Long Covid“. Dass jedoch eine Rehabilitation für „Long Covid“-Erkrankte von den Sozialversicherungen übernommen wird, dafür fehlt noch die rechtliche Grundlage.

Die Gesundheitslandesräte der neun Bundesländer, darunter auch Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ), fordern vom Gesundheitsministerium die Schaffung der Grundlagen. Menschen mit „Long Covid“ leiden unter Erschöpfungszuständen bis hin zu Organschäden, die das Leben erschweren und das Arbeiten oft sogar unmöglich machen.

Anlaufstellen in Wiener Spitälern

Rund zehn bis 20 Prozent der CoV-Erkrankten leiden auch Monate später noch an „Long Covid“, führte Hacker vergangenen Donnerstag im Gemeinderat aus. „Wir haben noch keine 100 Prozent treffsicheren Medikamente“, sagte der Stadtrat, der das gesundheitspolitische Ziel formulierte, dass „Long Covid“-Patientinnen und -Patienten „nicht auf ihre Behandlung warten müssen“.

In Wiener Krankenanstalten gebe es bereits entsprechende Stellen, etwa am AKH. In Gesprächen der Bundesländer habe man Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) auf die fehlenden Grundlagen hingewiesen, „Long Covid“-Patienten eine Rehabilitation in Kureinrichtungen zu ermöglichen. Hacker fordert, „dass wir in diesem Jahr einen ordentlichen Plan sehen wollen. Natürlich muss der Aufbau laufend passieren.“

Gespräche mit Sozialversicherungen

„Es bewegt sich alles außerhalb vom Sozialversicherungssystem“, sagte Hacker. Die dauerhafte Therapie im Zuge der Rehabilitation liege in der Verantwortung der Sozialversicherung. Vom Gesundheitsminister fordert er deshalb, „Long Covid“ in den langfristigen Reha-Strukturplan einzuflechten. „Wir Länder müssen wiederum die Pläne für die Akutmedizin überarbeiten.“ Im Gesundheitsministerium heißt es, man sei derzeit in Gesprächen mit den Sozialversicherungsträgern, um eine Lösung zu finden.

Grünen-Abgeordneter als Betroffener

Als ein Betroffener meldete sich am Sonntag ein Abgeordneter der Grünen, Michel Reimon, zu Wort. Er berichtete auf Facebook, bereits seit Dezember unter den Folgen einer CoV-Erkrankung zu leiden – von starken Leistungsschwankungen und Konzentrationsstörungen bis hin zu zwei epileptischen Anfällen: „Was mich besonders beunruhigt: Ich hatte Corona, sagt der Antikörper-Test, habs monatelang nicht bemerkt.“

Dass es sich um „Long Covid“ handelt, weiß Reimon nämlich erst seit April. Denn die mutmaßlich zwischen Sommer und Spätherbst erfolgte Infektion habe er nicht bemerkt, weil die Erkrankung bei ihm symptomlos verlaufen sei. Reimon warnt angesichts der gut 640.000 laborbestätigten Infektionen daher: „Wenn wir auf mehr als 100.000 ‚Long Covid‘-Fälle zusteuern, ist die Pandemie noch nicht besiegt, wenn die Infektionszahlen gering sind.“