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APA/Barbara Gindl
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Politik

Drei Mio. Euro mehr für Gewaltschutz

Wien will Frauen besser vor Gewalt schützen. Die Stadt stockt deshalb das Budget für Gewaltschutz und Gewaltprävention auf. Nächstes Jahr sollen drei Millionen Euro mehr bereitgestellt werden. Außerdem soll nächstes Jahr das fünfte Frauenhaus fertig sein.

Nach einer Serie von Morden an Frauen sei Gewaltschutz und -prävention mehr denn je ein wichtiges Thema, betonte Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) in einer Pressekonferenz. Die jüngsten Verbrechen seien aber nur die „Spitze des Eisberges“. Das Gewaltschutznetz müsse noch engmaschiger werden, zeigte er sich überzeugt. 11 Mio. wird die Stadt in diesem Bereich im kommenden Jahr investieren.

Mehr Hilfe bei Gewalt gegen Frauen

Wien will Frauen besser vor Gewalt schützen. Die Stadt stockt deshalb das Budget für Gewaltschutz und Gewaltprävention auf. Nächstes Jahr sollen drei Millionen Euro mehr bereitgestellt werden. Außerdem soll nächstes Jahr das fünfte Frauenhaus fertig sein.

150.000 Euro für die Männerberatung

Die Mittel, um hier gegenzusteuern, werden im kommenden Jahr um rund drei Mio. Euro erhöht. So werden etwa die Förderungen für Gewaltschutzvereine verdoppelt. Auch die Ressourcen für niederschwellige Beratungsangebote – etwa per Telefon – werden ausgebaut, hieß es. „Da geht es um Akuthilfe und um niederschwellige Angebote, um Frauen zu helfen, einer Gewaltspirale zu entkommen. Die Beratung ist vertraulich, anonym und kostenlos“, sagte Vizebürgermeisterin und Frauenstadträtin Kathrin Gaal (SPÖ).

150.000 Euro statt bisher 50.000 Euro fließen außerdem in die Täter- und Präventionsarbeit bei der Wiener Männerberatung. Derzeit gibt es dort sogenannte „Anti-Gewalt-Trainings“ nur für Männer, die vom Gericht zugewiesen wurden. „Künftig können Männer auch freiwillig daran teilnehmen“, hieß es.

(v.l.), StR. Kathrin Gaal (SPÖ), Bgm. Michael Ludwig (SPÖ), GR Bettina Emmerling (NEOS) anl. eines Pressegespäches „Wien baut Gewaltschutz aus“ am Dienstag 01. Juni 2021 in Wien.
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Vizebürgermeisterin Kathrin Gaal, Bürgermeister Michael Ludwig (beide SPÖ) und Gemeinderätin Bettina Emmerling (NEOS)

18 zusätzliche Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter

Auch die Wiener Kinder- und Jugendhilfe (WKJH) wird ausgebaut. Sie soll in einem ersten Schritt noch heuer 18 zusätzliche Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter bekommen. Weiters wurde ein Trainingsprogramm zum „Beenden von Gewalt im öffentlichen Raum und in Paarbeziehungen“ angekündigt. Dazu soll es eine wienweite Kampagne geben, sagte Gaal.

Anlaufstellen:

Der 24-Stunden-Frauennotruf (01/71719) und der Frauenhaus-Notruf des Vereins Wiener Frauenhäuser (05/7722) sind rund um die Uhr besetzt.

In den Schulen soll ebenfalls verstärkt gegen problematische Rollenbilder angekämpft werden. Das bestehende Programm „Respekt. Gemeinsam Stärker“ wird um einen Gewaltschutz-Schwerpunkt erweitert. Das Thema Gleichberechtigung soll dabei verstärkt thematisiert werden.

Man müsse "möglichst früh ansetzen und die Themen Gleichbehandlung, Konfliktbewältigung, Burschenarbeit und Schutz von Mädchen und jungen Frauen in den Fokus der Jugendarbeit rücken. Wir müssen Muster durchbrechen und den jungen Menschen dabei helfen“, so NEOS-Gemeinderätin und Klubobfrau Bettina Emmerling.

Eigenes Frauenhaus für junge Frauen und Mädchen

Derzeit ist auch ein fünftes Frauenhaus in Bau. Es soll „in der zweiten Hälfte 2022 fertig“ sein und 50 Plätze für von Gewalt betroffene Frauen und Mädchen bieten, sagte Gaal. Damit wird es ab 2022 in den Frauenhäusern insgesamt 225 Plätze geben. Bis 2023 wird dann ein bestehendes Frauenhaus in ein eigenes Frauenhaus für junge Frauen und Mädchen im Alter von 16 bis 22 Jahren, umgewandelt. In dem neuen Frauenhaus wird es 14 Plätze geben.

Die CoV-Pandemie hat den Wiener Frauenhäusern einen kleinen Rückgang bei den Aufnahmen beschert. Wie die Leiterin des Vereins Wiener Frauenhäuser, Martina Ludwig-Faymann, erläuterte, liegt dies aber wohl nicht daran, dass die Gewalt weniger geworden ist. Viele Frauen dürften sich aber davor gescheut haben, von daheim wegzugehen. Inzwischen hätten sich die Zahlen leider rasch wieder normalisiert, berichtete sie.

Bisher 14 Frauenmorde seit Jahresbeginn

In den ersten fünf Monaten des Jahres 2021 sind in Österreich 14 Frauen (mutmaßlich) von ihrem (Ex-)Partner ermordet worden. Und erst am Montagabend ist es in Wien zu einem weiteren Fall von häuslicher Gewalt gekommen. Dabei bedrohte ein 50-jähriger Mann seine Ehefrau und seinen 25-jährigen Sohn in Liesing mit einem Küchenmesser mit dem Umbringen.