Pflegende Angehörige
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Politik

Pflegende Angehörige warten auf Regelung

Rund 120.000 Menschen pflegen in Wien als Angehörige ein Familienmitglied. Es ist eine emotional und finanziell sehr herausfordernde Situation. Eine Regelung, die den Angehörigen wirklich helfen würde, lässt aber weiter auf sich warten.

Einer der rund 120.000 pflegenden Angehörigen in Wien ist Rahul Narang. Der Vater gab vor fünf Jahren seinen IT-Job im Bergbau in Kanada auf und kehrte nach Wien zurück, um seine demenzkranke Mutter zu pflegen. Am Anfang dachte er, es wäre eine einfache Arbeit, er würde eher im Hintergrund sein und die Einsätze der Pflegekräfte mitgestalten und mithelfen; erzählt er. Doch die Pflege in der gemeinsamen Wohnung erwies sich bald als neuer Full-Time-Job.

Vier Stunden Pfleger, 20 Stunden Angehöriger

Vier Stunden Unterstützung bekommt Narang täglich von einer Pflegerin des Vereins „Malteser Care“. Sie übernimmt die pflegeintensiveren Arbeiten wie das Waschen und Reinigen. Das heißt, die Hauptlast der Pflege tragen die Angehörigen. Dass Menschen zu jeder Tages- und Nachtzeit ihre Angehörigen pflegen, ist in vielen Fällen also immer noch eine Selbstverständlichkeit. Rund eine Million Menschen in Österreich pflegen ein Familienmitglied. Der Pflegeverein „Malteser Care“ macht erneut darauf aufmerksam, wie herausfordernd diese Tätigkeit ist.

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20 Stunden des 24-Stunden-Jobs muss die Familie übernehmen

20 Stunden tägliche Betreuung, eine Unterbringung in einem Pflegeheim ist aus den verschiedensten Gründen kein Thema: eine Situation, die kein Einzelfall ist. Zu Beginn würden viele gar nicht merken, dass sie in die Pflege von Angehörigen hineingleiten, betonte Malteser-Care-Geschäftsführer Helmut Lutz: „Das beginnt mit Einkaufen, geht dann weiter bei der Unterstützung der Fußpflege oder was auch immer, und dann geht es damit weiter, dass es bald eine Vollzeitbeschäftigung ist.“

Emotionale Belastung für pflegende Angehörige

Rund eine Million Österreicherinnen und Österreicher pflegen ein Familienmitglied. Davon rund 120.000 in Wien. Der Pflege-Verein „Malteser Care“ macht erneut darauf aufmerksam, wie herausfordernd diese Tätigkeit ist: Vor allem emotional, aber auch finanziell.

Nicht nur emotional, auch finanziell eine Belastung

Neben den emotionalen Herausforderungen belaste viele vor allem die finanzielle Situation. Das Pflegegeld steht nur für die Betreuung zur Verfügung. Über ein eigenes Einkommen verfügt der 47-jährige Narang nicht mehr, und auch vom AMS gibt es kein Geld: „Sie haben auch gemeint, dass ich dem Arbeitsmarkt nicht zur Verfügung stehe, wo ich denen auch zum Teil recht geben muss, weil meine Zeit, die ich für die Mutter aufwenden muss, ist immer anders. Ich kann einem Arbeitgeber nicht versichern, dass ich in einer Zeit – von bis – zur Verfügung stehe.“

Neben einer generellen Pflegereform könnte auch die Anstellung von pflegenden Angehörigen Abhilfe schaffen. Dieses Modell gibt es momentan nur im Burgenland. Von der Stadt Wien hieß es, man würde nach wie vor über ein solches Konzept nachdenken.