Politik

Anzeige nach Antisemitismus in U-Bahn

Im Fall einer 19-jährigen Judaistik-Studentin, die in der U-Bahn antisemitisch beschimpft worden ist, gibt es jetzt eine Anzeige. Für Aufsehen hatte gesorgt, dass die Polizisten, denen sie den Fall zunächst geschildert hatte, nicht geholfen hätten.

Dass ihr Fall so viel Aufmerksamkeit erregen würde, hätte die 19-jährige Studentin Eva Wieser nicht gedacht, schildert sie im Ö1-Mittagsjournal am Samstag. Immer wieder mit dem Angriff konfrontiert zu werden habe sie aufgewühlt, ein Hilfsangebot ist von der Israelitischen Kultusgemeinde gekommen. „Die IKG hat mir therapeutische Hilfe angeboten, zur Aufarbeitung des Passierten. Ich habe das angenommen, weil dadurch, dass ich jetzt doch wieder jeden Tag die Tat konfrontiert wurde, ist bei mir alles wieder sehr stark zurückgekommen.“

Mittlerweile hat Wieser Anzeige gegen die unbekannten Täter erstattet. Anders als nach dem Angriff hat sie sich dieses Mal von der Polizei ernst genommen gefühlt. „Da haben wir wirklich zwei Stunden ganz genau alles aufgeschrieben, alles erarbeitet und diesmal muss ich zugeben, ich bin sehr zufrieden, wie das abgelaufen ist.“

Verfassungsschutz ermittelt

Bei der Landespolizeidirektion Wien heißt es, die Betroffene habe eine Anzeige aufgrund des Verdachts der Nötigung gelegt. Der Sachverhalt sei umgehend der Staatsanwaltschaft Wien zur Kenntnis gebracht worden. In dem Fall ermittle nun das Landesamt für Verfassungsschutz. Die Studentin hat sich aber auch über die beiden Polizisten beschwert, an die sie sich in der Wiener Innenstadt direkt nach dem Angriff gewendet hatte.

Die beiden Beamten hatten ihr erklärt, dass es sich um keinen antisemitischen Angriff gehandelt haben konnte, da sie ja keine Jüdin ist. Außerdem habe sie ein Buch über das Judentum gelesen und das provoziere. Bei der Landespolizeidirektion Wien ist das Referat für Bürgerinformation zuständig für Beschwerden. Dort hat Wieser den Fall gemeldet. Auf Nachfrage verweist man bei der Landespolizeidirektion auf laufende Erhebungen.

Treffen mit Nehammer

Auch Wieser hat noch keine Informationen. „Ich bin noch nicht informiert worden, dass sie die Polizisten schon gefunden haben und mögliche Konsequenzen weiß ich auch nicht, ob sie welche bekommen.“ Ihr sei wichtig, dass der Fall polizeiintern gut aufgearbeitet wird. Sie hofft, dass die beiden Beamten bei einem ähnlichen Fall das nächste Mal genau wissen, was zu tun ist und besser helfen können.

Auf sie zugekommen ist mittlerweile Innenminister Karl Nehammer (ÖVP). Im Innenministerium bestätigt man, dass es am Montag einen Termin geben soll. Auch mit den beiden muslimischen Frauen, die vor einer Woche mit einer Schreckschusspistole bedroht worden sind, werde man Kontakt für ein Treffen aufnehmen, heißt es im Ministerium.