Eine Gruppe Polizisten vor der Karlskirche
ORF
ORF
Politik

Platzverbot für Karlsplatz aufgehoben

13 Stunden nach seinem Inkrafttreten ist das Platzverbot für den Karlsplatz am Sonntag um 8.00 Uhr aufgehoben worden. Laut einer Polizeiaussendung sei keine Gefährdung mehr gegeben. Die Platzsperre galt nach einem Polizeieinsatz in der Nacht auf Samstag.

Es kam in der gesamten Dauer des Platzverbots zu keinen Zwischenfällen, sagte Polizeisprecher Daniel Fürst Sonntagvormittag. Ein neuerliches Platzverbot für Sonntagabend, wie Medien berichteten, steht laut Fürst nicht im Raum. Es gebe keine Gefährdungslage mehr. In einer Presseaussendung stellte die Polizei klar, dass ein Platzverbot jedoch im Anlassfall jederzeit wieder verordnet werden könnte.

Fotostrecke mit 5 Bildern

Eine Polizistin redet mit einem Passanten
ORF
Die Karlskirche mit Polizisten
ORF
Drei Polizeiautos stehen vor der karlskirche
ORF
Die Verordnung zum Platzverbot am Karlsplatz
ORF
Ein Polizist steht vor einem Blumenbeet
ORF

„Dort aber, wo jegliche Schranken eines geordneten Miteinanders fallen, Vorschriften zur Gänze ignoriert werden und die polizeilichen Versuche des Dialogs mit Gewalt beantwortet werden, wird die Polizei auch weiterhin mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln für jene Ordnung und Sicherheit sorgen, die die Wiener Bevölkerung erwarten kann“, sagte der Wiener Polizeipräsident Gerhard Pürstl.

TV-Hinweis

Zu dem Thema ist der Wiener Polizeipräsident, Gerhard Pürstl, in „Wien heute“ zu Gast, um 19.00 Uhr, ORF 2

Kritik aus Stadtregierung

Kritik kommt von Mitgliedern der Wiener Stadtregierung. Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) sagte gegenüber der Tageszeitung „Der Standard“, das Platzverbot sei nicht mit ihm oder der Stadt abgestimmt gewesen. „Ich verurteile jede Form von Gewalt. Angriffe auf Polizisten sind nicht entschuldbar. Gewalt ist niemals zu tolerieren“, so Ludwig. Doch: „Das friedliche Miteinander, das unsere Stadt stets auszeichnet, das ist gerade jetzt nach den Herausforderungen der letzten Monate rund um die Pandemie besonders bedeutend und gefragt.“ Jede Form der Polarisierung sei „fehl am Platz“, so Ludwig.

Froh über das Ende des Platzverbots zeigte sich Vizebürgermeister und Jugendstadtrat Christoph Wiederkehr (NEOS) gegenüber dem „Standard“. „Besonders junge Menschen haben unter den Lockdowns sehr gelitten, daher ist es wichtig, genug öffentliche Räume zur Verfügung zu stellen und ab 10. Juni weitere Öffnungsschritte zu setzen.“

Kritik kam auch vom Jugendsprecher der Wiener Grünen, Ömer Öztas: „Es darf in einer Stadt wie Wien nicht vorkommen, dass öffentliche Orte wie der Karlsplatz oder der Donaukanal gesperrt werden“, sagte er in einer Aussendung. „Die Polizei hätte in der Situation vom Wochenende deeskalierend vorgehen müssen. Derlei Einschränkungen im öffentlichen Raum sind nicht tragbar.“ Er forderte mehr konsumfreien öffentlichen Raum für Jugendliche in der Stadt.

Ruhe am Donaukanal

Auch an anderen Hotspots der letzten Wochen – etwa dem Donaukanal oder am Maria-Theresien-Platz – sei es ruhig gewesen. Der Zugang zum Donaukanal war von Beamten der Polizei ab 22.00 Uhr gesperrt, damit es nach der Sperrstunde der Lokale zu keinem Ansturm kommt. Die Personen auf dem Treppelweg durften bleiben, der Donaukanal wurde nicht geräumt – neue Gruppen konnten jedoch nicht mehr hinunter.

Dadurch war es in der Nacht ruhiger als die letzten Wochen. Gemeldet wurden laut Fürst nur einzelne Raufhandlungen. Im Zuge des Einsatzes gab es 28 Anzeigen. Es gab wenige Lärmerregungen, die bald vorbei waren, hieß es in der Aussendung. Polizeistreifen zu Fuß regelten aufkeimende Lärmerregungen im Gespräch, das sogenannte „taktische Kommunikationsfahrzeuge“ habe dabei ebenso geholfen.

13 Stunden in Kraft

Um 19.00 Uhr war das Platzverbot auf dem Karlsplatz in Kraft getreten. Mittels Durchsage hatte die Polizei am Samstagabend auf das Platzverbot, das auch den Kinderspielplatz inkludierte, aufmerksam gemacht. Bei der ersten Kundmachung waren noch Dutzende Menschen anwesend, auf dem Spielplatz tummelten sich zahlreiche Kinder. Aufgrund der gleichzeitig läutenden Kirchenglocken ging die erste Durchsage unter. Dutzende Polizisten waren auf dem Karlsplatz und wiesen die Passanten auf das Platzverbot hin, die daraufhin davonzogen.

33 Minuten nach Inkrafttreten war der Platz vor der Karlskirche leer. Der Bereich wurde problemlos geräumt, die Menschen zeigten sich laut einem Polizisten „sehr einsichtig“. Anrainerinnen und Anrainer, die glaubhaft versichern konnten, im Bereich zu wohnen, wurden weiter durchgelassen. 13 Stunden war das Platzverbot anschließend in Kraft.

Platzverbot nach Räumung

Hintergrund des Platzverbots: In der Nacht auf Samstag hatte die Polizei den Karlsplatz und den umliegenden Resselpark geräumt. Rund 1.500 vor allem junge Menschen hatten sich auf dem Platz getroffen. Als Personen laut Polizei versuchten, auf die Statuen vor der Karlskirche zu klettern, wurde der Platz geräumt. Dabei flogen Glasflaschen und pyrotechnische Gegenstände.