Junge Person sitzt am Wasser und schaut auf Handy, dahinter Skyline
APA/Georg Hochmuth
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Coronavirus

Experten fordern mehr Verständnis für Junge

Weil die Nachtgastronomie weiter geschlossen hat, weichen viele Jugendliche für Treffen auf öffentliche Plätze aus. Junge Menschen hätten es in der Pandemiezeit besonders schwer gehabt, sagt eine Jugendforscherin und appelliert für mehr Verständnis.

„In der Pandemie hat sich vieles aufgestaut. Wenn Alkohol im Spiel ist, besteht die Gefahr, dass es eskaliert“, sagte Jugendforscherin Beate Großegger vom Institut für Jugendkulturforschung zu den Ausschreitungen beim Karlsplatz am Wochenende. Sie plädiert dafür, die Bedürfnisse der Jugendlichen generell stärker zu berücksichtigen. „Man sollte ihnen zuhören, schauen, was sie brauchen, und akzeptieren, dass sie Dampf ablassen müssen“, so Großegger.

Ein Schwerpunkt ihrer Forschung liegt in den Freizeitbedürfnissen Jugendlicher und der Jugendkulturforschung. Trotz dieser schweren Monate habe sich geschlechtsunabhängig eine starke Vorwärtsbewegung entwickelt. Junge Frauen sowie Männer nehmen „Abstand von einer verlorenen Generation und geben sich selbst nicht auf“, konstatierte Großegger.

Gegen „Skandalisierung der Jugend“

Bis zu Beginn der Coronavirus-Pandemie war es normal, sich jederzeit draußen treffen zu können, sagte Fiona Herzog, Vorsitzende der Bundesjugendvertretung. „Jugendliche brauchen einfach den Kontakt zu anderen“, bekräftigte Herzog. Sie sieht keine große Problematik in öffentlichen Treffen, wie sie seit Wochen insbesondere in Wiener Parks und am Donaukanal stattfinden, „man muss sich nur überlegen, wie man das besser gestalten kann“.

Auch Großegger sieht in den Feiern in der Öffentlichkeit keine große Problematik. „Wenn so etwas einmal passiert, ist das kein Grund, an der Jugend zu zweifeln.“ Vielmehr sprach sie sich gegen eine „Skandalisierung der Pandemiejugend“ aufgrund einzelner Vorfälle aus. Trotz der stärkeren Auswirkungen der Pandemie auf weibliche Jugendliche, da sich diese zusätzlich zur Ausbildung in der Familienarbeit einbringen, sieht Großegger grundsätzlich die Motivation der Jugend, „in die persönliche Zukunft und die Ausbildung stärker zu investieren“.