Junge Mädchen mit kurzen Hosen
ORF.at/Carina Kainz
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Soziales

Zufriedenheit junger Menschen gesunken

Junge Wienerinnen und Wiener leben gerne in ihrer Stadt und haben an ihrer Lebenssituation wenig auszusetzen. Das zeigt eine Studie der Arbeiterkammer (AK), großteils mit Daten aus der Zeit vor der Pandemie. Allerdings ist die Zufriedenheit dennoch im Vergleich zu 2013 gesunken.

Das SORA-Institut hat sich im Auftrag der AK mit der Lebenslage der Stadtbewohnerinnen und -bewohner im Alter von 15 bis 30 Jahren auseinandergesetzt. Die Erhebung umfasst die Situation von mehr als 2.000 Menschen. Um auch die Auswirkungen der Corona-Pandemie im Jahr 2020 zu untersuchen, wurden zusätzlich Experten-Interviews durchgeführt, hieß es in einer Pressekonferenz.

Zufriedenheit junger Menschen gesunken

Junge Wienerinnen und Wiener leben gerne in ihrer Stadt und haben an ihrer Lebenssituation wenig auszusetzen. Das zeigt eine Studie der Arbeiterkammer (AK), großteils mit Daten aus der Zeit vor der Pandemie. Allerdings ist die Zufriedenheit dennoch im Vergleich zu 2013 gesunken.

Arbeitssituation ausschlaggebend

Allgemein gaben 88 Prozent der jungen Wienerinnen und Wiener an, gerne oder sehr gerne in Wien zu wohnen. Drei von vier jungen Stadtmenschen erklärten, mit ihrer Lebenssituation zufrieden zu sein. Allerdings bedeutet dies einen Rückgang von zehn Prozent im Vergleich zu den vorigen Jahrgängen, hieß es. „Wir beobachten, dass junge Menschen mit ihrer Lebenssituation insgesamt unzufriedener sind als noch vor ein paar Jahren“, sagte Sina Moussa-Lipp von der AK Wien.

Das liegt unter anderem an der Beurteilung der Arbeitssituation. 73 Prozent sind damit zufrieden, jedoch sank diese Zufriedenheit seit 2013 um acht Prozentpunkte. Rund ein Viertel der jungen Wiener beurteilt die eigene Arbeitssituation als nicht sehr gut. Nur 59 Prozent sind mit ihrem Einkommen zufrieden, aber auch die Zustimmung zu Betriebsklima, Identifikation mit der Arbeit und Wochenarbeitszeit ging deutlich zurück, hieß es.

47 Prozent in befristeten Wohnungen

Die Unzufriedenheit mit dem Einkommen wird laut AK auch in der Beurteilung des Haushaltseinkommens deutlich. Die Angabe, dass man mit diesem auskommt, ist seit 2008 um elf Prozentpunkte auf 74 Prozent gesunken. „Finanzielle Probleme wirken sich vielfältig aus, unter anderem wird zum Beispiel die Gründung eines eigenen Haushaltes erschwert. Besonders bei jungen Haushalten mit Kindern hat sich die finanzielle Situation infolge der Wirtschaftskrise 2008 kontinuierlich verschlechtert“, beklagt die AK.

Esszimmer
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Wohnkosten machen bereits 30 Prozent des Einkommens aus

Die Zufriedenheit mit der Wohnsituation ist mit zwei Drittel laut Studie zwar hoch, hat aber ebenfalls kontinuierlich abgenommen. Nach Ansicht der AK werden Folgen der verstärkten Spekulation aufgrund der Niedrigzinspolitik sichtbar. Viele Junge befinden sich demnach in schwierigen Wohnsituationen, problematisch sind sowohl Kosten, Befristungen als auch Überbelag. Inzwischen machen Wohnkosten rund 30 Prozent des Haushaltseinkommens aus – 2013 waren es noch 25 Prozent. Befristungen haben seit 2008 deutlich zugenommen. Inzwischen leben sogar 47 Prozent der jungen Menschen mit eigenem Haushalt in befristeten Wohnungen. Speziell Haushalte mit Kindern sind laut AK von derartigen Einschränkungen betroffen.

Immer mehr junge Menschen müssen zudem laut der Studie bei ihrer Haushaltsgründung auf Wohnformen abseits des geförderten Wohnbaus ausweichen. In Gemeindewohnungen leben nach dem Auszug aus dem Elternhaus lediglich 16 Prozent, im elterlichen Haushalt waren es noch doppelt so viele (32 Prozent). Fast die Hälfte der jungen Generation mit eigenem Haushalt lebt in privater Hauptmiete, seit 2013 nahm dieser Anteil um sechs Prozentpunkte zu.

Öffentliche Raum für Zufriedenheit wichtig

Besser beurteilt wird das Mobilitätsangebot, hier ist die Zufriedenheit gestiegen. Die höchste Bewertung erhielt der öffentliche Verkehr. 89 Prozent finden ihn gut oder sehr gut. Tatsächlich nutzen ihn auch fast drei Viertel der Befragten für die täglichen Wege. Der Anteil des Fahrrads am „jungen“ Modal Split hat sich demnach auf sechs Prozent verdoppelt. 41 Prozent wünschen sich jedoch einen Ausbau der Radinfrastruktur.

Corona hat die Situation in manchen Bereichen jedenfalls verschärft, hieß es. Laut AK erschweren die wirtschaftlichen Folgen, Konkurrenzdruck und Arbeitsplatzmangel sowie die Stigmatisierung als Hauptverbreitungsgruppe jungen Menschen den Übergang von der Ausbildung zum Beruf. Auch die eingeschränkten Möglichkeiten, gleichaltrige Menschen zu treffen, haben sich laut der Studie ausgewirkt. Eine wichtige Rolle spiele hier der öffentliche Raum und die Zugänglichkeit von konsumfreien Aufenthaltsorten.

„Der Rückzug ins Private und der Verlust von zentralen Identifikationsangeboten wie Sport- und Musikveranstaltungen bergen das Risiko von Vereinsamung,“ warnte Malena Haas von der AK-Wien: „Daher ist es von großer Bedeutung, dass öffentliche, konsumfreie Freiräume für junge Menschen erhalten bleiben und neue Angebote für soziale Teilhabe geschaffen sowie Angebote zur Partizipation in der Stadt gestärkt werden.“