Niki Popper, Laptop, Hassmails
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Coronavirus

Ende für Maske in Klasse: Experten uneins

Ab Dienstag fällt an allen Schulen die Maskenpflicht in den Klassen. Für den Wiener Simulationsexperten Niki Popper ist das in Ordnung. Michael Wagner, Mikrobiologe an der Uni Wien und Initiator einer Studie zur CoV-Dunkelziffer an Schulen, sieht das kritischer.

An den Volksschulen gibt es schon jetzt in den Klassen keine Maskenpflicht. Diese Regelung wird nun auf die restlichen Schulen ausgeweitet. Die Pflicht fällt analog zu den Volksschulen nicht nur am Sitzplatz, sondern generell in Klassen- und Gruppenräumen.

Die Befreiung von der Maske gilt nicht nur für die Schüler, sondern auch für die Lehrer. Die entsprechende Verordnung wird für Montag erwartet. Begründet wird die Aufhebung mit dem geringen Infektionsgeschehen bzw. der analogen Regelung in der Gastronomie.

„Testen und Screenen extrem wichtig“

Der Simulationsexperte Niki Popper hat eine Rücknahme von Maßnahmen modelliert. „Wir können nicht Maske-an, Maske-runter, modellieren, aber wir haben die Gesamtinfektiosität angesehen und da sehen wir, dass man jetzt Maßnahmen teilweise zurücknehmen kann, ohne dass sich die Situation an den Schulen wie auch bei der Gesamtbevölkerung stark verändert“, sagte Popper gegenüber wien.ORF.at. Es werde weiterhin Cluster geben, „die gibt es aber jetzt auch“.

Die Rechnungen gelten „die nächsten Wochen“, sagt Popper. Zum Schulbeginn im Herbst müsse man sowieso wieder neu rechnen und evaluieren. Für Popper wesentlich ist, dass in den Schulen weiter getestet und gescreent wird. „Testen und Screenen ist in Relation extrem wichtig. Es geht auch darum herauszufinden, ob es sich um eine Mutation handelt. Denn spielentscheidend wird neben der Impfung sein, ob wir etwaige Mutationen außen vor halten können“, sagte Popper.

Maske ab im Klassenzimmer

Was für Volkschüler*innen schon galt, wird jetzt auch für andere Schüler eingeführt. Die Maske darf im Klassenzimmer während des Unterrichts abgenommen werden. Der Wiener Elternverband spricht von einer wesentlichen Erleichterung, Mikrobiologe Michael Wagner von der MedUni Wien ist skeptisch. In England habe sich die Delta-Variante des Virus zuletzt stark unter den Jungen ausgebreitet.

„Schwerer, wenn man es wieder einführt“

Derzeit sei jedes tausendste Kind zwischen sechs und 14 Jahren in den Klassen infiziert, ohne es zu wissen. Das sei zwar weniger als im September, dem Ende der Maskenpflicht in den Klassenräumen steht Wagner von der Uni Wien aber kritisch gegenüber. Derzeit sehe er das akute Risiko aufgrund der Infektionszahlen zwar nicht, aber die Virusmutation in England bereite ihm Sorge. „Im Herbst muss man damit rechnen, dass sich diese Variante auch hier verbreitet“, sagte Wagner.

Und man brauche dann alle Maßnahmen, um eine vierte Welle zu verhindern. „Und alles was man zurücknimmt, ist dann wieder schwerer zu kommunizieren, wenn man es wieder einführt“, so Wagner gegenüber „Wien heute“. Man solle nicht den Fehler machen, wie im vergangenen Sommer, dass man die Pandemie unterschätzt.

Wagner sprach sich wie Popper für weiteres testen und screenen in den Schulen aus. „Darauf kann man auf keinen Fall verzichten“. Er forderte auch PCR-Tests für die Schulen ein, weil diese „einfach viel empfindlicher sind und es dann auch zulässt, durch Sequenzierung zu erkennen, welche Virenvariante zirkuliert“, so Wagner.