Chronik

Baby gestorben: Jugendamt prüft Vorfall

Hätte die Tat verhindert werden können? Das Baby, das in Liesing von seinem Vater geschüttelt und schwer verletzt worden war, ist am Wochenende im Spital gestorben. Die Familie hatte nur wenige Tage vor der Tat Kontakt mit dem Jugendamt.

Die Eltern kontaktieren die Kinder- und Jugendhilfe bereits in der Schwangerschaft. Es ging um eine drohende Delogierung aus einer Gemeindewohnung. Diese konnte abgewendet werden, die Familie blieb aber in engem Kontakt mit der MA 11. „Wir machen auch Hausbesuche, das war in diesem Fall so. Bei dieser Familie hat es keine Hinweise auf so eine massive, akute Gefährdung gegeben. Sonst hätten wir Maßnahmen gesetzt“, sagt Andrea Friemel von der MA 11.

Geschütteltes Kind: Familie bei Jugendamt bekannt

Das zweieinhalb Monate alte Baby, das vom eigenen Vater heftig geschüttelt worden sein soll, ist am Sonntag gestorben. Die Familie war beim Jugendamt bekannt und hat dort auch Beratung bekommen. Der letzte Kontakt war nur wenige Tage vor der Tat.

Regionalleitung prüft Abläufe

Die Familie war kooperativ, das Baby unauffällig, laut MA 11 kein sogenanntes Schreibaby. Der letzte Kontakt war am 31. Mai. Nur wenige Tage danach soll der 31-jährige Vater das Baby so stark geschüttelt haben, dass es seine Verletzungen nicht überlebte. Derzeit wird der Fall bei der MA 11 überprüft: „Bei so tragischen Vorfällen werden intern die Abläufe überprüft, es werden unterschiedliche Fachbereiche beigezogen und die Regionalleitung prüft auch.“

Die Eltern befinden sich nach wie vor in Untersuchungshaft, sie hatten die Tat zuerst geleugnet. Inzwischen sind sie aber geständig. Der 22-jährigen Mutter wird vorgeworfen, dass sie nicht eingeschritten ist.

Flyer Jugendamt
ORF

Tipps gegen Wut und Aggression

Als Elternteil kann man schnell an seine Grenzen stoßen. „Wenn Eltern ihr Kind im Arm halten und es schreit über Stunden lang, dann kommen eigentlich alle Eltern an ihre Grenzen“, so Hannes Kolar, der Leiter des Psychologischen Dienstes (MA 11). „Es verändert uns, es bringt uns in einen Kampfmodus hinein. Der führt dazu, dass wir Wut und Aggression entwickeln gegen den Stressor – und das ist in diesem Fall das wehrlose Kind.“

Nicht immer kann man dann Ruhe bewahren, so Kolar: „Wenn Sie akut in sich spüren, dass Sie eine Art Kontrollverlust erleben könnten, also wirklich schon die Fantasie haben, dem Kind weh zu tun, dann wäre das erste, das Kind auf eine weiche Unterlage zu legen und zwei Meter Abstand zu nehmen. Das kann zu einer Deeskalation führen.“

Der Experte empfiehlt außerdem ruhig zu atmen und Ohrenstöpsel zu verwenden, um Stress zu reduzieren. Dann holt man sich am besten Unterstützung – etwa von der Familie. Kommt so eine Situation öfter vor, sollte man sich professionelle Hilfe holen.