Bäckerei Öfferl in der Währinger Straße
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Wirtschaft

Bäcker suchen händeringend Personal

160.500 Menschen in Wien waren im Mai entweder ohne Arbeit oder in einer AMS-Schulung. Dennoch gibt es Betriebe, die händeringend nach Personal suchen. Besonders davon betroffen sind derzeit etwa Bäckereien, ihnen fehlt vor allem Verkaufspersonal.

„Aktuell haben wir im Verkauf vier Stellen offen, die wir dringend besetzen wollen“, schilderte Alexandra Szhin von der gleichnamigen Bäckerei aus Wien ihre aktuelle Situation. Es gäbe auch ein bis zwei Stellen als Hilfsarbeiter in der Produktion, die zu besetzen wären. Und sie würden außerdem noch den Betrieb auch gerne vergrößern, könne aber nicht einmal die bestehenden Stellen besetzen, obwohl sie seit mehr als vier Monaten auf Personalsuche ist.

Viel drastischere Folgen gibt es anderswo. In einer seit 35 Jahren bestehenden Bäckerei in Niederösterreich mit 17 Filialen hätten drei zugesperrt werden müssen: "Aktuell suchen wir händeringend etwas mehr als 20 Mitarbeiter, sagte Besitzer Wolfgang Hager im ORF-Radio. Das sei eine Situation, wie er sie noch nie erlebt habe.

„Zu wenig Unterschied zwischen Lohn und Arbeitslosengeld“

Gründe für fehlendes Personal gibt es durch die Corona-Pandemie mehrere: Abwanderung in andere Branchen und Rückkehr zahlreicher Mitarbeiter in ihre Heimat vor allem in Osteuropa. Und als „ein bisschen schwierig“ beschrieb Szhin die Vermittlung durch das Arbeitsmarktservice (AMS): „Wir bekommen schon über eine Vorauswahl Bewerber zugesandt. In den meisten Fällen sind die dann aber entweder nicht erreichbar oder wollen gar nicht arbeiten. Und wenn mir der Bewerber am Telefon dann erzählt, dass er sich nur bewirbt, weil das AMS ihn schickt, dann hat sich das Vorstellungsgespräch auch erübrigt.“

Sier glaubt, dass der Unterschied zwischen bezahlter Arbeit und keiner Arbeit nicht groß genug sei „und dadurch kein Anreiz für die Person da ist, eine bezahlte Tätigkeit anzunehmen, weil er zuhause einfach auch ganz gut mit dem, was er vielleicht vom Staat bekommt, leben kann“ – eine Meinung, der auch viele andere Bäcker sind, das aber nicht öffentlich sagen wollen.

Mehr Lohn als Anreiz für Konsumenten teuer

Lohnerhöhungen, um vielleicht mehr Anreiz dafür zu schaffen, Kipferln, Semmeln und Brot zu verkaufen, wären natürlich immer ein Weg, hieß es seitens der Bäcker. Nur glaube niemand, dass die Bevölkerung auch dazu bereit wäre, dann auch mehr für die Produkte zahlen zu müssen. Auch Alexandra Szihn hält deutlich höhere Preise für Brot und Gebäck für nicht realisierbar. Daher seien auch für sie deutlich höhere Löhne nicht finanzierbar.