Eine Mücke saugt Blut aus dem Arm eines Mannes.
dpa-Zentralbild/Patrick Pleul
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Tiere

Gelsensaison verzögert sich

Den Gelsen in Wien ist der Frühling zu nass und zu kalt gewesen. Der Stechmückenmonitor der Stadt Wien registriert derzeit ein sehr geringes Aufkommen, hieß es bei der Stadt. Ein Gelsenexperte erwartet heuer „nur ein durschnittliches Stechmückenjahr“.

„Jetzt gibt es bereits die ersten Gelsen und auch schon die ersten Überschwemmungsgelsen in Augebieten“, sagte Hans-Peter Führer vom Institut für Parasitologie an der Veterinärmedizinischen Universität (VetMedUni). Wie die Stechmückensaison ausfällt, hängt auch vom Wetter ab. „Es hängt davon ab, wie viel es regnet und wie warm es ist. Was ich aber vermuten kann, ist aber, dass es heuer nur ein durchschnittliches Stechmückenjahr sein wird“, so Führer gegenüber Radio Wien.

„Entwicklung von virusbelasteten Populationen“ erkennen

Seit vier Jahren werden durch die Veterinärmedizinische Universität Daten zu Insektendichte, möglicher Virusbelastung, Temperaturentwicklung und Mückenart von Mai bis September gesammelt und monatlich ausgewertet. „Ziel ist es, damit möglichst früh die Entwicklung von virusbelasteten Populationen, etwa mit dem West-Nil-Virus, zu erkennen und das Übertragungsrisiko abzuschätzen“, so die Stadt Wien. Eine weitere wesentliche Aufgabe ist ein frühzeitiges Erkennen von neuen „invasiven Spezies“.

Die VetMed misst das Vorkommen der Stechmücken „an rund zwölf“ Orten in der Stadt, erklärte Führer. „Wir verwenden am häufigsten eine Falle, wo man die erwachsenen Stechmückenweibchen versucht zu fangen. Das ist ein Zylinder, der mit Kohlendioxid als Lockstoff versehen wird. Drinnen befindet sich ein Ventilator. Sobald eine Stechmücke über den Ventilator fliegt, wird sie hineingezogen und landet in einem Netz“, so Führer. Kohlendioxid funktioniert deshalb als Lockstoff, weil das auch der Mensch ausatmet und so die Gelsen anlockt.

Brutplätze reduzieren

Obwohl es derzeit nur ein geringes Aufkommen der Gelsen gibt, kann man doch bereits jetzt einer Verbreitung entgegenwirken. Eine der wichtigsten Maßnahmen gegen die Gelsenplage ist es etwa, die Brutplätze zu reduzieren. Eine öffentliche Grünfläche, ein privater Garten oder ein begrünter Balkon – überall dort können kleinste Wasseransammlungen wie in Topfuntersetzern, Abdeckplanen oder Regentonnen schon zu Brutstätten werden.

„Wichtig ist, regelmäßig das Wasser an diesen Stellen zu entfernen, sodass sich erst gar nicht Gelsen aus den Larven entwickeln können“, riet Sabine Walser von der MA 24 – Landessanitätsdirektion.

Tigermücke ursprünglich aus Asien

Neben den heimischen Gelsen beobachten die Experten auch die Verbreitung der Tigermücke. Diese kommt ursprünglich aus dem asiatischen Raum, wo sie auch als Krankheitsüberträger etwa von Chikungunya- oder Dengue-Viren bekannt ist und im Gegensatz zu heimischen Gelsenarten auch tagsüber aktiv ist. „Derzeit besteht in Österreich kein Risiko, sich anzustecken, da die Viren hier nicht endemisch auftreten und die Tigermücke nur über den Stich beim Menschen den Virus aufnehmen kann“, beruhigte die MA 24.

In Ländern mit hohem Vorkommen von Tigermücken – wie Italien und Frankreich – wurden aber bereits Krankheitsübertragungen dieser Erreger im Wege infizierter Reiserückkehrer beobachtet. Die asiatische Tigermücke gelangte vor allem mit Gütertransporten nach Europa. Aus Südeuropa wurden erwachsene Tiere (aber auch Eier) in Autos und Lastwagen weiter nach Norden transportiert. Aufgrund dieses Verbreitungswegs wurde Aedes albopictus während der vergangenen Jahre in Österreich, Deutschland und der Schweiz insbesondere entlang von nach Südeuropa führenden Autobahnen gefunden.

„In Wien haben wir bis dato nur Einzelfunde“ gehabt, sagte Führer. Er und sein Team wissen nicht, ob die Tiere den Winter überlebt haben. „Wir untersuchen gerade, ob die Tigermücke es geschafft hat in Wien zu überwintern und zwar in Form vom Eiern“, so Führer.