Lovis Corinth, Dame am Goldfischbassin, 1911
Johannes Stoll / Belvedere, Wien
Johannes Stoll / Belvedere, Wien
Kultur

Belvedere zeigt Lovis Corinth

Die Bilder sehen teils wild und expressiv aus, auch Lovis Corinth war es: Das Belvedere widmet dem 1858 geborenen Maler eine Ausstellung. Zu sehen ist „Lovis Corinth – Das Leben, ein Fest!“ bis 3. Oktober.

Die Kunst von Corinth zu beschreiben, ist nicht ganz einfach. Das Belvedere versucht deshalb in der neuen Ausstellung „Lovis Corinth – Das Leben, ein Fest!“ gar nicht erst, den deutschen Maler gängigen Stilrichtungen der Jahrhundertwende zuzuordnen. Über das Lebenswerk des schillernden Corinth – inklusive seiner laut Kurator Alexander Klee expressiven, aber nicht expressionistischen Spätphase – können sich nun Kunstliebhaber im Belvedere selbst ein Bild machen.

„Er kostete das Leben wirklich aus“

Corinth wurde 1858 in Ostpreußen geboren, die Malerei erlernte er unter anderem in München und Paris. Er war Gründungsmitglied der Münchner Secession und später Vorsitzender der Berliner Secession. Velazquez, Rubens und Rembrandt nahm er sich zum Vorbild. 1904 heiratete Corinth seine Malereischülerin Charlotte Berend, mit der er später zwei Kinder hatte.

Lovis Corinth, Liegender weiblicher Akt, 1907
Belvedere, Wien, Foto: Johannes Stoll
Lovis Corinth, Liegender weiblicher Akt, 1907

Die Lust am Leben und Feiern riss mit der Ehe aber nicht ab. „Er kostete das Leben wirklich aus“, stellt Klee bei der Pressekonferenz am Mittwoch fest. Dieses Lebensgefühl ging auch auf seine Werke über. Seine Frau malte er zunächst im Ballkleid, selbst stellte er sich gerne als Bacchanten dar.

53 Gemälde werden gezeigt

„Die Rahmen muss man sich fast wegdenken“, sagte Belvedere-Generaldirektorin Stella Rollig. Die 53 Gemälde – samt den nicht abnehmbaren, wuchtigen hölzernen und goldenen Bilderrahmen – hat man im Oberen Belvedere thematisch geordnet. Viele Themen – vom Porträt, mit dem er Geld verdiente, über Akte bis hin zu Schlachthöfen und Vanitas-Motiven – begleiteten Corinth ein Leben lang. So stellt sich die Entwicklung, die seine Malerei durchmachte, in den einzelnen Räumen deutlich dar.

Elemente von Realismus und Impressionismus lassen sich in seinem Werk festmachen. Im Jahr 1911 erlitt der Künstler einen Schlaganfall, der auch einen Wandel in seiner Malerei hervorrief. Zeigen frühere Bilder wie „Liegender weiblicher Akt“ viel Kunstfertigkeit, sehen spätere Bilder wie die vom Maler geliebte „Königsberger Marzipantorte“ wilder aus. Was das Werk Corinths stets zusammenhält, ist die Sinnlichkeit.

Ausstellungsansicht Lovis Corinth. Das Leben, ein Fest!
Johannes Stoll / Belvedere, Wien
Ausstellunsgansicht im Oberen Belvedere

1909 auf Wien-Besuch

Oft ist in den Ölgemälden jeder Strich sichtbar, damit vermochte Corinth, wie etwa bei der „Dame am Goldfischbassin“, alle Details eines Raumes einzufangen. Doch nicht nur sehen die Bilder teils wild und expressiv aus, auch der Maler war es: Die Porträtierten hätten, so Klee, oft Angst gehabt, Corinth würde mit seinen heftigen Pinselstrichen Löcher in die Leinwand schlagen. So lebendig wie der Künstler war auch seine Farbwahl. In seinen Bildern von Schlachthöfen, die dem Sohn einer Gerberfamilie als Vanitas-Motiv dienten, besonders in „Geschlachtete Kälber“, zelebrierte er die Farbe rot.

Lovis Corinth, Die Waffen des Mars, 1910
Johannes Stoll / Belvedere, Wien
Lovis Corinth, Die Waffen des Mars, 1910

Der Künstler malte oft im Freien und am Sujet, ohne vorher eine Skizze anzufertigen. Am Ende seines Lebens entstanden zahlreiche Bilder des bayrischen Walchensees, an dem der Künstler ein Haus besaß. Protagonist in diesen Gemälden ist die Farbe, die selbst die winterlichen Landschaften leuchten lässt. Ein blassblauer See, eine in Weiß, Blau und Lila getünchte Umgebung und rot-goldene herbstliche Blätter sind es etwa bei „Walchensee im Winter“.

Wien besuchte er einmal – im Jahr 1909, in dem drei seiner Gemälde auch bei der Internationalen Kunstschau in der Stadt ausgestellt wurden. Der spärliche Bezug zur österreichischen Hauptstadt war jedoch nicht der Hauptgrund, dem Künstler eine Ausstellung und einen Katalog zu widmen. „Die Idee entstand gemeinsam mit dem Saarlandmuseum“, sagte Rollig. Zusammen habe man einen wesentlichen Bestand an Corinth-Bildern. In das Saarlandmuseum wird die Ausstellung im November denn auch weiterwandern.