Junge Mädchen
ORF.at/Carina Kainz
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Wien impft

Wien setzt auf „Impfmonat für die Jungen“

„Jetzt ist die Zeit der Jungen“, hat Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) am Montagabend einen neuen Impfschwerpunkt angekündigt. Diese Woche werden Termine für Kinder und Jugendliche ab zwölf und für junge Erwachsene zwischen 18 und 30 Jahren freigeschaltet. Auch ein „Impfevent“ ist geplant.

Hacker erklärte im „Wien heute“-Interview am Montagabend den Juli zum „Impfmonat der Jungen“. Das sei „dringend notwendig und höchst an der Zeit“. Ab Dienstag werden wie bereits angekündigt 10.000 Impftermine für Kinder ab zwölf – nach Bedarf gemeinsam mit den Eltern – freigeschaltet. Ab Mittwoch soll dann auch die Gruppe der 18- bis 30-Jährigen einen Impftermin buchen und sich ab nächstem Montag impfen lassen können.

35.000 Termine mit Johnson-&-Johnson-Impfstoff

„Wir werden insgesamt 35.000 Termine freischalten mit dem Impfstoff von Johnson & Johnson, das heißt, es ist nur eine einmalige Impfung notwendig, dann ist der Vollschutz auch schon nach wenigen Wochen gegeben“, kündigte Hacker an. Man habe „jetzt den Impfstoff so portioniert, dass sich das auch wirklich gut ausgeht mit brauchbarer Menge“.

Peter Hacker im Innenhof des Rathauses
ORF
Hacker will in den Sommermonaten „ganz viele Jugendliche und junge Erwachsene erreichen“

Die 35.000 Impfdosen seien nur der „erste Schritt in der Planung“ für diese Altersgruppe, so Hacker weiter. Im Juli sollen dann weitere Zehntausende Termine hinzukommen – abhängig von den genauen Impfstofflieferungen, die man noch nicht im Detail kenne. Das könnten dann auch wieder andere Impfstoffe als Johnson & Johnson sein, so Hacker. Aber alles, was im Juli noch an Impfstoff komme, solle als Hauptschwerpunkt den Jungen zugute kommen, unterstrich er. Insgesamt habe man allerdings nach wie vor zu wenig Impfstofff für alle, die sich vorgemerkt hätten.

„Kein Zweittermin, keine Scherereien“

Ab dem 22. Tag nach der Johnson-&-Johnson-Impfung ist man voll immunisiert. „Kein Zweittermin. Keine Scherereien“, twitterte Hacker-Sprecher Mario Dujakovic auf Twitter. Laut dem Pressesprecher sind in Wien bei den 30- bis 39-Jährigen 43 Prozent bereits erstgeimpft, bei den 20- bis 29-Jährigen sind es 36 und bei den 16- bis 19-Jährigen 15 Prozent. In der Altersgruppe der Zwölf- bis 15-Jährigen haben bisher erst 0,7 Prozent den ersten Stich erhalten. Diese Quoten wurden über das Impfen von Risikogruppen und betriebliche Immunisierungen erreicht. „Die Jüngeren waren solidarisch mit Älteren. Jetzt ist es nur fair, beim Impfen stärker auf sie zu fokussieren“, twitterte Dujakovic.

Anmeldestart für Eltern-Kind-Impfung

Los geht es nach Kommunikationsschwierigkeiten – der Start wurde ursprünglich bereits für Montag angekündigt – im Laufe des Dienstagvormittags nun auch mit der Anmeldung für das Eltern-Kind-Impfen. Konkret will die Stadt mehr als 30.000 Zwölf- bis 19-Jährige erreichen, die bereits beim Impfservice Wien vorgemerkt sind, aber noch keinen Impftermin haben – und eben auch deren Eltern, sofern diese noch nicht geimpft sind. Zunächst wird es 10.000 Impftermine geben, geimpft wird mit Biontech und Pfizer. Die Aktion soll aber dauerhaft fortgesetzt werden.

Impfparty für Junge

Noch im Juni soll es für Kinder ab 12 und für junge Erwachsene zwischen 18 und 30 Jahren in Wien zehntausende Impftermine geben und im Juli sogar eine eigene Impfparty.

Online muss angegeben werden, wer (Mutter, Vater, beide oder keiner) mitkommt und damit auch geimpft werden soll. Falls beide Eltern schon immunisiert sind, können Kinder dennoch durch die Impfstraße begleitet werden. Die Terminslots im Austria Center wurden für das erste Wochenende verlängert, damit es zu keinen langen Wartezeiten kommt. Bisher konnten sich nur Jugendliche registrieren, die auch in eine Risikogruppe fallen.

Familienaktion „ein Versuch“

Das Eltern-Kind-Impfen sei einmal „ein Versuch“, und man werde schauen, wie das angenommen werde, so Hacker am Montag. Die bisherigen Rückmeldungen seien „großartig“, zeigte er sich optimistisch. Wenn die Impftermine voll seien, werde die Aktion „fix“ weitergehen. Ansonsten müsse man sich etwas anderes einfallen lassen. Es sei jedenfalls sein „Ehrgeiz, im Juli und August ganz viele Jugendliche und junge Erwachsene zu erreichen“, nicht nur wegen der Discos, sondern auch wegen des Schulstarts ab September, so Hacker.

Musikevent als Rahmenprogramm geplant

Hintergrund sind auch die Öffnungspläne für die Nachtgastronomie. Diesen steht der Wiener Gesundheitsstadtrat aber skeptisch gegenüber. Derzeit beraten in Wien gerade die Expertenstäbe, ob man in Wien „andere Maßstäbe anlege, als das der Bundeskanzler (Sebastian Kurz, ÖVP, Anm.) ganz offensichtlich getan hat“, so Hacker. Am Dienstag werde er erste Informationen bekommen. Es könne sein, dass man „die eine oder andere Spielregel für Wien ein bisschen anders definiert“. Hacker bittet diesbezüglich noch um ein wenig Geduld.

Zuletzt war in Wien auch darüber nachgedacht worden, dass die vom Bund per 1. Juli angedachten Öffnungsschritte nicht in vollem Ausmaß umgesetzt werden. Clubs und Diskotheken könnten etwa nur für geimpfte oder genesene Personen erlaubt werden – also nicht für getestete Besucher. Dies wäre eine Verschärfung der vom Bund angekündigten 3G-Regel. Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) wollte dies etwa mit Verweis auf entsprechende Forderungen der Ärztekammer zuletzt nicht ausschließen.

Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) zeigte sich diesbezüglich heute skeptisch. „Darüber kann man erst nachdenken, wenn man genügend Impfdosen hat“, sagte er am Rande einer Pressekonferenz. Welche Regeln in Wien kommen werden und ob es regionale Verschärfungen gibt, ist noch offen. Er werde sich in den nächsten Tagen dazu wieder mit Fachleuten beraten, berichtete der Bürgermeister.

Strikt abgelehnt wird eine „Impfpflicht“ für die Nachtgastronomie von der Branche. Stefan Ratzenberger, der Obmann des entsprechenden Verbandes, sprach am Dienstag in einer Aussendung von einer „Diskriminierung“. Er hat laut eigenen Angaben ein Rechtsgutachten in Auftrag gegeben, um dies zu prüfen. „Die Einführung der Impfpflicht über die Hintertür ist keine Lösung, da sich das Ausgehverhalten der jungen Bevölkerung Wiens in den privaten und/oder öffentlichen Raum verschieben wird“, warnte er.